Glockenklang, die Dorfjugend mit dem „Retsche“, Sprüche die von Generation zu Generation weitergegeben wurden; all dies gehörte einmal zu der Osterzeit bei den Banater Schwaben. Natürlich gab es auch verschiedene Bräuche, die für einige Dörfer symbolisch waren, oder von den anderen Minderheiten übernommen wurden. In den folgenden Zeilen möchte ich die wichtigsten Bräuche der Banater Schwaben zu Papier bringen, damit so eine vielfältige Tradition nicht in Vergessenheit gerät.
Die Feier des Osterfests begann schon am Palmsonntag. Es wurde eine Messe zelebriert, denn man befand sich noch immer in der Fastenzeit. An jenem Tag ging man in die Kirche, um Palmzweige weihen zu lassen. Die geweihten Palmzweige brachte man auf den Friedhof. An allen Gräbern sah man geweihte Palmzweige, die bis nach Ostern dort blieben. Zur Palmsonntag-Messe gehörte aber nicht nur das Weihen der Palmzweige. Und nun begann die Karwoche. Am Gründonnerstag „flogen die Glocken nach Rom“. In dieser Zeit verstummten die Glocken der Heimatkirche und es begann das „Retsche“ der Dorfjugend. Ganz früh machten sich die Kinder auf den Weg und hielten bei jedem Haus an, um verschiedene Sprüche aufzusagen: „Ich retsche, ich retsche den Englischen Gruß, den jeder Katholische beten muss“, mittags: „Ihr Leut’, ihr Leut’, ich will auch sagen, das Glöcklein hat zwölf Uhr geschlagen. Fallet nieder auf eure Knie und betet den Engel des Herrn, Ave Maria!“, abends: „Ihr Leut’, ihr Leut’, es ist Betloch Zeit, ihr lieben Christen seit alle bereit. Fallet nieder auf eure Knie und betet den Engel des Herrn, Ave Maria!“
Am Karfreitag wurde gewöhnlich nichts gekocht, denn man hat gefastet. Samstags, nachdem die Glocken wieder aus Rom zurückgekehrt waren, ging die Dorfjugend durch das Dorf, um als Belohnung für das „Retsche“ Eier einzusammeln. Die Kinder bekamen oft gefärbte Eier, Süßigkeiten und manchmal war auch etwas Geld dabei. Mit folgendem Spruch bedankten sie sich:„Wir danken für die Gaben, die wir von euch empfangen haben, Lebet wohl, lebet wohl bis zum nächsten Jahr“.
Der Höhepunkt der Osterzeit war die „Auferstehung“, die in der Dämmerung oder spät nachts mit einer Messe gefeiert wurde. Am Sonntag kam die Familie zusammen. Man ging in die Kirche, man feierte gemeinsam. Was aber noch zu erwähnen ist, ist die Arbeit der Frauen. Sie haben das Essen vorbereitet, denn man musste schließlich die Gäste bewirten. Das „Schungefleisch“, also der Schinken wurde geräuchert, die „Worscht“, also die Wurst wurde vorbereitet und natürlich wurden Eier mit Zwiebelschalen gefärbt. Manchmal gab es auch gefärbte Eier mit verschiedenen Mustern. Alles wurde daheim gemacht und stammte aus dem eigenen Garten und Hof. Ordnung wurde auch gemacht und die ganzen Bäume geweißelt. Dem „Schwowe“ waren Ordnung und Sauberkeit heilig. All diese Traditionen werden heute nicht mehr von ganzen Dörfern gefeiert.
Manche Bräuche werden von einigen Familien am Leben erhalten. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass wir die Bäume weißeln, Ordnung in Haus und Hof schaffen und in die Kirche gehen. Palmzweige werden aus dem eigenen Garten in die Messe zum Weihen gebracht. Den Schinken darf man erst zu Ostern berühren. Bei der Schweineschlacht im Winter denkt man schon daran, den Schinken für die Osterzeit in den „Speiß“ zu stellen. Die Auferstehung feiert man auch heutzutage und den Kreuzweg betet man zuvor sechs Wochen lang. Am Gründonnerstag kocht meine Großmutter Spinat mit Spiegeleiern und am Freitag gibt es „Patschkukruz“ mit „Gflochtenem“, also mit einer Art Hefekuchen. Die Eier werden von den 4 Frauen im Hause, also von meiner Großmutter, Mutter, Schwester und mir, gefärbt, und zwar mit Zwiebelschalen und Petersilie. Am Ostermontag werden alle Mädchen im Hause gespritzt. Wer Glück hat, wird nur mit Parfüm bespritzt und nicht mit einem vollen Eimer Wasser. Das „Retsche“ und die Lieder, sowie die Gedichte hört man leider nicht mehr im Dorf. Auch wenn in den ehemaligen Schwabendörfern nur noch einige Familien mit deutschen Wurzeln leben, werden mache Bräuche noch immer weitergeführt. Es ist wichtig sie in Erinnerung zu behalten und sich bewusst zu sein, wie verbreitet und beliebt sie im Banat gewesen sind.
Text: Astrid Kataro
Zeichnungen: Pfr. Gábor Czank (Gyomaendrőd)
Erschienen in: Banater Zeitung, 29. Jahrgang/Nr. 1413 Wochenblatt für Temesch, Arad und das Banater Bergland, Mittwoch, 28. April 2021, S. III.