Maria-Radna ist ein Gnadenort, ein Gebets- und Wallfahrtsort, der um die wundertätige Ikone der Jungfrau Maria herum entstanden ist, ein Bild, das seit Jahrhunderten auf den Hügeln von Radna verehrt wird. Bekannt für die Wunder, die sich dort und auch in der Ferne von Radna ereignet haben, gehört die Darstellung der Jungfrau Maria mit dem Kinde Jesu in ihren Armen zur Typologie der karmelitischen Mariendarstellungen. Das liegt daran, dass die Jungfrau, die den Erlöser umarmt, ein braunes Skapulier in ihrer schützenden Hand hält. Die kleinen Skapuliere bestehen aus zwei, aus Stoff (in der Regel Wolle) in der Farbe des Habits der Ordensgemeinschaft gefertigten Vierecken, die durch zwei Schnüre so miteinander verbunden sind, dass jeweils eines auf der Brust und eines auf dem Rücken getragen wird. Die Größe der Stoffstücke variiert; manche sind kleiner als eine Briefmarke, andere bis zu 10 cm groß. Oft sind auf den Skapulieren kleine Abbildungen, etwa des Herzens Jesu oder der Gottesmutter, angebracht.
Von den verschiedenen kleinen Skapulieren ist das Skapulier des Karmel, genannt „das braune Skapulier“ oder einfach nur „das Skapulier“, das bekannteste. Seine Verbreitung verdankt es vor allem einer Verheißung der Jungfrau Maria, die besagt, dass, wer mit diesem Skapulier bekleidet sterbe, nicht das Feuer der Hölle erleiden müsse. Diese Verheißung, die der Überlieferung nach Simon Stock, einem Karmeliten des 13. Jahrhunderts, zuteilwurde, ist von der katholischen Kirche anerkannt. Verstanden wird sie in der Regel so, dass die Fürsprache Mariens den Skapulierträger entweder vor der schweren Sünde bewahrt oder ihn rechtzeitig zur Umkehr bewegt. Das Karmelskapulier muss nach kirchlicher Vorschrift von einem Priester aufgelegt werden, die Mitgliedschaft in einer Skapulierbruderschaft ist jedoch nicht mehr verpflichtend.
In diesem Zusammenhang fand am Samstag, den 15. Juli 2023, in Radna die Wallfahrt zu Ehren der Gottesmutter Maria vom Berge Karmel, eine Pilgerfahrt der Mitglieder der karmelitischen Familie und der karmelitischen Bewegung der Diözese Temeswar statt. Die feierliche Heilige Messe wurde um 11.00 Uhr von Domkapitular Nikola Lauš, Kanzleidirektor zelebriert. An seiner Seite standen Dechant-Pfarrer Marin Matieș von Karansebesch, Pfr. Ovidiu Telescu, von der griechisch-katholischen Pfarrei Maria, Königin des Friedens in Temeswar, und nicht zuletzt Pfr. Augustin Bărbuț, Seelsorger in Orawitza. Die Pilger kamen aus Temeswar, Karansebesch, Orawitza, Arad, Altbeschenowa, Lippa, Radna und aus der Umgebung. Die Pilger aus Karansebesch und ihr Seelsorger wurden von den Franziskanerinnen aus ihrer Pfarrgemeinde begleitet, die durch ihr Engagement, ihre geistliche Begleitung und ihr Gebet zur Freude der gesamten Gruppe beitrugen.
In seiner Predigt zitierte Pater Lauš einen byzantinischen Priester: „Die Kirche ist das Herz der Welt, auch wenn die Welt ihr eigenes Herz nicht kennt“, und fuhr dann fort: „Ich glaube, dass jeder von uns beim Betreten dieser Basilika, die uns so sehr am Herzen liegt, diesen heiligen Ort und diese Oase des Friedens findet, die unser Herz so dringend braucht. Erfüllt von der feierlichen Atmosphäre, von der Gegenwart Gottes, der Gottesmutter und der Heiligen, die diese Kirche umgeben, lassen wir uns vom Geist des Herrn durchdringen, der in uns wohnt, wie er im Herzen Marias, der voll der Gnade ist, wohnt. Wir sind unserem Vater dankbar, dass wir heute hier sein können, um in seinem Haus Gottesdienst zu feiern und uns mit den himmlischen Realitäten zu verbinden.“
Unter Bezugnahme auf die von Pfr. Matieș gelesenen Evangeliumsstelle, über den Besuch Mariens bei ihrer Cousine Elisabeth, erklärte Domherr Lauš: „Die erste Begegnung des Johannes mit Jesus löst eine aufrichtige, reine Freude aus. Wie groß ist die Freude, die eine Begegnung mit Jesus für uns bedeutet? Sind unsere Augen immer noch entzückt, wenn wir die Kirche betreten und die Schönheit des Hauses des Herrn sehen? Erbebt unser Herz noch, wenn wir den Heiland als Nahrung für unsere Seele empfangen? Oder sind wir eher passiv, kalt, ohne Eifer, ohne Sehnsucht, gleichgültig geworden? Gewiss, sind unsere Problemen zahlreich, unsere täglichen Versuchungen vielfältig, Tausende von Gedanken bedrängen uns, und vielleicht belasten viele Fehler unser Gewissen. Aber dennoch sind wir hier: Wir haben Jesus so nahe. Gott macht sich so zugänglich für uns. Der Vater wartet immer noch mit offenen Armen auf uns. Lasst uns in der Freude und der Begeisterung der Gottesmutter den Wunsch wiederentdecken, die Tür des Herzens Jesu zu öffnen und ihn mit aller Inbrunst zu begrüßen, ihn mit der Freude eines Menschen, der seinen besten Freund empfängt, bei uns aufzunehmen.“
Indem er den Pilgern spirituelle „Nahrung für Unterwegs“ überreichte, sagte der Prediger: „Beten wir, dass wir die Kirche nicht unverändert verlassen, dass wir nach der Feier dieser Eucharistie nicht unbekehrt bleiben. Aber lasst uns auf dieser Pilgerreise lernen, mit Maria in unserem Leben zu leben, Jesus Tag für Tag in allem zu entdecken. Denn alles an der Jungfrau Maria weist auf Gott hin, und alles, was mit ihr zu tun hat, hat mit dem zu tun, den sie in ihrem reinen Leib und ihrer reinen Seele zu tragen wählte. Möge die Liebe Marias unsere treue Liebe zu Jesus neu entfachen. Der Glaube Mariens möge unseren armen Glauben neu entfachen. Lasst uns die Gnaden, die wir heute erhalten haben, nicht verschwenden, sondern sie mit Dankbarkeit und Einfachheit in unserem täglichen Leben wirken, so wie es jeder von uns kann, im Bewusstsein unserer eigenen Schwächen, aber mit dem Wunsch, uns immer zu erheben und nach dem Höchsten in den Augen unseres Vaters zu streben.“
Nach hl. Messe hielt Pfr. Telescu einige Gebete und Andachten mit den Pilgern, die mit einem Moment der eucharistischen Anbetung und dem eucharistischen Segen endeten.
Domkapitular Andreas Reinholz, Pfarrer von Radna, kümmerte sich zusammen mit Pfr. Ioan Cădărean um den Gottesdienst, den Empfang der Priester und Pilger, um das Notwendige für die Feier der Messe und um die christliche Gastfreundschaft. Die musikalische Umrahmung der Hl. Messe sicherte die Organistin der Basilika, Frau Andreea Bodroghi.
Dr. Claudiu Călin