Die römisch-katholische Kirchengemeinde Karansebesch feierte am Sonntag zusammen mit Vertretern des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen aus Reschitza/Reșița den 300. Jahrestag der Grundsteinlegung der heutigen Pfarrkirche und die damit einhergehende Wiedereinrichtung einer Pfarrei. Den Festgottesdienst in der übervollen Kirche zelebrierte der Generalvikar der Diözese Temeswar, Msgr. Johann Dirschl, nebst Dechant-Pfarrer Marin Matieș von Karansebesch/Caransebeș, dem ehemaligen Dechant-Pfarrer Reinholdt Lovasz und weiteren Seelsorgern aus Slatina an der Temesch/Slatina Timiș, Herkulesbad/Băile Herculane und Ferdinandsberg/Oțelu Roșu. An der Festmesse beteiligten sich als Ehrengäste der Bürgermeister Felix Borcean und Erwin Josef Țigla, der Leiter des Kultur- und Erwachsenenbildungsvereins Deutsche Vortragsreihe Reschitza, Hauptveranstalter der 33. Kulturdekade der Banater Berglanddeutschen, in deren Rahmen dieses Fest organisiert wurde. Die musikalische Gestaltung der heiligen Messe übernahmen die vereinigten Kirchenchöre aus Lugosch und Karansebesch unter der Leitung der Kantorin Monica Bati, denn die rund 800-Seelen-Gemeinde hat seit mehreren Jahren keinen Kantor oder Organisten.
Noch vor der Messe hat es vom Dragalina-Park aus einen Festumzug durch die Fußgängerzone, am Kultur- und Rathaus vorbei, mit Trachtenträgern und Festgästen zur Marschmusik der Lira-Blaskapelle vom Karansebescher Militär gegeben. Es beteiligten sich Kinder und Jugendliche der deutschen Abteilung des Loga-Nationalkollegs, die Enzian-Volkstanzgruppen (Kinder, Jugendliche und Erwachsene) aus Reschitza sowie einige tschechischen Gemeindeglieder in ihren Volkstrachten aus den Kirchen-Filialen Schumitza/Șumița (Pfarrei Herkulesbad) und Schupa/Jupa (Pfarrei Karansebesch). An der Kirche, rechts vom Haupteingang, wurde eine Marmorplatte mit lateinischer und rumänischer Inschrift enthüllt und von dem Generalvikar gesegnet, auf der das 300. Jubiläum vermerkt ist. Die Messe wurde hauptsächlich auf Rumänisch zelebriert, gebetet und gelesen wurde jedoch auch auf Deutsch, Ungarisch und Tschechisch. Ein spiritueller Höhepunkt war die eindrucksvoll vorbereitete und außergewöhnliche Gabendarbringung, die vom Schw. Marie Therese beschrieben wurde, denn nebst Brot und Wein, wurden Steine, eine Uhr und eine Laterne, als Symbole für Fundament, Zeit und Strahlkraft, von Gemeindegliedern dem Generalvikar gereicht.
Mit herzlichem Beifall von den Gläubigen begrüßt wurde Pfr. Reinholdt Lovász, der nach dem Bürgermeister und dem Vertreter des orthodoxen Bischofs, sein Grußwort an die Festgemeinde sprach: Er freue sich sehr in viele bekannte Gesichter blicken zu können und zu sehen, dass die Arbeit und die Strukturen, die er in der 90er Jahren zusammen mit den Franziskaner-Schwestern aufgebaut habe, auch heute noch bestünden und wirkten. Er wies auch auf Studien hin, die er über die Karansebescher Kirchengeschichte, besonders über die der Franziskaner im Ort, geschrieben hat und die auf Rumänisch in Craiova und Târgoviște erschienen sind. Ein dritter Teil wird in Bukarest, în den kommenden Wochen, erscheinen. Eine deutsche Übersetzung sei in Arbeit. „Vor 300 Jahren waren die Franziskaner hier aktiv, aber die sind auch schon im Mittelalter aktiv gewesen. 1333 gab es schon im päpstlichen Zehntenregister den Vermerk vom Dekanat Sebes, also Karansebesch, also in der Festung eine Pfarrei. Außerdem gab es mehrere Kirchengebäude, deren Ruinen man im Laufe der Jahrhunderte gefunden hat, so auch hier im Zentrum von unserer Pfarrkirche die Ruinen der mittelalterlichen Franziskanerkirche, die auch durch die Chronik von Blasius Kleiner, die er in Vințu de Jos/ Alwintz geschrieben hat und der auch dieses Kloster als Ordensober besucht hat, belegt, dass vor der jetzigen Pfarrkirche und Klosterkirche zugleich auch über der Straße drüben die Ruinen des mittelalterlichen Kirchenschiffes zu finden sind. Schon in den frühen Zeiten war die Bevölkerung hier wie heutzutage sehr gemischt und es gibt geschichtliche Belege, dass um das Jahr 1500 herum die Stadtbevölkerung von Karansebesch katholisch war und dem Tschanader Bistum den Zehnt entrichtet hat,“ erzählt Pfr. Lovasz , ehem. Dechant-Pfarrer von Karansebesch, heute in Plankstadt im Erzbistum Freiburg tätig.
Nach der hl. Messe gab es Tanzvorführungen der Gruppen aus Karansebesch und Reschitza und ein Platzkonzert vor der Kirche, bei dem auch die Gemeinde spontan mittanzte. Anschließend wurde gemeinsam zu Mittag gegessen.
Astrid Weisz
Erschienen in: Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien, 31. Jahrgang, Nr. 7682, Bukarest, Freitag, 13. Oktober 2023 S. 4.