Video: https://www.youtube.com/watch?v=AToOFc122EU
Liebe Brüder und Schwestern in Christus!
Jesus Christus ist das größte Geschenk unseres Lebens. Die Tatsache, dass er auferstanden ist und sich vielen gezeigt hat, ist ein besonderes Zeichen seiner Liebe. Wäre er aus dem Grab heraus direkt in den Himmel aufgefahren, so würde es nun für uns viel schwerer sein zu glauben. Aber er ist auferstanden, hat sich für uns hingegeben und ist auch heute noch in seiner liebenden Gegenwart zu spüren, indem er uns auf unserem Lebensweg begleitet.
In diesem Zusammenhang möchte ich drei Punkte hervorheben: Jesus lebt; wir können ihm vertrauen, denn er räumt Hindernisse aus dem Weg; Jesus handelt (er hilft uns, den Kummer zu überwinden).
- Jesus lebt. Dies ist der größte Unterschied zwischen einem gläubigen und einem ungläubigen Menschen. Der Ungläubige glaubt, dass Jesus Christus gelebt hat (so wie Moses oder Cicero), und der Gläubige glaubt, dass Jesus Christus lebt. Und er lebt nicht nur „irgendwo“, sondern begleitet uns auf unserem Lebensweg. Nicht nur als Idee, mit unserem Denken erfassen wir, dass er lebt, wir „glauben“ nicht nur, dass er lebt, sondern dies ist auch die Erfahrung unseres Lebens. Er ist derjenige, dem wir begegnet sind oder dem wir begegnen können, wie Maria Magdalena, welche gerade in der Begegnung mit Ihm den Sinn ihres Lebens gefunden hat; wie Petrus und Johannes, welche in ihrer Ungewissheit neue Kraft erhalten; wie Thomas, der, obwohl er in der Nähe Jesu gelebt hatte, doch zweifelte, bis er, in der Begegnung mit dem Auferstandenen, die Kraft fand, auch sein Leben für Christus hinzugeben.
Jesus hat uns das Geschenk seiner Gegenwart gemacht, und an diesem Geschenk sind immer zwei Personen beteiligt: der Geber und der Empfänger. Wie bei einem Radio gibt es einen Sender und einen Empfänger. Beide sind wichtig. Wir sind diejenigen, denen Er das kostbare Geschenk seiner Gegenwart bringt. Aber wir werden zu Empfängern, wenn wir mit ihm zusammenarbeiten.
- Wenn wir mit Jesus zusammenarbeiten, beseitigt er Hindernisse.
Es ist wichtig, dass wir unseren Beitrag bringen. Wir haben gesehen, wie die Frauen am Ostermorgen früh aufgestanden sind und zum Grab geeilt sind. An diesem Tag war dies ihr Beitrag, um dieses göttliche Geschenk zu empfangen. Die menschliche Seele muss darauf vorbereitet sein, das Geschenk Gottes zu empfangen. In einen verschlossenen, abgeflachten Sack kann man nichts hineinlegen, er muss sich öffnen, damit er empfangen kann. Für uns hat das „Training“ der Fastenzeit dazu beigetragen, dass wir an Ostern ein offenes Herz haben. Aber jeden Tag müssen wir unseren Teil dazu beitragen, jeden Tag müssen wir etwas tun, um unsere Herzen zu öffnen, um Gottes Geschenk auch heute zu empfangen. Gott hat uns zur Gemeinschaft berufen, aber wir müssen auch alleine anfangen; selbst wenn sich niemand bewegt, muss ich anfangen.
Liebe Brüder und Schwestern, wir sehen, dass die große Menschenmenge, die sich am Palmsonntag um Jesus versammelte und Hosianna sang, nach der Kreuzigung und dem Tod Jesu zu Hause blieb. Nur ein paar Frauen, ein paar Apostel machen sich am Ostermorgen auf den Weg, aber aus dieser kleinen Nachahmung wird ein Weltereignis geboren; Die Auferstehung Christi wird verkündet, und durch sie kann Christus die ganze Welt mit seiner Gegenwart erfüllen.
Auch wir müssen das Gleiche tun. Wenn sich auch niemand auf der Welt bewegt, werde ich mich trotzdem auf den Weg machen. Ich höre seinen Ruf, öffne mein Herz, empfange Gottes Geschenk und mache mich auf den Weg, um diese Gabe zu allen Menschen zu bringen, mit denen ich in Kontakt komme.
Auch Gott tut seinen Teil. Das Wichtigste hat er bereits getan: Er ist auferstanden. Aber sein Anteil war es auch, dass der Stein vom Eingang seines Grabes bereits weggerollt war. Wenn die Frauen zu Hause lange nachgedacht hätten, wären sie auf viele Hindernisse gestoßen, wie zum Beispiel – so wie sie einander auch auf dem Weg fragten – wer würde den Stein für sie wegrollen? Als sie ankamen aber, war der Stein nicht mehr an seinem Platz. Und wie oft haben wir das in unserem Leben erlebt, wenn wir vorher gedacht haben: Ach, wie schwer wird das sein, was uns erwartet! Wer wird uns helfen, werden wir dann Kraft haben?! Aber wir haben die Initiative ergriffen, wir haben uns auf den Weg gemacht, wir waren mutig und haben gesehen, dass die Hindernisse schon aus dem Weg geräumt waren, der Pfad war bereits geebnet. Natürlich kommen auch unterwegs immer wieder die Gedanken, dass es ein zweites Hindernis geben kann, dann ein drittes… wir müssen immer mutig sein und vorwärts gehen. Er ist auferstanden, Er ist lebendig, Er geht uns voraus, wir können auf Seine Gegenwart bauen, auf Seine Unterstützung zählen.
Vielleicht besteht unser Anteil – das Öffnen unseres Herzens – auch darin, morgens ein wenig früher aufzustehen, um dem Herrn im Gebet zu begegnen, die hl. Messe zu besuchen, auch wenn wir sehr spät zu Bett gegangen sind. Schauen wir nicht auf die Tatsache, dass viele Leute nicht aufstehen, dass viele Leute nicht kommen: ich fange an, ich komme.
- Der auferstandene Jesus holt uns aus der Dunkelheit heraus und macht uns zum Geschenk für andere.
Er reisst die Apostel aus ihrer Angst und Isolation heraus, Er kommt ihnen entgegen, indem Er unter ihnen erscheint und sie ermutigt. Gottes Geschenk ist es, dass der Schmerz von gestern, die Trauer von gestern nicht ewig währt. Und das ist auch ein besonders großes Geschenk Gottes: die Tatsache, dass wir manchmal Dinge vergessen können, dass manche Schmerzen mit der Zeit verblassen, manche Wunden heilen. Manchmal sind wir traurig, dass wir Dinge vergessen, aber was für ein großes Geschenk ist es, dass wir den Schmerz nicht die ganze Zeit in unserem Herzen herumtragen, sondern dass wir es schaffen, ihn zu überwinden. Das Geschenk Gottes ist es, dass das Leben ewig ist, nicht der Tod. Und Gott hat uns zu diesem Leben berufen.
Meine lieben Brüder und Schwestern, wir sollten uns stets dessen bewusst sein, dass wir das Volk des auferstandenen Christus sind. Es ist wichtig, zu spüren, dass wir zu dieser Gemeinschaft, zu diesem Volk gehören. Alleine gehen wir leicht verloren, unsere Begeisterung lässt bald nach, wir sind schwach. Alleine sind wir kaum in der Lage, die Frohe Botschaft zu verkünden. Stärken wir, also, dieses Bewusstsein: Wir gehören zum Volk des auferstandenen Christus!
Die Fastenzeit zählt 40 heilige Tage, die Osterzeit umfasst 50 heilige Tage. Die Fastenzeit war eine Zeit der Vorbereitung, der Buße, der Entsagung, sie bedeutete zum Großteil, unsere Seelen darauf vorzubereiten, um das große Geschenk zu empfangen. Nun, da wir die Auferstehung Christi, Christus selbst, als Geschenk in unsere Herzen aufnehmen, sollen wir, in diesen fünfzig Tagen, dieses Geschenk mit anderen teilen. Die fünfzig Ostertage sollen eine Zeit der Freude sein. Jeden Tag möchte ich den lieben Gott um unsere tägliche Freude bitten, zusammen mit unserem täglichen Brot, das ich breche und mit meinen Mitmenschen teile. Möge meine tägliche Antwort auf das große Geschenk der Auferstehung Christi darin bestehen, dass ich diese gute Nachricht mit vielen teile. Amen.
Temeswar, am Ostersonntag des Herrenjahres 2023
† Josef,
Bischof von Temeswar