Schw. Marie-Gudrun Glückert, Marianische Schwester von Schönstatt seit 2019 inTemeswar/ Banat tätig

Die Marianischen Schwestern von Schönstatt sind inzwischen kein Novum mehr im Temeswarer Stadtbild. Dies, auch weil einige Mitglieder dieser Gemeinschaft apostolischen Lebens aus unserer Stadt stammen und öfter ihre Heimat besucht haben, aber auch, weil die Schwestern schon seit mehreren Jahren in verschiedenen Bereichen in Temeswar tätig sind. Anfang 2019 wurde eine ständige Niederlassung (Str. Corbului Nr. 2, 300239 Timișoara/ Temeswar) mit nun fünf Mitgliedern eröffnet. Ein Mitglied dieser Gemeinschaft ist seit Sommer 2019 auch Schwester Marie-Gudrun Glückert…

Wo sind Sie geboren? Wie kamen Sie zur Schönstattbewegung und was hat Sie bewogen, Schönstätter Marienschwester zu werden? Welche Aufgaben hatten Sie im Rahmen dieser marianisch-apostolischen Bewegung?
– Am 5. Oktober 1945 bin ich in Üchtelhausen, einem Dorf nahe der Industrie- und Kugellager-stadt Schweinfurt, Unterfranken/Bayern – Deutschland, geboren. Ich wuchs mit zwei Brüdern und einer Schwester in einer katholischen Familie auf. Unser Ort war zu dieser Zeit noch von einer gut katholischen Tradition geprägt. Ein Priester aus der Schönstattbewegung machte uns mit dieser Bewegung bekannt. Weil mich die Spiritualität und Ziele innerlich angesprochen haben, schloss ich mich einer Gruppe an.
Nach dem Besuch der Volksschule besuchte ich die Städtische Mittelschule in Schweinfurt mit dem Abschluss der Mittleren Reife.
Bis zum Beginn der Ausbildung als Erzieherin arbeitete ich als kaufmännische Angestellte, dann als Justizangestellte beim Landgericht Schweinfurt, um mir einen finanziellen Grund-stock für eine spätere Ausbildung zu schaffen, denn Büroarbeit war nicht meine ‚Berufung‘.
Von 1966 bis 1968 besuchte ich das Seminar für Sozialpädagogik der Schönstätter Marien-schwestern auf der Liebfrauenhöhe bei Rottenburg am Neckar. Zum anschließenden Aner-kennungsjahr war ich in Bamberg in einem Übergangsheim für Kinder von deutschen Spät-aussiedlern aus Polen, Ungarn, dem ehemaligen Jugoslawien, Russland. Die Kinder und Jugendlichen sollten vor allem die deutsche Sprache lernen und mit der westlichen Kultur vertraut werden. Da manche noch nicht getauft waren und weder die Erstkommunion, noch das Sakrament der Firmung empfangen hatten, konnte dies auf Wunsch ermöglicht werden. Dieses Jahr wurde für mich eine wertvolle Erfahrung und vermittelte mir einen Eindruck in der kommunistischen Erziehungsweise und Prägung. Ich erlebte, was es bedeutet, einen neuen Anfang in einem fremden Land zu machen, die Sprache nicht zu verstehen und Heimweh zu haben. Eine erste „Begegnung“ mit Menschen aus östlichen Ländern.

Mein Weg zur Schönstätter Marienschwester
Mit etwa 14 oder 15 Jahren beschäftigte mich die Frage, in welche Richtung mein Lebensweg gehen soll – abgesehen von der beruflichen Tätigkeit. Da erhielt ich eines Tages eine Spruch-karte, deren Text für mich ein roter Faden für die Zukunft wurde. Er lautet: „Das Wichtigste ist, immer dort zu sein, wo Gott uns haben will“ (Bernanos)
Die Suche nach dem Wichtigsten, wo Gott mich haben will, hat begonnen. Damit ich diesen Weg finde, wandte  ich mich bei diesen „Suchbewegungen“ immer wieder an die Gottesmut-ter Maria und vertraute auf die Aussage, dass sie noch nie jemand, der sie um Hilfe bat, im Stich gelassen hat. Sie sollte mir zeigen, was Gottes Wille ist und mir helfen, mein Ja dazu zu sagen.  Dies habe ich auch zum Inhalt meines persönlichen Betens gemacht. Die Frage nach der Berufung, das ganze Leben in den Dienst Gottes zu stellen, ihm allein zu gehören, beschäftigte mich immer wieder. Mir kam auch öfter die Szene aus der Verkündigungsstunde in den Sinn, als der Engel Maria die Botschaft Gottes mitteilte. Was wäre aus unserer Welt geworden, wenn sie ‚Nein‘ gesagt hätte? Im Kontext dieser Überlegungen durfte ich eine kleine Verkündigungsstunde erleben. Ich kam mit einem mir bis dahin unbekannten Priester, der in unserem Dorf Urlaubsvertretung machte, ins Gespräch über das, was mich innerlich im Blick auf eine religiöse Berufung beschäftigte. Der Priester gehörte der Gemeinschaft der Salvatorianer an. Er war überzeugt, dass ich eine Berufung zu einem jungfräulichen Leben als Schwester hätte. Ich solle mit der Entscheidung nicht zu lange warten. Obwohl ich darin den Willen Gottes ziemlich eindeutig erkennen durfte, setzte ein innerer Kampf – ein Für und Wider – ein.
Inzwischen nahm ich Kontakt auf mit der zuständigen Provinzleitung der Schönstätter Marienschwestern auf der Liebfrauenhöhe. Einer Aufnahme in die Gemeinschaft stand nichts im Wege. Doch ich entschied mich, zuerst die Ausbildung als Erzieherin und das Anerkenn-ungsjahr zu machen. Im Nachhinein habe ich diesen Entschluss doch ein wenig bereut, denn ich hätte, wenn ich vor der Ausbildung eingetreten wäre, dem Gründer Schönstatts, Pater Josef Kentenich, persönlich begegnen können. „Warten Sie nicht zu lange!“ Dieses Wort des Priesters klang mir nach dem Tod des Gründers Schönstatts 1968 noch lange in den Ohren.

Ein neuer Lebensabschnitt

Im September 1969 bin ich in der Gemeinschaft der Schönstätter Marienschwestern eingetreten. Nach der Zeit des Noviziats begann der Einsatz auf verschiedenen Aufgabengebieten: Erzieherin in Kindergarten, Heimleiterin, Arbeit in der Schönstatt Familienbewegung, Mitwirkung in Provinzleitung, Oberin.
Im Herbst 2003 brachte der „Engel des Herrn“ eine neue Botschaft, die einen gravierenden Einschnitt in mein Schwesternleben brachte. Meine Vorgesetzten baten mich, das Amt als Provinzoberin für Bayern und die Donauländer Österreich und Rumänien zu übernehmen. „Wie soll das geschehen?“ fragte ich wie die Gottesmutter in der Verkündigungsstunde. Ich erinnerte mich wieder an den Satz: „Das Wichtigste ist, immer dort zu sein, wo Gott uns haben will!“ Neuer Aufbruch in eine andere Provinz in eine große, verantwortungsvolle Aufgabe, die ich nur im Vertrauen auf die Hilfe der Gottesmutter und unseres Gründers übernehmen konnte. Zwölf Jahre durfte ich erfahren, dass diese Hilfe eine tragende Kraft ist und dass das Wohlwollen und Mitgehen der Schwestern die Bürde des Amtes erleichtern kann.
Da Rumänien zu unserem Provinzterritorium gehörte, war es wichtig, dass ich; wie auch schon meine Vorgängerin im Amt, diesen Teil der Provinz kennenlernte. Inzwischen gehörten sieben junge Schwestern aus Rumänien zu unserer Gemeinschaft. 2006 besuchte ich mit zwei Mitschwestern zum ersten Mal das Land, das ich bis dahin nur vom Schulunterricht her kannte.
Ich staunte über die Weitflächigkeit des Landes, einst als „Kornkammer Europas“ bekannt, jetzt aber vielfach unbebaut. Verlassene alte „Kolchosen“ erinnerten an die Aera der kommu-nistischen Planwirtschaft. Die vielfach beschädigten Fassaden von ehemals schönen Häusern gaben Zeugnis aus dieser Zeit.
Anliegen dieser Reise: Kontakte mit Bischöfen aufnehmen, bisherige vertiefen und die Heimat und Familien unserer Mitschwestern aus Rumänien kennenlernen. So kam es zur Begegnung mit Bischof Tempfli, Bischof Roos, Bischof Schönberger und Bischof Böcskei. Wir durften viel Wohlwollen unserer Gemeinschaft und Schönstatt gegenüber erfahren. Die Deutschkenntnisse der Bischöfe erleichterten die Gespräche. Man spürte, dass sie sich freuen würden, wenn wir eine Niederlassung unserer Gemeinschaft in den Blick nähmen.
In den Familien unserer Schwestern wurden wir herzlich mit rumänisch-ungarischer Gastfreundschaft aufgenommen, so in Oradea, Cluj, Satu Mare, Brasov, Arad und Temeswar. Schön war auch die Begegnung mit manchen Priestern. Dass das Land mehr von orthodoxer Religiosität geprägt ist, war für mich eine neue Erfahrung und die Tatsache, dass unser Schönstätter Gnadenbild an vielen Orten zu finden war.
In meiner Amtszeit als Provinzoberin gab es noch mehrere Reisen, jedoch zeigten sich nicht genügend „offene Türen“ für eine konkrete erste Niederlassung mehrerer Schwestern. Wohl arbeitete vorübergehend einmal eine Schwester in Oradea, später zwei Schwestern in Temeswar für die Schönstattbewegung und für Unterricht an Schulen, später eine Schwester wiederum in Oradea und Temeswar.
Nachdem meine Zeit als Provinzoberin im Dezember 2015 endete, übernahm ich nach einer „Auszeit“ im Herbst 2016 bis Oktober 2019 im Schönstattzentrum Waldstetten (Nordbaden in Baden Württemberg) die Haus- und Wallfahrtsleitung.
Dies waren bis dahin meine Aufträge in unserer marianisch-apostolischen Bewegung.

Haben Sie bisher auch in anderen fremden Ländern, außer Rumänien, gearbeitet?
– Bisher habe ich in keinem fremden Land gearbeitet, nur im Schönstattzentrum Quarten, in der Schweiz, hatte ich ein vierwöchiges Praktikum absolviert.

Was bewog Sie dazu, sich für Rumänien zu entscheiden und nach Temeswar in die gleichnamige Diözese zu kommen?
– Seit meiner Ablösung als Provinzoberin habe ich jeden Tag für Rumänien gebetet, damit sich im Blick auf die Gründung einer Niederlassung bald eine Lösung ergibt. Die Zukunft Rumäniens hat mich also von innen her bewegt und ich habe das Anliegen so „als Kind meines Herzens“ mitgetragen.
Deshalb war meine Freude groß, als im Frühjahr 2019 die erste Niederlassung mit drei Schwestern in Temeswar gegründet wurde.
Im Frühsommer des gleichen Jahres brachte „der Engel des Herrn“ eine neue „Botschaft“ für mich. Es war die Anfrage, ob ich zur Mithilfe und Unterstützung der Schwestern in Temeswar nach Rumänien gehen könnte. Bei aller Verbundenheit mit Rumänien hätte ich dennoch nicht an einen konkreten Einsatz vor Ort gedacht.
Doch, da kam mir wieder ‚mein Satz‘ in den Sinn: „Das Wichtigste ist, immer dort zu sein, wo Gott uns haben will.“
Unser Gründer, Pater Kentenich hat einmal zu einer Schwester gesagt: „Der Segen Gottes erreicht Sie jetzt dort, wohin Sie gehen sollen.“ Also nicht da, wo ich gerne bleiben möchte, wenn es nicht Gottes Wille ist.
Obwohl es für mich keine Frage war, zum Willen Gottes ja zu sagen, gab es doch eine Zeit des Abwägens, des Für und Wider, vor allem auch im Blick auf mein schon fortgeschrittenes Alter.
Ausschlaggebend, dass ich mich für Rumänien entschieden habe, war die Tatsache, dass ich schon eineBeziehung zu diesem Land hatte und dass ich die Schwestern, die dort sind, kenne. Auch die Tatsache, dass sich diese Schwestern über mein Kommen freuen würden, hat mich motiviert und den neuen Schritt leichter gemacht.

Begegneten Sie in Deutschland Menschen, die aus dem Banat stammen und ausgewandert sind? Was wussten Sie über das Banat, über Temeswar, bevor Sie hierher kamen?
– In Deutschland habe ich keine Erfahrungen mit Menschen gemacht, die aus dem Banat stammten. Mir war nur bekannt, dass in der Nähe meiner Heimatstadt Schweinfurt in einem Stadtteil Menschen wohnten, die aus dem Banat oder aus der Batschka stammten. Sie pflegten zum Teil ihre Traditionen aus der alten Heimat und ich hatte den Eindruck, die gemeinsame Herkunft schafft einen gewissen Zusammenhalt.
Geschichtliche Fakten oder Informationen über das Banat waren mir nicht bekannt.

Sie sind schon seit einem Jahr in Temeswar: Welche Erfahrungen haben Sie hier im Laufe dieses Jahres gemacht?
– Eine sehr positive Erfahrung war zu Beginn meines Hierseins das Erlebnis der Hauseinweih-ung. Dass der Diözesanbischof, Bischof Josef Pál und viele Priester daran teilgenommen haben, hat den Eindruck vermittelt, dass dieses Haus eine Bedeutung haben wird. Die liturgische Feier, die von Mitgliedern aus der Bewegung mitgestaltet wurde und die Mehrsprachigkeit schuf die Atmosphäre einer Völkerfamilie, die sich um einen Mittelpunkt schart. Die deutschen Worte wirkten heimatlich und ließen das Gefühl, Ausländer zu sein, gar nicht aufkommen. Ich staunte auch immer wieder, wie viele Leute Deutsch sprechen oder wenigstens verstehen.
Die Herzlichkeit und Freundlichkeit der Personen, die zu der kleinen Schönstattfamilie gehören, hat mir von Anfang an das Gefühl gegeben, willkommen zu sein, willkommen nicht nur als Schönstätter Marienschwester, sondern auch als Mensch, so wie man ist.
Durch die Begegnung bei der Einweihung des Hauses war auch Gelegenheit, mich mit deutschstämmigen Personen (Nachkommen der „Donauschwaben“) bekannt zu machen. Sie freuten sich besonders, dass nun auch eine deutsche Schwester hier ist. Durch eine Volontärin aus Deutschland, die in einem Hospiz in Temeswar arbeitete, fand ich Kontakt zu Bewohnern im „Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus“, dem Altenwohnsitz für Deutschstämmige aus dem Banat. Leider konnten Besuchskontakte meinerseits durch die Corona-Pandemie nicht weiter gepflegt werden – außer über Telefon. In der Weihnachtsfeier, die mit deutschen Liedern und Auftritten gestaltet war, staunte ich, wieviel deutsches Kulturgut lebendig ist. In der „Deutschen Zeitung“ konnte ich auch lesen, wie alte Bräuche gepflegt und erhalten werden.
Wohltuend ist für mich die Tatsache, dass in den Pfarreien auch Gottesdienste in deutscher Sprache gefeiert werden oder ein Gottesdienst mehrsprachig gestaltet wird. Es beeindruckt immer wieder neu die tiefe Religiosität der Menschen, sowohl der katholischen, der ortho-doxen oder der reformierten Christen.
Zudem kann ich hier beobachten, dass zum Christentum die Sorge für die Armen und Bedürf-tigen gehört. Viele Menschen geben von dem, was sie sicher selbst nicht im Überfluss haben, für die Armen, z.B. bringen viele zum Fest der hl. Elisabeth Lebensmittel mit in die Kirche, die dann an Bedürftige verteilt werden. Als Zeichen echt christlicher Nächstenliebe wird auch oft etwas für die Armen beim hl. Antonius hinterlegt.
Inzwischen konnte ich bei verschiedenen Gelegenheiten mit meinen Mitschwestern die Stadt Temeswar ein wenig näher kennenlernen. Dass Temeswar auch „Klein-Wien“ genannt wird, kann ich zu meiner Freude an vielen Bauwerken, Parkanlagen und Denkmälern bestätigen. Ich kann auch beobachten, dass seit meinem erstenBesuch hier 2006 die Renovierungsmaßnahmen enorm fortgeschritten sind. Es wirkt manches viel gepflegter.Temeswar wird schöner! Es wird aber noch einige Zeit dauern, bis die ursprüngliche Originalität wieder voll sichtbar wird.
Sehr informativ war für mich der Besuch in dem Gebäude, das die Geschichte der Revolution von 1989 sehr anschaulich auf verschiedene Weise dokumentiert. Es ist wichtig, dass man um die Geschichte eines Landes weiß, in dem man tätig ist. Es weckt Hochachtung und Bewunderung vor dem, was Menschen in der Zeit eines totalitären Regimes durchgetragen, durchgelitten und mit dem eigenen Leben bezahlt haben. Ohne die historische Wende wäre es wohl nicht möglich gewesen, als Gemeinschaft hier eine erste Niederlassung zu errichten.
Dass wir als kleine Gemeinschaft hier in der Str. Corbului Nr. 2 miteinander wohnen können, war für mich von Anfang an ein „Beheimatungsfaktor“. Es ist die gleiche Gemeinschaft, die ich seit meiner Zugehörigkeit als Schönstätter Marienschwester kenne, die gleiche Spiritualität, die gleichen marianisch geprägten  Lebensformen, die gleichen apostolischen Ziele usw. Es ist meine Gemeinschaft, meine geistige Familie. Diese Familie zeigt sich auch im alltäglichen  Miteinander, im familienhaften Verbundensein. Es zeigt sich im gemeinsamen Gebet, im Miteinander Tun, wenn es um apostolische oder soziale Projekte geht, aber auch in der Pflege des frohen Miteinanders und der Entspannung, z. B. bei einer Fahrt in die landschaftlich so schönen Vorkarpaten.
Gerade das frohe Miteinander ist wichtig, wenn die Gemeinschaft auch Kraftquelle sein soll für die einzelne Mitschwester. Damit das funktioniert, muss jede ihren Fähigkeiten und Möglichkeiten entsprechend etwas dazu beitragen.
Meine Aufgabe hier ist es, schwerpunktmäßig für das leibliche Wohl der Schwestern oder der Gäste mit zu sorgen. In diese mehr „innerhäusliche Aufgabe“ musste ich mich langsam einarbeiten, aber es macht mir Freude, für andere da sein zu können, vor allem entsprechend zu kochen, backen, etc. Ein abwechslungsreicher Küchenzettel ist eine Herausforderung! Dabei ist auch die einheimische, regionale Küche zu berücksichtigen, ein Lernprozess, bei dem mir meine Mitschwestern gerne behilflich sind.
Als großes Geschenk dürfen wir unsere kleine Hauskapelle erleben. Sie ist der geistige Mittelpunkt unseres Hauses, eine Oase. Hier beginnen und beenden wir unseren Tag. Hier bringen wir unsere Gebetsanliegen und die Sorgen vieler Menschen vor den Herrn und seiner heiligen Mutter. Hier kommen wir zu innerer Ruhe und Geborgenheit.
In der Covidzeit begann ich mich mit der rumänischen Sprache zu beschäftigen. Dafür stellte sich eine alleinstehende pensionierte Frau zur Verfügung. Der Unterricht erfolgte über Telefon. Dass das Erlernen einer Fremdsprache im fortgeschrittenen Alter nicht leicht ist, merke ich immer wieder. Ich bewundere die Geduld meiner „Lehrerin“.  Es weckt aber auch das Verständnis für Mitschwestern oder andere Menschen, die die deutsche Sprache erlernen mussten. Was mich motivierte, Rumänisch wenigstens anfanghaft zu lernen, ist die Erfahrung, die ich immer wieder im Alltag mache: Man ist oft hilflos, wenn man sich nicht verständigen kann, z.B. beim Einkaufen, bei Unterhaltungen etc. Es vertieft die Erkenntnis: wenn ich in einem fremden Land bin, muss ich wenigstens versuchen, die Menschen dort sprachlich zu verstehen. Manchmal helfen schon einfache Worte eines Grußes, ein Bitte, ein Danke, um freundlichen Kontakt aufzunehmen.
Als Fazit meiner Erfahrungen darf ich sagen, dass mir der Aufenthalt in Rumänien in diesem ersten Jahr eine gewisse Weite meines Lebenshorizontes geschenkt hat und dass das Älterwerden Chancen für neue Perspektiven, neue Lebensfreude und noch einen gewissen Hauch an jugendlicher Beschwingtheit haben kann.
Es ist auch schön, noch eine Aufgabe erfüllen zu können, die dazu beiträgt, dass innerlich und äußerlich etwas wachsen kann. Ich bin dankbar, dass ich mit meinen Kräften helfen kann, dass die Schönstattbewegung in Rumänien zum Segen für die Diözese Temeswar und für das ganze Land fruchtbar wird.

Wie finden Sie die Mehrsprachigkeit der Diözese Temeswar und die Mannigfaltigkeit der Ethnien, Völkerschaften und Traditionen unseres Bistums?
– Die Mehrsprachigkeit gibt der Diözese eine Lebendigkeit und Vielfalt. Eigentlich ist dieses ein „Modell“, ein Vorbild für Europa. Wo man sich in mehreren Sprachen verständigen kann, gelingt ein besseres Miteinander, Verständnis füreinander und wirkt sich kultivierend aus. Man toleriert sich gegenseitig leichter, wertet die Andersartigkeit. Die verschiedenen Traditionen ergänzen einander und lassen die „Schätze“ der anderen entdecken.

Das Pressebüro der Diözese Temeswar bedankt sich herzlichst für das Gespräch!