Jetzt, wenn die Katholische Kirche weltweit und nicht nur sie in Trauer ist, erinnere ich mich persönlich an meine Teilnahme an der Göttlichen Liturgie am 2. Juni 2019 in Blasendorf, mit Papst Franziskus. In der Folge wiederhole ich meinen Beitrag von damals, im Juni 2019.
…am 2. Juni führten mich meine Wege nach Blasendorf/Blaj, dem geistigen Zentrum der griechisch-katholischen Kirche Rumäniens, Sitz des Großerzbistums von Karlsburg und Fogarasch, am jenem Tag, als Papst Franziskus, in Konzelebration mit Kardinälen, Erzbischöfen, Bischöfen und Pfarrern der griechisch- und römisch-katholischen Kirche, die Heilige und Göttliche Liturgie hielt. Im Mittelpunkt stand die Seligsprechung der sieben Märtyrerbischöfe der griechisch-katholischen Kirche Rumäniens, Valeriu Traian Frențiu, Iuliu Hossu, Alexandru Rusu, Ioan Bălan, Ioan Suciu, Vasile Aftenie und Tit Liviu Chinezu. Einer davon, Dr. Valeriu Traian Frențiu, ist der einzige bis jetzt in Reschitza geborene Bischof, nun auch der erste, der selig gesprochen wurde.
Es war knapp 3 Uhr morgens, als wir von Reschitza am Sonntagmorgen, dem 2. Juni, losfuhren und nach dreieinhalb Stunden Fahrt erreichten wir im Morgengrauen das geistige Zentrum der griechisch-katholischen Rumänen in der Mitte Siebenbürgens, Blasendorf, nun auch für diesen Tag Mittelpunkt der katholischen Kirche Rumäniens und nicht nur, ein Städtchen mit etwa 20.000 Einwohnern. Bereits nach Karlsburg/Alba Iulia fuhren wir in Kolonnen, denn zahlreiche Busse und Pkws fuhren in dieselbe Richtung wie wir. Bei der Einfahrt in die Stadt wurden wir von zahlreichen Polizisten in die Parkplätze eingewiesen. Es folgte eine etwa einstündige Wanderung vom Parkplatz, wo wir den Pkw zurückließen, bis ins Zentrum von Blasendorf, Platz 1848, benannt nach der Revolution aus diesem Jahr, im Kern der Stadt, wo sich auch die Erzkathedrale befindet.
Nach einem Besuch des Inneren der Kathedrale (hier besichtigten wir die Sonderausstellung über Leben, Werk und Martyrium der sieben Bischöfe), erreichten wir nach noch einer halbstündigen Wanderung das Freiheitsfeld/Câmpia Libertății, Ort der Liturgie. An diesem Ort fanden in denRevolutionswirren 1848 zwei Versammlungen der Rumänen Siebenbürgens statt, bei einer war auch der siebenbürgisch-sächsische Pfarrer Stephan Ludwig Roth anwesend (eine Büste des Pfarrers erinnert hier daran). Es war etwa 8 Uhr und es wimmelte schon von Menschen in Erwartung auf das große Ereignis. Etwa über 100.000 Menschen waren, laut den offiziellen Informationen, auf dem Freiheitsfeld, vom Staatspräsidenten bis zum Bauernsohn, von Alt bis Jung, aus dem ganzen Land, aber auch aus dem Ausland anwesend, als Papst Franziskus mit seinem Papamobil durch den Haupteingang hineinfuhr und die Anwesenden begrüßte.
Im ersten Teil der Heiligen und Göttlichen Liturgie (so der offizielle Name der Heiligen Messe der griechisch-katholischen Kirche) fand die Zeremonie der Seligsprechung statt. Im Mittelpunkt davon standen Papst Franziskus und Lucian Kardinal Mureșan, Großerzbischof von Blasendorf. Nach der festlichen Seligsprechung folgte die Liturgie ihrem üblichen Verlauf. Die Predigt hielt Papst Franziskus. Zum Schluss folgten der Papstsegen und Dankesworte des Pontifex Maximus für die drei in Rumänien verbrachten einmaligen Tage. Die Wetterprognose sagte schon Tage davor, dass Schlechtwetter sein wird, mit Regen und Sturm. So waren wir mit Schirmen und leichten Regenmänteln bewaffnet. Doch die zweistündige Liturgie wurde, obwohl es am Morgen nicht so aussah, im Sonnenschein, bei 25 Grad Celsius zelebriert. Ein Wunder?
Beim Schlusssegen hielt ich eine Malerei der Reschitzaer Künstlerin Viorica Ana Farkas, Mitglied des Malkreises „Deutsche Kunst Reschitza“ des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen in den Händen, die ein Porträt des griechisch-katholischen Märtyrerbischofs Dr. Valeriu Traian Frențiu darstellt und ab nun das Deutsche „Alexander Tietz“-Zentrum schmücken wird, auch erinnernd an diesen einmaligen Tag, auch für mich persönlich.
Das Papamobil fuhr wieder durch die Menge von Menschen, die dem Papst zujubelte, in Dankbarkeit und Freude für das, was an diesem Tag einmalig im Leben eines Menschen geschah. 20 Jahre nachdem ich in Bukarest, im Park Izvor an der Heiligen Messe von Papst Johannes Paul II. teilnehmen konnte, war es mir gegönnt, wieder an einer päpstlichen Liturgie in unserem Lande teilzunehmen. Ergriffen, mit vielen Erinnerungen fuhren wir wieder nach Hause, unsere Gedanken aber werden noch lange in Blasendorf verweilen, besonders beim Einfachsein des Papstes, bei seinen ergreifenden Worten, aber auch bei den vielen Gesichtern, denen ich begegnete, die Dankbarkeit, Freude und Zufriedenheit ausstrahlten…
Ja, das waren meine niedergeschriebenen Erinnerungen von damals, 2019, an Papst Franziskus. Sicher gab es für mich noch im Laufe der Jahre einige weitere Erinnerungen an Begegnungen mit Papst Franziskus in Rom. Aber die Erinnerung an die Begegnung in Blasendorf war für mich die bleibendste…
Am Ostermontag (die Osterfeiertage verbrachte ich in Burghausen, Bayern), als ich der Festmesse in der katholischen Kirche beiwohnte, gab mir mein Sohn die traurige Nachricht, dass Papst Franziskus gestorben sei. Einige Minuten später verkündete dasauch der zelebrierende Priester und vereinte die gesammelten Gläubigen im Gebet für den verstorbenen Oberhirten in Rom.
Danach läuteten 15 Minuten die Glocken für den verstorbenen Papst. Es waren dies für mich rührende Augenblicke, denn ein Großer unserer heutigen Tage und Jahre ging zum Allmächtigen heim. Für mich, für viele von uns, bleibt er unvergesslich, genauso wie seine beiden Vorgänger, Johannes Paul II. und Benedikt XVI.
Gott möge ihm die ewige Ruhe schenken!
Erwin Josef Țigla