Der Marienwallfahrtsort Maria Radna im Kreis Arad war am 2. August erneut Treffpunkt der Banater Schwaben von nah und fern. Man fand sich zur mittlerweile zwölften deutschen Wallfahrt am Portiunkula-Tag ein, einem Tag, der einen besonderen Ablass gewährt, jenen, die reumütig an diesem Tag beichten, die Heilige Kommunion empfangen, nach der Gebetsmeinung des Hl. Vaters beten und zu einem Gnadenort, wie Maria Radna pilgern. Diesen Ablasstag führte der Heilige Franziskus selbst, unter Genehmigung von Papst Honorius III. vor mehr als 800 Jahren und er war damals in seiner Form eine Neuheit, zumal für Ablässe in der katholischen Kirche damals Geld gespendet werden musste (für die Armen, sowie für die damaligen großen Bauprojekte, bei den unterschiedlichsten Heiligtümer).
Heuer war die Zahl der aus dem Ausland zur deutschen Wallfahrt angereisten Pilger recht groß, zumal sich Anfang August im Banat eine Reihe an religiösen, Kultur- und Traditionsveranstaltungen häuften (Kirchweihfeste in Sanktanna, Guttenbrunn, und Nitzkydorf, das Gemeindejubiläum in Deutsch-Sanktmartin, die Kirchenkonzertreihe von Dr. Franz Metz, Lenautag in Lenauheim, Stadtfeste in Temeswar und Hatzfeld usw.). Dabei bot die deutsche Wallfahrt Gelegenheit zum inne halten bei der Gottesmutter Maria von Radna, „die uns, Banater Schwaben Heimat ist, die eine Quelle von erquickender Frische für unsere Seelen, ja eine Oase, wo Leben, Glaube und Liebe blühen, wo Lebensfreude und Hoffnung wachsen, ist“, so der gebürtige Ebendorfer Pfarrer i.R. Paul Kollar aus Ludwigshafen, geistlicher Beirat des Gerhardsforums Banater Schwaben e.V. und des St. Gerhardswerks, der den Festgottesdienst in diesem Jahr zelebrierte.

Die Marienmädchen aus Sanktanna, die einzigen, die es noch im Banat gibt, boten auch in diesem Jahr einen entzückenden und zugleich anmutigen Anblick mit der traditionstreuen, gebleichten und plissierten Tracht, den Fahnen und der Wachskrone für die Gottesmutter. Foto: Adi Ardelean
Das Programm begann traditionell mit Marienliedersingen. Ausgewählt hatte die Melodien Dr. Franz Metz, der darauf hinwies, dass es sich dabei oft um adaptierte Texte zu international verbreiteten Mariengesängen handelt. Metz hatte auch die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes inne. Ihm zur Seite standen Bariton Wilfried Michl, ein gebürtiger Orcydorfer aus München, aber auch die Konsulin der Bundesrepublik Deutschland in Temeswar, Regina Lochner, die mit ihrer Sopranstimme zum einen ein Ave-Maria eines unbekannten Komponisten aus Lugosch/Lugoj (1860), zum anderen Cesár Francks Panis angelicus im Duett mit Michl sang. Das Hochamt konzelebrierten Pfr. Paul Kollar, der Generalvikar der Diözese Temeswar Msgr. Johann Dirschl, Domherr Andreas Reinholz, Pfarrer in Maria Radna, Domherr Király Árpád, Pfarrer in Arad Schega, Pfarrer Balogh László aus Arad Mikalaka und Glogowatz, Pfarrer Mates Dirschl aus Neuarad, Pfarrer Petru Muțiu aus Fatschet und Bulci, Pfarrer Ioan Cădărean aus Lippa und Neudorf und Diakon Ulrich Letzgus aus der katholischen Kirchengemeinde St. Wolfgang in Reutlingen, der das Tagesevangelium vorlas. Die Lesungen trugen Konsulin Regina Lochner und der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft Banater Schwaben in Deutschland, Peter-Dietmar Leber vor. Vertreten waren beim Festgottesdienst das Demokratische Forum der Deutschen im Banater Bergland, durch den Vorsitzenden Erwin Josef Țigla und weiteren Vorstandsmitgliedern aus Temeswar, das Hilfswerk der Banater Schwaben, die Heimatortsgemeinschaften Sanktanna, Hatzfeld, Guttenbrunn, Nitzkydorf, Lenauheim, Deutsch-Sankt-Peter, Kleinomor/ Rovinița Mică (ein ausgestorbenes Dorf im Kreis Temesch bei Denta) u.a. Ebenso kamen Banater Schwaben und Berglanddeutsche aus den Kreisen Arad, Temesch und Karasch-Severin zur deutschen Wallfahrt nach Maria Radna. Die Messe wurde auf den Facebook-Seiten der Basilika Maria Radna und des Bischöflichen Ordinariats Temeswar live übertragen, wo sie auch weiterhin abrufbar sind.

Der Kreuzweg auf dem Kalvarienberg hinter der Wallfahrtsbasilika ist beschwerlich, weil der Abhang relativ steil ist und die teils glitschigen Steine aus dem Kopfsteinpflaster sich bei manchen Stufen schon ablösen. Trotzdem gibt es kaum eine Wallfahrt in Maria Radna ohne die Kreuzwegandacht. Foto: Astrid Weisz
„Wir hoffen immer wieder, dass die Zahl der Leute, wie sie heute gekommen sind, aus Deutschland, aus Österreich usw, also von weit herreisen zunimmt. Ich freue mich über Gruppen, die berichten, dass sie seit Jahren nicht mehr hier waren, aber doch wiederkehren, weil sie etwas anzieht. Und das sind nicht wir, die Mitarbeiter hier, sondern die Heilige Maria, Mutter der Gnaden von Radna und ihr Bild, die die Menschen hierher verlockt. In diesem Jahr hatten wir allerdings auch Pilgergruppen, die erstmalig hier waren, die teils auch gar nicht katholisch sind, so aus Craiova, Ploiești oder Turnu-Severin,“ berichtet Pfarrer Andreas Reinholz, der meint und hofft, dass in diesem Jahr wieder die Zahl der Wallfahrer, die nach Maria Radna kommen, jene von vor dem Pandemie-Ausbruch erreicht.
Das Programm der deutschen Wallfahrt umfasste nach dem Gottesdienst ein gemeinsames Mittagessen, das im Refektorium/Speisesaal des einstigen Franziskanerklosters und auf der Terrasse neben dem Kloster eingenommen werden konnte. Das Klostermuseum stand allen Besuchern offen und auch im Klosterladen gab es eine umfangreiche Auswahl an Souvenirs, so auch den Wandkalender 2023 mit Bildern aus Maria Radna. Am frühen Nachmittag gab es noch die Kreuzwegandacht mit Pfr. Paul Kollar auf dem Kalvarienberg hinter der Basilica minor. Oben auf der Anhöhe wird derzeit die Kapelle renoviert. Pfarrer Andreas Reinholz erwähnte in seinen Dankworten am Ende der Festmesse, dass man vorhabe diese Renovierung noch bis am 8. September fertigzustellen, es allerdings geplant sei, in den nächsten drei-vier Jahren den ganzen Kreuzweg zu reparieren. Für die meisten Wallfahrer endete mit der Kreuzwegandacht die deutsche Wallfahrt in diesem Jahr, obwohl um 16 Uhr noch ein kirchenmusikalisches Konzert mit Dr. Franz Metz, Bariton Wilfried Michl, Bas Cristian Ardelean aus Temeswar und Cellistin Alexandra Guțu stattfand. Im Programm standen – ähnlich wie bei anderen Konzerten des Banater Konzertsommers von Dr. Franz Metz – Werke Banater Komponisten, so eine Arie aus dem Oratorium „Die Könige in Israel“ von Wilhelm Franz Speer (1823-1898), das Graduale „Vox Jesus et Peccatores“ von Vinzenz Maschek (1800-1875) oder das Ave-Maria von Guido Pogatschnigg (1867-1927), aber auch Werke von Bach, Gounod, Donizetti und – besonders für das Konzert in Radna ausgesucht – das Orgelstück „Der Heilige Franziskus von Paula über den Wogen schreitend“ von Franz Liszt.
Astrid Weisz
Redaktionelle Bearbeitung: Pressestelle der Diözese Temeswar