Der Gründer des Piaristenordens, Joseph von Casalanza (1556-1648), eröffnete in Rom 1597 seine erste kostenlose Schule für in ärmeren Verhältnissen lebenden Kindern. Die ständig wachsende Gemeinschaft erklärte Papst Paul V. 1617 eine Kongregation, dann Gregor XV. 1621 Orden mit Profess. Der Gründer schrieb damals: „Unsere Institution hat die Aufgabe, dass sie Knaben im Lesen, Schreiben, Rechnen und Latein unterrichte, besonders zu frommen  Menschen erziehe und in der Lehre der Kirche vertiefe, und für diese, soweit es möglich ist, die besten Methode einsetze.“

In damals noch ungarischen Gebieten verbreitete sich der Orden erst in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Im alten Diözese Csanád waren die Piaristen zuerst in Sankt Anna (im Kreis Arad) tätig, später aber mussten sie dort 1788 wegen der niedrigen Schülerzahl ihre Schule schliessen. Laut des Erlasses Josephs II. liess sich der Orden in Temeswar nieder und in kurzer Zeit erweiterte er ihre Schule zu einem Gymnasium mit acht Klassen.

In dieser Lehrinstitut war die Unterrichtssprache anfangs Latein, später Deutsch, seit Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Ersten Weltkrieges Ungarisch und ab 20er Jahren des 20. Jahrhunderts Rumänisch. Diese Schule war offen für alle Schüler unabhängig von ihrer Nationalität und Konfession. In den Reihen der Schüler erwarben sich Römisch-Katholiken, Ortodoxen, Reformierten, Evangelischen und Juden, aber auch Ungarn, Deutschen, Serben und Rumänen neben einem kompetenten Wissen auch die christlichen und menschlichen Werte.

Der auch in unserer Zeit vorhandene Gebäudekomplex des ehemaligen Piaristen Gymnasiums mit seinen Lehrsälen, Schülerheim, Konvikt und Kapelle wurde nach den Bauplänen des Temeswarer Architekten László Székely gebaut. Zwischen seinen Mauern wurde im Zweiten Weltkrieg das Deutsche Lazarett eingerichtet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verbot das kommunistische Regime die Lehrtätigkeit der Piaristen und enteignete ihr Schulgebäude. Erst die 1989er Wende ermöglichte dem Bistum Temeswar im Auftrag der Ordensprovinz, auf das Gebäude Anspruch zu erheben. Dessen völlige Übergabe erfolgte erst im Herbst 2006.
Im Gebäude des ehemaligen Piaristengymnasiums befindet sich heute das „Gerhardinum“, das Römisch-Katholische Lyzeum der Diözese. Dieses Institut nahm sich vor, den Lehrtraditionen des ehemaligen erstrangigen Gymnasiums treu bleibend für die Schulung und Erziehung der jungen Generation dieser Gegend zu sorgen.

Dieses vom Heiligen Gerhard, vom ersten Bischof und Patron unseres Bistums benannte Katholische Lyzeum wurde auf die Initiation des Bischöflichen Ordinariates errichtet. Sein erster Direktor, H.H. Péter Szabó erhielt vom Schulamt des Kreises Temesch am 8. September 1992 seine Ernennung. Die neu in Gang gesetzte Schule wurde zuerst in der Abrudstrasse, in Temeswar Fabrikstadt untergebracht. In die ersten rumänischen und ungarischen Klassen wurden 20 Schüler aufgenommen.

Nur 1995 konnte das Lyzeum in den ersten Stock der alten Piaristenkonvikt umziehen. Wegen der Knappheit der dortigen Räumlichkeiten musste aber für Unterkunft und Mahlzeiten der Schüler bei anderen Schulen gesorgt werden, obwohl ein Erlass des Unterrichtsministeriums für den Hauptmieter die Übergabe eines Teiles der Gebäude für Internat und Mensa vorschrieb. Das Katholische Lyzeum konnte im Jahre 2000 das zweite Stockwerk des alten Gymnasiums in Besitz nehmen. Der Mangel an einem eigenen Internat mit einer Kantine machte der Lyzeumsverwaltung bis zur endgültigen Übergabe des alten Gebäudekomplexes grosse Sorge. Im Herbst 2006 konnte man nach einer gründlichen Renovierung mit Obhut und materieller Unterstützung des Bischöflichen Ordinariats zu Temeswar ein eigenes Internat mit 80 Plätzen einrichten.

Weitere Informationen auf www.gerhardinum.ro/ro/