Am Donnerstagabend, Hochfest Christi Himmelfahrt, hat Franziskus im Rahmen einer feierlichen Vesper im Petersdom in Rom das Heilige Jahr 2025 ausgerufen. Dabei wurden auch einige Passagen der Verkündigungsbulle „Spes non confundit“ verlesen, die schon im Titel auf ein Thema verweist, das dem Kirchenoberhaupt besonders am Herzen liegt: Die christliche Hoffnung.

Zu Beginn der Feier überreichte der Papst vor der verschlossenen Heiligen Pforte am Petersdom den Verantwortlichen der vier Papstbasiliken, Kanonikern und weiteren Kirchenvertretern die sogenannte Verkündigungsbulle.

Teile der normalerweise auf Latein verfassten Urkunde, die das Siegel des Papstes trägt, wurden von Monsignor Leonardo Sapienza verlesen. Dessen Ernennung zum Protonotar hatte Papst Benedikt XVI. im Februar 2013 als eine seiner letzten Amtshandlungen vorgenommen.

Die Hoffnung, die nie enttäuscht…

Wie schon der Titel „Spes non confundit“ (Die Hoffnung lässt nicht zugrundgehen) verrät, enthält die Urkunde zahlreiche Überlegungen des Papstes zur christlichen Hoffnung. Ein Thema, das Franziskus auch in seiner Predigt im Petersdom in Rom aufgriff:

„Es ist diese im gestorbenen und auferstandenen Christus wurzelnde Hoffnung, die wir feiern, uns zu eigen machen und der ganzen Welt im bevorstehenden nächsten Heiligen Jahr verkünden wollen,“ so der Pontifex. „Es handelt sich dabei nicht um bloß menschlichen Optimismus oder um eine flüchtige Erwartung, die an eine irdische Sicherheit geknüpft ist, nein, es geht um etwas, das sich in Jesus bereits erfüllt hat und auch uns jeden Tag geschenkt ist, bis wir in der Umarmung seiner Liebe ganz eins sind.“

Die christliche Hoffnung gibt Halt im Leben

Die christliche Hoffnung gebe uns „auf dem Weg unseres Lebens Halt, auch wenn er verschlungen und mühsam ist; sie eröffnet uns Wege in die Zukunft, wenn Resignation und Pessimismus uns drohen gefangen zu halten; sie lässt uns das mögliche Gute sehen, wenn das Böse zu überwiegen scheint; sie erfüllt uns mit Heiterkeit, wenn das Herz durch Versagen und Sünde beschwert ist; sie lässt uns von einer neuen Menschheit träumen und ermutigt uns, eine geschwisterliche und friedliche Welt zu errichten, wenn es die Mühe nicht wert zu sein scheint,“ betonte Franziskus.

Als Vorbereitung auf das Heilige Jahr rief das Kirchenoberhaupt im Jahr des Gebets dazu auf, in unserer von Verzweiflung geprägten Welt die Herzen zu Gott zu erheben und so zu „Sängern der Hoffnung“ zu werden.

„Wir brauchen nämlich Hoffnung,“ gab Franziskus zu bedenken. „Ihrer bedarf die Gesellschaft, in der wir leben, und die oft in der bloßen Gegenwart versunken und unfähig ist, in die Zukunft zu blicken; ihrer bedarf unsere Zeit, die sich so manches Mal in der Freudlosigkeit des Individualismus und des „durchs Leben schlagen“ müde dahinschleppt; ihrer bedarf die Schöpfung, die durch menschlichen Egoismus schwer verwundet und verunstaltet ist; ihrer bedürfen die Völker und Nationen, die voller Sorgen und Ängste in die Zukunft blicken, während die Ungerechtigkeiten arrogant fortgesetzt werden, die Armen verworfen werden, Kriege Tod säen, die Letzten weiterhin ganz unten auf der Liste stehen bleiben und der Traum von einer geschwisterlichen Welt illusorisch erscheint. Ihrer bedürfen die jungen Menschen, die oft orientierungslos sind, sich aber danach sehnen, in Fülle zu leben; ihrer bedürfen die älteren Menschen, welche die Leistungs- und Wegwerfgesellschaft nicht mehr zu respektieren und anzuhören weiß; ihrer bedürfen die Kranken und all jene, die an Körper und Geist verwundet sind und durch unsere Nähe und unsere Fürsorge Linderung erfahren können.“

Alles in uns sucht die Nähe Gottes…

Gerade in unserer Zeit, die eine Zeit der Ferne von Gott zu sein scheine, in der sich die Welt mit Dingen fülle und das Wort des Herrn untergehe, sei es wichtiger denn je, die Hoffnung wiederzuentdecken, zu verkünden und aufzubauen, gab der Papst abschließend zu bedenken.

Wörtlich sagte Franziskus:

„Wir alle, Brüder und Schwestern, brauchen Hoffnung: unsere manchmal mühseligen und verletzten Lebensgeschichten; unsere Herzen, die nach Wahrheit, Güte und Schönheit dürsten; unsere Träume, die keine Dunkelheit auslöschen kann. Alles, in uns und außerhalb von uns, ruft nach Hoffnung und sucht, auch ohne es zu wissen, die Nähe Gottes.“

Hintergrund

Das Heilige Jahr 2025 steht unter dem Motto „Pilger der Hoffnung“. Diese beiden Begriffe –  „Pilger“ und „Hoffnung“  – sind zentrale Themen des Pontifikats von Franziskus. Der offizielle Start des Heiligen Jahres ist am 24. Dezember 2024.

Silvia Kritzenberger – Vatikanstadt
Quelle: https://www.vaticannews.va