Kaum gelandet, schon voller Freude: Der peruanische Bischof Lizardo Estrada Herrera, Augustiner und Generalsekretär des lateinamerikanischen Bischofsrats CELAM, äußert sich bei einem Besuch in den Studios von Radio Vatikan begeistert über die Wahl von Papst Leo XIV.

Antonella Palermo und Mario Galgano – Vatikanstadt

Der neue Pontifex sei für ihn nicht nur ein spirituelles Vorbild, sondern auch ein ehemaliger Professor: „Ich habe ihn in Trujillo kennengelernt – er war mein Lehrer für Patristik und Kirchenrecht. Ein kluger, ausgeglichener Mensch, ein echter Zuhörer mit der Gabe, Talente in anderen hervorzuholen.“
Papst Leo XIV., geboren in den USA, hat viele Jahre seines Lebens in Peru verbracht – ein Land, in dem sein pastorales Engagement einige Spuren hinterlassen hat. In den 1980er Jahren leitete er in Piura und Trujillo die Ausbildung der angehenden Augustiner für die Vikariate von Chulucanas, Iquitos und Apurímac. „Zahlreiche Seminaristen sind durch ihn ausgebildet worden und empfinden bis heute eine besondere Zuneigung für ihn“, erzählt Estrada Herrera.

Gemeinsam unterwegs
Für den Bischof ist Papst Leo XIV. das Symbol einer Kirche, die gemeinsam unterwegs ist – missionarisch, synodal und geerdet im Leben der Menschen. Schon in seiner ersten Ansprache als Papst habe Leo XIV. die Vision einer Kirche betont, die Brücken baut und sich um Dialog bemüht: „Er ist davon überzeugt. Er hat es in Peru gelebt. Mission ist Teil seines Lebens, Teil seines Beispiels.“
Diese Haltung, so der Bischof, sei nicht neu für den Papst, sondern tief verwurzelt in seiner Erfahrung als Ordensmann und Seelsorger: „In ihm lebt das 25. Kapitel des Matthäus-Evangeliums – das Mitfühlen mit den Hungrigen, den Fremden, den Kranken. Das ist sein innerer Kompass.“
Dass Papst Leo XIV. auch hoch zu Pferd auf dem Land unterwegs war, ist für Estrada Herrera mehr als eine charmante Anekdote: „Es gibt Orte in den Anden, da kommt man nur zu Pferd hin. Und er ist geritten – gern, oft und mit Demut.“ Die entsprechenden Bilder bezeugten seine Nähe zu den Menschen.
Auch in weltkirchlicher Perspektive weckt Papst Leo XIV. große Hoffnungen. Estrada Herrera sieht in ihm eine Figur, die Brücken schlagen könne zwischen Nord und Süd, zwischen den beiden Amerikas. „Er kennt die vielfältige Realität der Kirche auf der ganzen Welt. Wir hoffen, dass Gott durch ihn wirken wird – für den Dialog, für die Einheit, für das Hören.“

Gemeinsames Anliegen der Kirchen Lateinamerikas, Asiens und Afrikas
Aktuell arbeitet der CELAM an einem globalen Dokument mit, das gemeinsame Anliegen der Kirchen Lateinamerikas, Asiens und Afrikas bündeln soll – vor allem zum Schutz der Schöpfung. In Vorbereitung auf die Klimakonferenz COP30 im brasilianischen Belém im kommenden Herbst, heißt es, wolle man dem „Schrei der Armen und dem Schrei der Erde“ Gehör verschaffen. Papst Leo XIV. sei auch in dieser Hinsicht ein würdiger Nachfolger von Franziskus: „Er hat oft die entlegensten Orte in den Anden besucht, ist in die Wälder Brasiliens vorgedrungen – er kennt das Leben dieser Völker.“
Ein Papst, der Theologie lehrte, vom Pferd herab missionierte und mit Weitblick für soziale Gerechtigkeit eintritt – das sei Leo XIV., sagt sein ehemaliger Schüler und heutiger Bischof Lizardo Estrada Herrera. „Er ist ein Geschenk.“

Quelle: www.vaticannews.va/de