Ein regnerischer, trüber Dezembertag. Die Gebirgskämme verschwinden im dichten Nebel, der langsam überm Tal schwebt und sich gelegentlich in den Baumkronen niederlässt. Alles ist von Feuchtigkeit durchdrungen. Das von den Hängen gesammelte Wasser fließt in kleine Bäche neben den Straßen. Nicht gerade das attraktivste Bild von Anina, einer alten Bergbaustadt, mit einer beeindruckenden Vergangenheit. Das GPS zeigt die Poststraße als schmale Gasse, an deren Ende ein imposantes Gebäude steht, das als „Altes Restaurant“ der Gruben bekannt ist und heute die neue Kindertagesstätte „Casa Bambini, Don Bosco“ des Vereins „Il Giocattolo“ von Anina beherbergt. Die Fenster und Wände des großen Saals im Erdgeschoss sind mit weihnachtlichen Symbolen geschmückt, die Zimmer im Obergeschoss sind frisch renoviert, aber noch nicht alle Arbeiten sind abgeschlossen. In einem der Räume weisen das Kruzifix, der mit einem weißen Tischtuch bedeckte Altar und die beiden Ikonen an der Wand, die den heiligen Josef mit dem Jesuskind und Don Bosco darstellen, auf die Bestimmung des Raumes hin: ein Ort des Gebets und der Besinnung. Die Einweihung der Kapelle fand am Samstag, den 17. Dezember, vor dem Mittagessen statt, während der Heiligen Messe, die von Seiner Exzellenz Josef Csaba Pál, Diözesanbischof von Temeswar, zelebriert wurde. Die Predigt hielt Seine Exzellenz Ioan Călin Bot, der griechisch-katholische Weihbischof von Lugoj. Die Konzelebranten waren Martin Jäger, Pfarrer von Anina und Augustin Bărbuț, Pfarrer von Oravița. Der Theologiestudent Mario Karnel nahm ebenfalls an der Messe teil.
Bei ihrer Ankunft wurden die beiden Bischöfe von Gianluca Farina, dem Gründer und Vorsitzenden des Vereins „Il Giocattolo“, und Rosa Rossi begrüßt. Der Name des Vereins „Il Giocattolo“ bedeutet „Spielzeug“.
– „Bitten wir den lieben Gott um seinen Segen für diese Kapelle und für diesen Ort, an dem Sie mit großer Hingabe, Großzügigkeit und Glauben gearbeitet haben und weiter arbeiten werden. Die Heilige Messe wird eine Danksagung für die Gnade und Hilfe des lieben Gottes sein, der in den Seelen vieler Menschen gewirkt hat“, sagte der Diözesanbischof zu Beginn der Heiligen Messe. In seiner Predigt sagte S.E. Ioan, Weihbischof von Lugoj: „Eurer Verein heißt „Il Giocattolo“. Diese Arbeit erinnert mich an die Worte Jesu, der sagt, dass ihr nicht in das Reich Gottes kommen werdet, wenn ihr nicht wie die Kinder seid. Die Kindheit vor Gott. Weil wir seine Kinder sind. Und Gott zieht es vor, dass wir wie Söhne, wie seine Kinder handeln. Ihr habt ihm diesen Namen gegeben, „Il Giocattolo“, weil ihr gesehen habt, wie Gott wirkt, wie wunderbar Gott wirkt, und dass dieses menschliche und geistige Werk zugleich ein Abenteuer ist. Ein Abenteuer des Lebens“
„Allmächtiger Gott, segne diese Kapelle und dieses Werk Deines Volkes, damit alle, die sich im Glauben an Dich wenden, Deinen Namen anrufen und Dich an diesem heiligen Ort preisen, am Reichtum Deiner Gaben teilhaben können“, sagte Seine Exzellenz Josef Csaba Pál, Diözesanbischof, im Segensgebet.
Nach der heiligen Messe führte Gianluca Farina die beiden Bischöfe durch die Räume des Gebäudes und stellte die Pläne und zukünftigen Projekte des Vereins vor.
Am Nachmittag sangen die Kinder der Tagesstätte Weihnachtslieder und nahmen mit Freude an einer Feier teil: Sie gratulierten Frau Rosa zu ihrem Geburtstag.

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Anlässlich der Einweihung der Kapelle gab Herr Gianluca Farina der Pressestelle der Diözese Temeswar ein kurzes Interview.

– Welche Art von Aktivitäten entfalten Sie in diesem Zentrum?
– In der Tagesstätte betreuen wir von Montag bis Freitag täglich 20-25 Kinder. Diejenigen, die zur Schule gehen, nehmen an dem Programm nach der Schule teil, und die Kinder, die nie zur Schule gegangen sind, werden darauf vorbereitet, die verlorenen Jahre nachzuholen. Wir bieten verschiedene Bildungs-, Spaß- und Sportaktivitäten an. Für all dies haben wir zwei Angestellte und drei Freiwillige, nämlich Frau Rosa, eine junge Frau aus Italien, und mich. Wir organisieren zahlreiche Ausflüge nach Reschitza, Orawitza oder zum nahe gelegenen Buhui-See. Als wir mal zum Buhui-See fuhren, sahen viele der Kinder zum ersten Mal einen See oder Fische. Mein Traum ist, dass wir hundert Kinder unterstützen können. Hier hinten haben wir einen wunderschönen Innenhof, da ist Platz für alle. Und im Obergeschoss haben wir genug Platz.

– Warum haben Sie sich für diesen Ort, diese Gemeinde entschieden?
– Ich habe mich von Gott führen lassen, es ist seine „Schuld“, dass ich hier gelandet bin. Nach der Revolution von 1989 war ich im März 1990 einer der ersten, der mit humanitären Hilfen aus Italien in Rumänien eintraf. Dann bin ich den ganzen Weg bis nach Temeswar gekommen. Danach, im Jahr 2007, gingen wir nach Orawitza und lernten zur gleichen Zeit die Gemeinde Brădet in der Nähe von Anina kennen. Dort fanden wir das ehemalige Schulgebäude in einem sehr baufälligen Zustand vor und renovierten es. Aber die Arbeit wurde mit Hilfe von Gemeindemitgliedern begonnen. Wir haben das Geld bereitgestellt, und sie haben die Arbeit erledigt. Auf diese Weise lernten sie einen anderen Beruf, verdienten ein Einkommen und taten etwas für die Gemeinschaft. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zum Rathaus Anina, mit dem wir eine Vereinbarung getroffen haben. Sie unterstützen uns sehr, im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Irgendwie gelten wir nicht mehr als Fremde, denn Rosa und ich wurden zu Ehrenbürgern der Stadt ernannt. Mein Leben ist hier besser, weil ich mich nützlich fühle. Alle unsere Sponsoren wissen, dass wir kein Geld für unsere persönlichen Ausgaben verwenden. Wir sind gut organisiert, und da wir viele Jahre in der Finanzbuchhaltung gearbeitet haben, haben wir eine klare Bilanz. Auch das ist eine Leidenschaft.

– Und wie kam es zu Ihrer Leidenschaft, Gutes zu tun?
– Als ich klein war, nahm mich meine Mutter immer wieder mit ins Waisenhaus, um den Kindern dort Spielzeug zu bringen. Wir haben mit unseren Mitarbeitern besprochen, dass auch wir den Kindern in unserer Obhut beibringen sollten, dass die größte Freude das Geben und nicht das Nehmen ist. Von Don Bosco haben wir eines gelernt: Wir tun, was wir können, und Gott erledigt den Rest. Und wir können Wunder sehen. Ich bin derjenige, der mehr an Spiritualität, an Erfahrung gewinnt. Je mehr wir uns um die Bedürftigen kümmern, desto besser fühlen wir uns. Das funktioniert bei uns!

– Ich danke Ihnen für Ihre Zeit.

Weitere Informationen über den Verein Il Giocattolo finden Sie unter: https://www.ilgiocattolo.org/

Die Pressestelle der
Diözese Timisoara