Am zweiten Tag der Gebetsoktav für die Einheit der Christen, dem 19. Januar dieses Jahres, fand in der Kirche des Reformierten Zentrums „Neues Millennium“ in Temeswar ab 17 Uhr das traditionelle ökumenische Treffen und die Feier der Leiter, Seelsorger Priester und Gläubigen der verschiedenen Kirchen und Konfessionen der Stadt an der Bega statt. An dem Gebetsabend nahmen Vertreter von 9 Konfessionen teil: Erzbischof Dr. Ioan Selejan, Metropolit des Banats, Seine Exzellenz Iosif Csaba Pál, römisch-katholischer Bischof von Temeswar, Seine Exzellenz Ioan Călin Bot, Bischof der griechisch-katholischen Diözese Lugosch, von der evangelisch-lutherischen Gemeinde: Pfr. Zsombor Kovács, für die Calvinistisch-Reformierte Gemeinde: Pfr. Sándor Demeter, für die Serbisch-Orthodoxe Kirche: Pfr. Ciobotin Blagoiev, für die Pfingstlergemeinde: Prediger Ticu Leontescu, für die Baptistengemeinde: Prediger Alexandru Neagoe. Gemäß einer alten Temeswarer Tradition, die sich nach 1990 entwickelt hat, sind jedes mal auch Mitglieder der hiesigen jüdischen Gemeinde zum ökumenischen Gebet für die Einheit der Christen eingeladen. An dem Treffen nahm Rabbiner Zvika Kfir in Begleitung von Herrn Ervin Weinberger, dem Vorbeter der jüdischen Gemeinde, teil. Anwesend waren u.a. auch Msgr. Johann Dirschl, römisch-katholischer Generalvikar, Pfr. Răzvan Oprișa, griechisch-katholischer Dechant-Pfarrer von Temeswar, Pfr. Zaharia Pereș, rumänisch-orthodoxer Dechant-Pfarrer von Temeswar und Frau Dr. Luciana Friedmann, Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Temeswar. Zahlreiche Chöre verschiedener Konfessionen waren ebenfalls anwesend: der ökumenische Jugendchor „Harmonia Christi“, die Chöre der griechisch-katholischen, der mosaischen und der reformierten Gemeinde sowie der Chor der rumänisch-orthodoxen Theologischen Fakultät, die den Gebetsabend mit Gesang begleiteten. An der Kirchenorgel spielte Denis Moldovan, Organist der römisch-katholischen Katharinenkirche zu Temeswar I. Innere Stadt, die Musikstücke Choral, Gebet und Toccata aus der Gotischen Suite von Leon Boellmann.
In seiner Einführungsrede begrüßte Pfarrer István Gazda (Gastgeber) die Anwesenden im Namen der Reformierten Gemeinschaft des neuen Jahrtausends und sagte: „1700 Jahre nach dem Konzil von Nizäa können wir dieses Jahr wieder gemeinsam das Hochfest der Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus, Ostern, feiern. Und wir, die wir hier in brüderlicher Gemeinschaft zusammen sind und die christlichen Kirchen repräsentieren, freuen uns, auf die Frage Jesu zu antworten, die auch das Motto der diesjährigen Gebetsoktav ist: „Glaubst du das?“ Im Namen meiner Gemeinschaft danke ich Seiner Exzellenz Josef Csaba Pál, römisch-katholischer Bischof, für die Bitte und die Ehre, dieses Jahr Gastgeber dieser erbaulichen Veranstaltung zu sein. Möge Gott mit uns allen sein!“
Die erste Botschaft des Abends wurde von Erzbischof Dr. Ioan Selejan, Metropolit des Banats, vorgetragen. „Dieser Text aus Johannes 11,26 beschreibt einen ganz besonderen Moment im Leben des Heilands und der Brüder Martha, Maria und Lazarus. Wir können den Glauben von Martha und die Liebe sehen, die Christus, der Herr, für Lazarus empfand. Zweifeln Sie nicht, Christus liebte Lazarus nicht mehr als Dich und mich. Eines Tages wird Christus an meinem und an Deinem Grab eine Träne vergießen“. – sagte der Metropolit.
Dann wurde laut Programm Seine Exzellenz Josef Csaba Pál, römisch-katholischer Bischof von Temeswar, ans Mikrofon gebeten, der darüber sprach, dass es bei der Einheit der Christen nicht nur um diese Gebetswoche geht. „Ein Priesterkollege hat mir vor kurzem gesagt, dass unsere Christen Minimalisten sind: Sie beten morgens und abends, gehen am Sonntag in die Kirche, zahlen vielleicht für den Gottesdienst, und den Rest lassen wir sie in Ruhe. Ist es mit der christlichen Einheit nicht ähnlich? Wir nehmen an der ökumenischen Gebetswoche teil, und damit ticken wir Einheit. Aber was tun wir das ganze Jahr über für die Einheit? Wir freuen uns, dass wir in diesem Jahr gemeinsam Ostern feiern, aber die Feier der Auferstehung des Herrn muss auch in unserem täglichen Leben sichtbar werden“ – so der Diözesanbischof.
Seine Exzellenz Ioan Călin Bot, Bischof von Lugosch, nutzte das Bild eines Lavafadens, der aus dem Krater eines Vulkans sprudelt, um zu veranschaulichen, dass wir Menschen keinen Zugang zu Gottes Plänen haben und nur so viel arbeiten, wie er uns offenbart, aber wir können sicher sein, dass er lebendig ist. „Herr Jesus Christus, der du beim letzten Abendmahl darum gebetet hast, dass deine Jünger eins sind, schau mit Liebe auf die Kirchen und Gemeinschaften, die deinen Namen tragen. Gib uns den Mut, mit offenem Herzen den Weg zur Einheit zu gehen, damit wir glaubwürdige Zeugen des Evangeliums in der Welt sein können“. – sagte der Bischof von Lugosch am Ende seiner Botschaft.
Als Vertreter der serbisch-orthodoxen Kirche wies Pfarrer Ciobotin Blagoiev darauf hin, dass seine Kirche an diesem Tag das große Fest der Epiphanie, also der Taufe des Herrn oder der Offenbarung des Herrn, feiert. „Erlauben Sie mir, allein, ohne einen Chor hinter mir, das Troparion von der Taufe des Herrn zu singen“. – Pfr. Ciobotin stimmte das Gebet auf Serbisch an. Eine schöne Geste kam von den Mitgliedern des Chors der Fakultät für Rumänisch-Orthodoxe Theologie, die sich Pfr. Ciobotin beim Singen anschlossen.
Rabbiner Zvika Kfir wandte sich auf Englisch an die Anwesenden, seine Worte wurden ins Rumänische übersetzt: „In Gottes Augen sind wir alle gleich: Brüder und Schwestern. Wir sollten die Unterschiede zwischen uns schätzen, denn jeder von uns bringt seinen eigenen persönlichen Beitrag zu Gottes Schöpfung ein. Einheit ist der wichtigste Aspekt in der Welt, besonders jetzt, wo es überall Kriege und Konflikte gibt. Ich freue mich, hier in Temeswar Teil dieser Versammlung zu sein, und ich wünsche mir, dass wir durch diese Veranstaltung ein Licht für diejenigen werfen können, die uns folgen.“ Erzbischof Ioan Selejan, der Metropolit des Banats, sagte in Bezug auf die Botschaft des Rabbiners, dass der zwischen Israel und der Hamas erreichte Waffenstillstand ein Zeichen des Friedens sei und dankte Gott „und all jenen, die es möglich gemacht haben, dass im Lande Jesu keine Menschen mehr sterben werden“, worauf er den Rabbiner brüderlich umarmte.
Der reformierte Pfarrer Sándor Demeter von der Reformierten Kirchengemeinde Temeswar Innere Stadt wandte sich in rumänischer und ungarischer Sprache an die Anwesenden: „Lasset uns beten: Herr, unser Gott, wir danken dir, dass du unser Vater bist, der uns erschaffen hat und immer für uns sorgt. Wir bekennen und glauben, dass du uns nicht verlässt. Wir beten für alle, die in den verschiedenen Ecken der Welt leiden, für die Opfer von Kriegen und Naturkatastrophen und für alle, die inmitten des Leids nach Hoffnung suchen. Amen.“
Im Namen der Evangelisch-Lutherischen Gemeinschaft betonte Pfarrer Zsombor Kovács zwei Dinge im Zusammenhang mit dem Motto der Gebetsoktav: „Auf die Frage, die Jesus gestellt hat, können wir meiner Meinung nach eine sehr einfache und eine schwierigere Antwort geben. Leicht ist es zu sagen: Ich glaube. Schwieriger ist es im Herzen diesen Glauben zu leben. Eine Antwort finden wir auch im Brief des Apostels Paulus an die Römer, Kapitel 12: »Liebt ohne Heuchelei, hasst das Böse, haltet fest an dem, was gut ist, liebt einander in brüderlicher Liebe, schätzt euch gegenseitig hoch.«“
Pastor Alexandru Neagoe betonte im Namen der Baptistengemeinde: „Ich möchte Ihnen nur eine Stelle aus der Heiligen Schrift vorlesen, die für unsere Bethel-Baptistenkirche der Grußvers des Jahres 2025 ist. Er stammt aus dem Hebräerbrief, Kapitel 12, Vers 14: „Trachtet nach Frieden mit allen Menschen und nach Heiligkeit, ohne die niemand den Herrn sehen wird.“ Ich bete zu Gott für uns alle hier anwesenden Gläubigen, dass wir die beiden Realitäten im Gleichgewicht halten: Frieden mit allen Menschen und Heiligkeit“.
Im Namen der Pfingstlergemeinde übermittelte Pastor Ticu Leontescu die Grüße des leitenden Pastors Constantin Leontiuc, den er vor dem Gebetsabend fragte, was er den Anwesenden sagen solle. Die Antwort lautete: Habt ein besseres Jahr. Un ferner: „Was der Heiland zu Martha sagte, sagt er jetzt zu mir und zu uns allen. Lasst uns von hier aus in unsere Kirchen und in unsere Häuser gehen mit dieser Frage des Heilands: Glaube ich das, lebe ich das. Mein Wunsch für uns alle ist das, was der Evangelist Johannes in seinem Brief sagt: »Ich bete, dass es euch gut geht und dass ihr gesund seid, so wie es eurer Seele gut geht.«“
Das grundlegende Gebet aller Christen, das „Vaterunser“, wurde von allen anwesenden Gläubigen in rumänischer und ungarischer Sprache gesprochen, woraufhin die Priester und Amtsträger der anwesenden Konfessionen den Anwesenden nacheinander den Segen erteilten.
Zum Abschluss lud Pfarrer István Gazda alle Anwesenden zu einem gemeinsamen Essen ein, das im Veranstaltungsraum des Reformierten Zentrums zubereitet wurde.

Pressestelle der Diözese Temeswar