Kirchtürme sind Landmarken, Orientierungspunkte – sowohl im wörtlichen, geografischen Sinne als auch im übertragenen Sinne des Wortes. Sie zeigen an, dass sich der Reisende einer Siedlung, einer Gemeinschaft nähert, in der gläubige Menschen leben. Von hier aus sind die Glocken weithin zu hören, und aus den Schmuckelementen auf der Turmspitze lässt sich auch die Konfession ableiten. Heute überragen die Kirchtürme vielerorts nicht mehr die Siedlung, sondern verstecken sich bescheiden im Schatten der Hochhäuser.
Wer nach einer Antwort auf die Frage sucht: „Seit wann gibt es ein Kreuz auf der Spitze eines römisch-katholischen Kirchturms?“ – wird kaum konkrete Hinweise finden. Diesmal ist das allwissende Internet nicht in der Lage, eine genaue Antwort zu geben. Einigen Historikern zufolge ist der Brauch, ein Kreuz auf die Spitze von Kirchtürmen zu setzen, nicht so alt, wie es scheint. Angeblich gab es sie auf mittelalterlichen Kirchen nicht. Dieser Brauch wurde im Zuge der katholischen (Gegen-)Reformation eingeführt und diente vor allem in Städten, in denen es katholische und protestantische Gemeinden gab (Schweiz, Deutschland), zur Unterscheidung, ob die Kirche katholisch oder evangelisch war.
Das neue Kreuz, das am Turm der römisch-katholischen Pfarrkirche in Temeswar IV. Josefstadt angebracht wird und das Seine Exzellenz Josef Csaba Pál, Diözesanbischof, am Sonntag, den 3. November, während der 10.00 Uhr Messe segnete, ist das dritte in der Geschichte dieser Kirche. Das jetzige Kreuz, dem es an Stabilität und Festigkeit mangelte, wurde 1928 vom damaligen Bischof Dr. Augustin Pacha geweiht und ersetzte ein viel älteres schmiedeeisernes Kreuz, das noch erhalten ist und an der Außenwand der Kirche in der Nähe der Sakristei zu sehen ist. Das neue, heutige Kreuz von beeindruckender Größe wurde zusammen mit der Kugel unter dem Kreuz in Hermannstadt hergestellt und während der Heiligen Messe vor dem Altar zwischen zwei Kerzen aufgestellt.
In seiner Predigt, die in rumänischer, ungarischer und deutscher Sprache gehalten wurde, betonte der Diözesanbischof: „Dieses Kreuz ist und bleibt ein Mahnzeichen, ein Versprechen und ein Vermächtnis für andere, aber auch für uns. Vor 30-40 Jahren war Chiara Lubich in Tokyo, wo sie vor zehntausend Buddhisten über den gekreuzigten Jesus Christus sprach. Am Ende der Veranstaltung sagte ein Vertreter der Buddhisten zu ihr: Jetzt verstehe ich, was das Kreuz bedeutet. Das Kreuz ist die Super-Liebe. Und für uns ist das Kreuz die Super-Liebe. Möge dieses Kreuz, wenn es hoch oben auf dem Turm angebracht wird, uns an diese unermessliche Liebe erinnern, mit der Jesus Christus uns geliebt hat und uns liebt.“
Konzelebranten der Messe waren Domherr Zsolt Szilvágyi, Pastoralvikar und Pfarrer dieser Gemeinde und Domherr Georg Augustinov, Pfarrer der bulgarischen Personalgemeinde in Temeswar. Für die musikalische Umrahmung der Heiligen Messe sorgten die Chorgruppe der Pfarrei, Laudate Dominum und der Kinderchor der Pfarrei unter der Leitung von Schwester Renáta Miklós SND und Herrn Alpár Maskulik. Herr Cristian Roșoagă, Organist der Kirche, spielte die Orgel.
Über die Botschaft des Kreuzes sprachen sowohl Pfr. Zsolt Szilvágyi, als auch die drei Vertreter der Pfarrgemeinde, die den Hirten der Diözese willkommen hießen. „Wir möchten dieses Kreuz als Zeichen unseres Glaubens an Christus auf dem Turm unserer Kirche anbringen. Die Art und Weise, wie die Mitglieder des Kirchenausschusses das Kreuz zu Beginn der Heiligen Messe in einer Prozession getragen haben, lässt darauf schließen, dass das Tragen des Kreuzes in der Tat eine gemeinsame Aufgabe ist.“
Die Segnung des Kreuzes und der Kugel (Globus) unter dem Kreuz fand am Ende der Hl. Messe statt. „Wir segnen dich, Herr, Heiliger Vater, der du uns aus der Fülle deiner Liebe den Weg des Heils und des Lebens aus dem Holz gegeben hast, dem der Mensch Verderben und Tod abgerungen hat. Wir bitten dich, Herr, für deine Gläubigen, die dieses Zeichen des Heils verehren, dass sie jene Früchte der Erlösung erlangen, die Jesus Christus durch sein Leiden errungen hat.“ – sagte der Diözesanbischof in seinem Gebet.
Zum Schluss richtete Pfarrer Zsolt Szilvágyi Worte des Dankes an alle, die in dieser Kirche und in der Gemeinde ihren Dienst tun. „Wir haben im Juli dieses Jahres mit der Renovierung der Kirche begonnen. Wir danken den Architekten und dem technischen Büro der Diözese, den Ingenieuren Ehrenberger, für ihre Arbeit.“ – sagte Pfarrer Szilvágyi und erwähnte weiter, dass er in der Kugel des alten Kreuzes einige Dokumente gefunden hat, die die Vorfahren der Gemeinde dort deponiert haben. Außerdem legte der Pfarrer in die Kugel des neuen Kreuzes das Programm des heutigen Gemeindelebens. Die Dokumente, die in der Kugel des alten Kreuzes gefunden wurden, sind im Diözesanarchiv hinterlegt und vom Diözesanarchivar, Dr. Claudiu Călin, digitalisiert worden. Sie wurden der Pfarrei digital zur Verfügung gestellt worden.
Nach der Heiligen Messe waren alle Anwesenden zu einer Agape in den Hof der Pfarrei eingeladen.

Pressestelle der Diözese Temeswar