Heuer finden die Heimattage der Banater Deutschen in Temeswar, zwischen den 2. und 4. Juni unter den Motto: Zusammen in der europäischen Kulturhauptstadt – Drei Jahrhunderte Heimat, Glaube und Kultur im Banat statt. Am Samstag, den 3. Juni, fand in einem feierlichen Rahmen, im Saal der Temeswarer Oper, um 11.00 Uhr ein Festakt statt, im Rahmen dessen die Ehrennadel in Gold des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat an S.E. Dr. h.c. Martin Roos, emeritierter Bischof von Temeswar verliehen wurde. Bei dieser Gelegenheit wurde die Laudatio von Dr. Claudiu Sergiu Călin, Diözesanarchivar und Vorstandsmitglied des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat, verfasst und verlesen. Seine Exzellenz Martin Roos, emeritierter Bischof, sandte seinerseits ein Dankesschreiben, da er nicht persönlich beim Festakt anwesend sein konnte. In Vertretung Seiner Exzellenz wurde die Ehrennadel von Pfr. László Bakó, Seelsorger von Iratoșu, ehemaliger Sekretär des Bischofs entgegen genommen.
L A U D A T I O
Anlässlich der Verleihung der Ehrennadel in Gold, des Demokratischen Forums der Deutschen im Banatan Seiner Exzellenz Dr. h.c. Martin Roos, emeritierter Bischof von Temeswar
Exzellenzen, Hochverehrte Vertreter der Behörden, Werte Gäste aus dem Inn- und Ausland,
Sehr geehrte Damen und Herren,
Liebe Landsleute,
das Demokratische Forum der Deutschen im Banat hat die besondere Ehre und außergewöhnliche Freude, die Ehrennadel in Gold, die höchste Auszeichnung des Banater Forums, Seiner Exzellenz Dr. h.c. Martin Roos, emeritierter Bischof von Temeswar, emeritierter Apostolischer Administrator von Zrenjanin/Großbetschkerek zu verleihen.
In einer nicht leichten, aber äußerst beehrenden doppelten Position, als Diözesanarchivar, und als Vorstandsmitglied des Banater Forums, wurde mir der Auftrag übertragen, heute die Laudatio auf Monsigniore Roos zu sprechen. Dieser Auftrag ist für mich aus unbestreitbaren Gründen beehrend, doch zugleich ist es nicht leicht, einen Menschen zu beschreiben und – ja – zu loben, der oft äußerst zurückgezogen, bescheiden und überlegt in Wort und Tat ist.
Bischof Martin Roos ist am 16. Oktober 1942 in der Ortschaft Knees/ Satchinez in der Banater Heide, in einer schwäbischen Familie zur Welt gekommen. Der Zweite Weltkrieg und die Russlanddeportation haben das Leben der jungen Familie Roos und des kleinen Martin schon sehr, sehr früh gekennzeichnet. Die liebevolle, couragierte Fürsorge der Großeltern hat den Charakter des Kindes Martin Roos modelliert und ihm die Liebe für den Glauben und für die Geschichte des Banats und unseres Volksstammes beigebracht. Irgendwann, in der Grundschule von Knees, in einer Pause, blieb ein einziger Schüler unbemerkt in der Klasse. Seine Kollegen spielten im Schulhof. Er aber ließ alle Portraits der kommunistischen Machthaber, die damals in den Lesebüchern unter dem Titelblatt standen, verschwinden…
„Mein Jugendtraum war, ,Parra uf dr Heed´ zu werden“, erkannte Bischof Roos in einem Interview, vor einigen Jahren. Als Kind, in Knees, sprang der kleine Martin oft über den Zaun, von der Schule zur Kirche, um bei der hl. Messe zu ministrieren. Ebenfalls als Ministrant assistierte er beim Antoniusaltar, in der Domkirche, bei den Messen des Pfarrers Stefan Schulz und als Schüler, ebenfalls in der Domkirche, bei der Aufbahrung unseres großen Schwabenbischofs Augustin Pacha…
Den Traum Priester zu werden folgte Martin Roos und begann sein Studium in Alba Iulia / Karlsburg, aber auch in Kanada, wohin er schon früh auswanderte. Familie Roos blieb aber nicht lange in Kanada, so dass der junge Banater Theologe in Deutschland, in Königstein im Taunus, sein Studium beendete. Sein bedeutendster Ratgeber aus dieser Zeit war Prälat Josef Nischbach, der ihm riet, sich für die Diözese Rottenburg-Stuttgart anzumelden. Aus dieser Zeit stammen die ersten Rezensionen, Artikel und die Kontakte zu den ausgewanderten Banater Priestern und Landsleuten.
Heutzutage vergessen wir viel zu oft, dass das Banat mal viel größer war als das, was es heute ist, und dass unser Glaube und unsere Kultur viel reicher, vielfältiger und tiefer waren. Martin Roos erinnert uns immer wieder daran, nicht nur in seiner Serie „Erbe und Auftrag“ – über die Geschichte der Diözese Tschanad – sondern auch durch seine Kontakte, seine Reisen und seine Tätigkeit, dass es auch jenseits der Grenzen ein (anderes) Banat und Banater gibt. Schon als junger Priester stand er in Korrespondenz mit dem großen Banater Kirchenhistoriker Juhász Kálmán aus Segedin, und mit Dr. Franz Kräuter, dem Bruder des späteren Bischofs Sebastian Kräuter. Beide ermutigten ihn, seinen Traum zu erfüllen, zu leben, Gott und den Landsleuten als Priester zu dienen und die Geschichte unserer Diözese allen bekannt zu machen.
Nach der Wende, 1990, als unzählige Banater Schwaben nur noch den Weg nach Deutschland wissen und machen wollten, machte Pfarrer Martin Roos aus Stimpfach den Weg von Deutschland nach Temeswar… zurück! Er war der einzige Banater Priester, der zurückgekommen war. Und das, um hier zu bleiben. Er blieb hier und half Bischof Sebastian Kräuter bei der Neuordnung der ausgebluteten Diözese, bei der Sanierung und Neueinrichtung des alten Bischöflichen Ordinariats, rettete unzählige Pfarrarchive, Bibliotheken und Kultgegenstände, die ein neues Zuhause im Diözesanarchiv, im Diözesanmuseum und in der Bibliothek des Ordinariats gefunden haben. Es war nicht immer einfach, aber die Liebe zu Gott, zur eigenen Heimatdiözese, zu ihren Völkern und Sprachen, zum eigenen Volksstamm und zur Kultur war und ist unerschöpflich.
Papst Johannes Paul II. ernannte 1999 Msgr. Roos zum 93. Nachfolger des hl. Gerhard und zum dritten Bischof der Diözese Temeswar. Eine neue Aufgabe, weitere Projekte im Zeichen der Kontinuität, der Stabilität, der Zukunft in einer nicht immer einfachen Gegenwart umzusetzen.
Als Martin Roos zum Priester geweiht wurde, war sein Primizmotto ein Zitat aus dem ersten Johannesbrief: „Was wir mit unseren eigenen Augen gesehen haben, was wir mit unseren Händen vom Wort des Lebens betastet haben, das verkünden wir euch“. Als Bischof, stand seine Tätigkeit ganz unter dem Motto: Emitte Spiritum tuum – Sende aus deinen Geist! Der Heilige Geist und die Gottesmutter Maria von Radna standen stets während der nächsten zwei Jahrzehnte vor den Augen des damals neuen Oberhirten: lebensfähige Strukturen für die Pastoration schaffen, junge Menschen begeistern und einbinden und Priester ausbilden, selbst forschen und Studien veröffentlichen, aber auch Renovierungsprojekte – wie jenes von Maria Radna und zum guten Teil auch unserer Temeswarer Domkirche – stehen ganz im Sinne der beiden Wahlsprüche da.
Im Namen des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat – aber eigentlich im Namen all unserer Banater Landsleute von nah und fern – wird heute die Ehrennadel in Gold Seiner Exzellenz Martin Roos verleihen. Menschen, die ihr Leben ganz im Dienste Gottes, der Gemeinschaft und der Kultur braucht unsere Gesellschaft, heute mehr als jemals zuvor. Das Lebenswerk und die Werte dieser Persönlichkeiten, wie Msgr. Martin Roos, mögen die jüngeren Generationen inspirieren und in der Gegenwart, für die Zukunft begleiten.
Die kleine goldene Ehrennadel ist heute ein kleines Zeichen der Dankbarkeit und Verbundenheit für einen großen Bischof, Landsmann und Gottesmann. Möge aber unsere Arbeit, unser Tun, von nun an bis in die Zukunft, ganz im Zeichen des Erbes und des Auftrags unseres emeritierten Bischofs Martin Roos stehen!
Herzlichen Dank und vergelt’s Gott, Exzellenz!