Das Domkapitel des Bistums Temeswar ist der historische Nachfolger des Kapitels der Diözese Tschanad, auf dem heutigen Gebiet Rumäniens, wobei sich die Zahl der Domherren im Laufe der Jahrhunderte entwickelt hat. Gegründet wurde das Domkapitel vom hl. Gerhard, dem ersten lateinischen Bischof dieser Gebiete, und wurde mit der osmanischen Besetzung von Tschanad im Jahr 1550 zerstört. Es wurde 1723 von Kaiser Karl VI. (Karl III. als König von Ungarn) offiziell reaktiviert und hatte seinen ersten Sitz in der Stadt Szegedin, in der Kirche des Hl. Demetrius. Der Umzug nach Temeswar erfolgte 1740 unter der Obhut der Kaiserin Maria Theresia, was auch durch die Verlegung des Bischofssitzes von Tschanad von Szegedin in die Stadt an der Bega erleichtert wurde. Die verschiedenen Bezeichnungen der bestehenden Stellen im Domkapitel entsprechen den alten, teilweise bis heute bestehenden Aufgaben, die von den damit betrauten Priestern wahrgenommen werden.
Am Samstag, den 24. Februar 2024, am Fest der Erhebung des heiligen Gerhard, unser erster Bischof und Märtyrer, fand die Einsetzung der neue ernannten Domherren um Rahmen einer feierlichen Pontifikalvesper statt. Dies war notwendig, da in den letzten Jahren sechs der zwölf aktiven Kanonikerstellen im Kapitel unserer Kathedrale frei geworden sind. Seine Exzellenz Josef Csaba Pál, Diözesanbischof von Temeswar hat durch das Bestätigungs- und Ratifizierungsdekret mit der Nummer 1878, die neuen Mitglieder ernannt.
Bei dieser Gelegenheit haben die Mitglieder des Domkapitels den Treueeid vor dem Diözesanbischof abgelegt, als sie ihr neues Amt antraten, und sie wurden in ihren eigenen Platz im Stallum/ Chorgestühl im Altarraum der Domkirche eingeführt. Somit setzt sich das Domkapitel nun wie folgt zusammen:
PRAEPOSITUS MAIOR (Dompropst): Msgr. Johann DIRSCHL, Generalvikar, Temescher Erzdechant, Pfarrer zu Temeswar I. Innere Stadt;
PRAEPOSITUS MINOR (Kleinpropst): Pfr. Zsolt SZILVÁGYI, Pastoralvikar, Pfarrer zu Temeswar IV. Josefstadt – bisher Canonicus Cantor.
CANONICUS LECTOR: Msgr. Gjuka AUGUSTINOV, Pfarrer zu Temeswar VIII. Bulgarischsprachige Pfarrei – bisher Canonicus Custos.
CANONICUS CANTOR: der hochw. Herr Nikola LAUŠ, Kanzleidirektor und Ökonom im Bischöflichen Ordinariat – bisher Canonicus Carolinus Iunior;
CANONICUS CUSTOS: Pfr. Adalbert JÄGER, Dechant von Tschanad, Pfarrer zu Temeswar VI. Fratelia – bisher Canonicus Senior;
CANONICUS ARCHIDIACONUS: Pfr. Árpád KIRÁLY, Erzdechant von Arad, Pfarrer zu Arad-Schega – bisher Canonicus Alexandrinus Senior;
CANONICUS SENIOR: Pfr. János KAPOR, Pfarrer von Kischineu an den Kreisch – bisher Ehrendomherr;
CANONICUS JUNIOR: Pfr. Dorin Gyula FILIP, Dechant von Temeswar und Detta, Pfarrer von Tschakowa – bisher Ehrendomherr;
CANONICUS ALEXANDRINUS SENIOR: Pfr. Sebastian MIRCIOV, Pfarrer von Alt-Beschenowa, bisher Ehrendomherr;
CANONICUS ALEXANDRINUS IUNIOR: Pfr. Tamás BENE, Pfarrer von Tschanad und Alt-Beba – bisher Ehrendomherr;
CANONICUS CAROLINUS SENIOR: Pfr. Veniamin PĂLIE, Erzdechant des Banater Berglands, Pfarrer von Reschitz I. Maria Schnee – neu ernannter Domherr;
CANONICUS CAROLINUS IUNIOR: der hochw. Herr Zoltán KOCSIK, Direktor des Römisch-Katholischen Theologischen Gymnasiums Gerhardinum, Rektor der Piaristenkirche – neu ernannter Domherr.
Das Kollegium der Ehrendomherren wird durch die Ernennung von Dr. Zoltán Toman, Diözesanpriester im Dienst des Heiligen Stuhls in Rom, und Dr. László Bakó, Pfarrer von Iratoș, Beamter des Diözesantribunals. Beide Kleriker waren bisher als Präbendare des Timisoara-Kapitels tätig. Zu Ehrenkanonikern können sowohl Priester aus unserer Diözese als auch aus anderen Diözesen ernannt werden. Unter den Ehrenkanonikern befinden sich bereits seit mehreren Jahren Priester aus der Diözese Szeged-Csanád und der Diözese Zrenjanin/Becicherecu Mare – dank der historischen Verbindungen, die die Bischöfe unserer Diözese immer betont und auf diese Weise aufrechterhalten haben. Unter den Ehrendomherren befinden sich auch Geistliche aus den Diözesen Fulda und Regensburg.
Präbendare sind ständige Mitarbeiter der Domherren und durften in der Vergangenheit die Aufgaben der Domherren übernehmen, wenn die Domherren aus verschiedenen Gründen verhindert waren oder zu viele Aufgaben hatten. Dafür wurden sie auch entlohnt – praebenda bedeutet, dass der betreffende Geistliche sich einer Pfründe erfreute. Mit dem oben genannten Dekret ernannte Seine Exzellenz Josef Csaba Pál, Diözesanbischof, auch zwei Präbendare in den Personen von Pfr. Marin Matieș, Dekan von Severin – Pfarrer von Karansebesch und Pfr. Augustin Bărbuț, Vize-Ökonom, Pfarrer von Temeswar IX. Allerheiligste Dreifaltigkeit (Marienheim).
Die musikalische Umrahmung der Pontifikalvesper, die in lateinischer, rumänischer, ungarischer und deutscher Sprache gehalten wurde, übernahmen der Domorganist Róbert Bajkai-Fábián und der Violonist Leonard Agigheoleanu.
Zu Beginn der Einführungszeremonie begrüßte Seine Exzellenz Josef Csaba Pál, Diözesanbischof, Seine Exzellenz Martin Roos, emeritierter Bischof, und Msgr. György Kóbor, emeritierter Generalvikar und Direktor der Caritas Tschakowa, und sagte: „Dies ist ein besonderer Moment für unsere Kathedrale, denn diese Brüder, die in unserer Diözese dienen, werden nun auch in unserer Kathedrale dienen. Es ist eine Freude für mich, dass Sie, liebe Gläubige, hier im Herzen unserer Diözese bei ihnen sind. Beten Sie für sie, dass sie ein Beispiel der Demut, der Bescheidenheit und der Selbsthingabe sein mögen.“
Die Mitglieder des Domkapitels legten dann vor dem Diözesanbischof den Treueeid ab, gefolgt von der Übergabe der Mozzetta (Schulterkragen) an die neu ernannten Mitglieder und der Übergabe des Kapitelsabzeichens: „Nehmt das Kanonikerkreuz, das Abzeichen unseres Domkapitels, entgegen. Darin wirst du die Reliquie des heiligen Gerhard tragen. Möge das Beispiel seines Lebens und seines Martyriums Ihnen die Kraft geben, Ihr ganzes Leben lang bis zum Tod Zeugnis für Christus abzulegen“, so der Diözesanbischof. Die Einführung der neuen Mitglieder endete mit der Übergabe des Birettos (Kopfbedeckung), der Unterzeichnung der Dokumente auf dem Altar und der Übernahme des einzelnen, eigenen Domherren-Stuhls im Stallum/ Chorgestühl. Danach wurde die Pontifikalvesper in der üblichen Weise fortgesetzt.
Die Mitglieder des Domkapitels – die Domherren/ Domkapitulare oder Kanoniker – sind neben den ihnen anvertrauten pastoralen, erzieherischen oder kulturellen Aufgaben diejenigen, die abwechselnd für jeweils eine Woche die hl. Messen in der Domkirche zum hl. Georg, der römisch-katholischen Kathedrale der Diözese Temeswar feiern und an den verschiedenen Festen oder Zeitspannen des Kirchenjahres an gemeinsame Gebete/ Vesper oder Laudes/ teilnehmen.
Pressestelle der Diözese Temeswar