Maria Radna feiert heuer ein doppeltes Jubiläum: 500 Jahre seit der Errichtung der ersten Kapelle im damaligen Weinberg, am Ort der jetzigen Wallfahrtskirche, aber auch 200 Jahre seit der Kosekrierung des Gotteshauses durch den Erzbischof von Gran/Esztergom, durch den damaligen Fürstprimas Alexander Rudnay. Auch wenn die Gesundheitsvorschriften keine grossen Feierlichkeiten erlauben, kann der historische Moment nicht unmarkiert bleiben.
Die Ereignisse der Vergangenheit werden in schriftlichen Chroniken aufbewahrt; Augenzeugen sprechen am authentischsten über die jüngsten und gegenwärtigen Ereignisse. Die nächsten Seiten enthalten die Worte unterschiedlichen Menschen: Gottesdiener, ältere Menschen, die an ihrer Religion festhalten, junge Menschen, die im Glauben aufwachsen, Bewahrer unserer gemeinsamer Feste und Pilger am jahrhundertealten Gnadenort von Maria-Radna.

Herr Marian Duma ist Organist und Kantor der Pfarrkirche in Lupak. Er wurde 1972 geboren. 1991 besuchte er die Kantoren-Schule in Temeswar. Zunächst arbeitete er als Debutant und als freier Mitarbeiter der Pfarrrei Lupac, später aber wurde er fest angestellt. Er ist verheiratet, Vater von zwei Kindern und arbeitet mit Hingabe in der Gemeinde. Er leitet den Kirchenchor und verschönert die Messen und Andachten mit seinem Gesang.

– Als Musiker und Organist sind Sie ein Verehrer der Muttergottes von Radna. Was ist Ihre erste Kindheitserinnerung an diesen heiligen Ort? Mit wem sind Sie zuerst nach Radna gefahren?
– Im Alter von 5 Jahren brachte mich meine Großmutter zum ersten Mal nach Radna. Das war 1978. Später, als ich 14 wurde, begann ich selber zu Fuß zu pilgern. Ich war sehr überrascht von der großen Anzahl von Pilgern, die anlässlich der Pilgerreisen nach Maria Radna kamen und der Jungfrau Maria wie aus einer Stimme sangen. Von diesem Alter an kann ich mich gut daran erinnern, wie die Jahrmarkter-Blaskapelle kam und sang, und alle Anwesenden beeindruckte.

– Wann haben Sie zum ersten Mal in Radna an der Orgel gespielt oder zusammen mit den Pilgern auf dem Kreuzweg gebetet? Was haben Sie Gefühlt in diesen Momenten?

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– An der Orgel in der Basilika habe ich 1991 zum ersten Mal, auf der Pfingstpilgerfahrt gespielt und gesungen, und – das weiß ich noch ganz genau – als die hl. Messe begann, hatte ich für kurze Zeit gemischte Gefühle, ein wenig Angst, Lampenfieber… aber nicht lange… danach fühlte ich einen Zustand inneren Friedens und ein Gefühl der Freude, das ich nur dort erleben konnte.

– Welches war das erste Marienlied, das Sie dort gesungen haben? Welches Lied steht Ihre Seele am nahesten?
– Eines meiner ersten mit der Orgel begleiteten Lieder stmmt aus der kroatischen Folklore, nämlich ,,Čuj nas, Majko“- auf Deutsch könnte man es so übersetzten: „Erhöre uns, o Mutter.“ Sein Text ist wie ein Gebet der Söhne zur heiligen Jungfrau – unsere Mutter – sie bringen ihr Herz mit und schenken es der Gottesmutter.

– Im Laufe der Jahre haben Sie in Radna verschiedene Pilger und Gruppen von Gläubigen getroffen, die jeweils in ihrer eigenen Sprache singen und beten. In welcher Beziehung stehen Sie zu diesem Reichtum an Sprachen, musikalischen Schätzen und Gebeten, die hier gesprochen werden? Natürlich haben Sie Lieder gehört, die in anderen Sprachen gesungen wurden, deren Text Ihnen jedoch in Ihrer Muttersprache bekannt ist.
– Bei meiner ersten Pilgerreise war ich sehr erstaunt zu hören, wie Menschen in anderen Sprachen als Kroatisch, bzw. Rumänisch, Ungarisch, Deutsch sprachen, die mir damals unbekannt waren. Eine andere Sache, an die ich mich gut erinnern kann, waren die verschiedenen Lieder in mir damals unbekannten Sprachen, deren Melodien mir vertraut vorkamen – das beeindruckte mich damals und heute noch sehr.

– Haben Sie Pilgergruppen im Laufe der Zeit zu Fuß oder mit Bus, Bahn oder auf andere Weise begleitet? Welche Erinnerungen haben Sie, welche Erfahrungen, ihre Atmosphäre?
– Jedes Mal, wenn ich persönlich nach Radna reiste oder eine Gruppe von Pilgern begleitete, hatte ich die Gelegenheit verschiedene Menschen zu treffen, mit denen ich eine spirituelle Verbindung und eine vertraute Atmosphäre im Gebet aufbauen konnte.

– Die Atmosphäre der Wallfahrten nach Maria Radna ist eine besondere, manchmal sehr abwechslungsreiche. Welche ist die Begebenheit, die Ihnen in Erinnerung geblieben ist und die Sie beeindruckt hat?
– Eine besondere Erinnerung, an die ich mich jedes Mal mit großer Freude erinnere ist die der Jahrmarkter Blaskapelle. Bei meiner ersten Pilgerreise war ich sehr beeindruckt, diese Menschen sowohl während, wie auch nach der hl. Messe vor der Kirche auf Ihre Instrumente spielen zu hören. Und jedes Jahr freute ich mich darauf, nach Radna zu gehen, damit ich der Blaskapelle zuhören konnte.

– Was bedeutet Maria Radna für Sie?
– Maria Radna ist für mich ein besonderer Ort, ein heiliger Ort, ein Ort an dem ich Gott besonders danken und auf die Fürsprache der Heiligen Jungfrau Maria um Gnade bitten kann, ein Ort an dem ich mich geistlich „aufladen“ und mir die Kraft holen kann, die ich im Alltag brauche.

– Das Pressebüro der Diözese Temeswar bedankt sich herzlichst für das Gespräch!