Das im Titel verwendete Zitat ist ein Auszug aus den vier „Überlebensregeln“ des Benediktinermönchs Pater Dr. Placidus (Károly) Olofsson (1916-2017), der 1946 von einem sowjetischen Militärgericht, in Ungarn, zu zehn Jahren Haft in Arbeitslagern der Sowjetunion verurteilt und im Gulag eingekerkert wurde. Diözesanbischof Josef Csaba Pál, Sprach in seiner Predigt bei der Gedenkmesse, die er am Sonntag, den 26. Januar um 10.00 Uhr in der Domkirche zum Hl. Georg, der römisch-katholischen Kathedrale in Temeswar, anlässlich des 80. Jahrestages der Deportation unzähligen Deutschen aus Rumänien zelebriert hat, über diese tief christlichen Regeln des P. Placidus. Die Mehrheit der aus unserer Diözese verschleppten Deutschen waren Katholiken. Sie wurden 1945 zur Zwangsarbeit – zum sog. „Wiederaufbau“ – in der UdSSR durch die kommunistischen Behörden deportiert. An der Heiligen Messe nahmen S.E. Martin Roos, emeritierter Bischof von Temeswar (dessen Familie von der Deportation der Volksdeutschen in die UdSSR zutiefst betroffen war, da die Mutter unseres Altbischofs zu den Deportierten gehörte) und Domherr Nikola Lauš, Kanzleidirektor, in Anwesenheit des evangelisch-lutherischen Pfarrers Walther Sinn aus Semlak teil.
Anwesend bei der Hl. Messe und bei den Gedenkveranstaltungen waren Frau Ulla Krauss-Nussbaumer, Botschafterin der Republik Österreich in Rumänien, Frau Regina Lochner, Konsulin der Bundesrepublik Deutschland in Temeswar, der Sprecher der Arbeitsgruppe der deutschen Minderheiten in Europa, Bernhard Gaida, der aus Polen angereist war. Aus dem Land waren anwesend: Herr Ovidiu Ganț, Abgeordneter des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR), Herr Dr. Paul Jürgen Porr, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, Herr Dr. Johann Fernbach, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat, Herr Erwin Josef Țigla, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen im Banater Bergland, Herr Josef Hölzli, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Nord-Siebenbürgen (Sathmar) und nicht zuletzt Herr Ignaz Bernhard Fischer, Vorsitzender des Vereins der ehemaligen Russlanddeportierten. Gemeinden wie Groß-Sanktnikolaus, Billed, Detta, Gottlob, Liebling, Busiasch, Reschitza, Ferdinandsberg, Orawitza und Pankota waren bei ebenfalls vertreten.
Der musikalische Rahmen des Hochamtes wurde vom „Exultate“-Chor der Domkirche zum Hl. Georg, der römisch-katholischen Kathedrale von Temeswar, unter der Leitung des Domorganisten Herrn Róbert Bajkai-Fábián, bereitgestellt. An der Orgel spielte Krisztián Kelemen (Organist der Temeswar-Elisabethstädter Pfarrkirche), an der Violine Prof. Dr. Johann Fernbach, Vorsitzender des DFDB. Solistin: Renate Binkitsch. Es wurden Teile der Deutschen Messe von Franz Schubert sowie die Hymne der Deportierten „Tief in Russland, bei Stalino“ und das Te Deum/ „Großer Gott, wir loben Dich“ aufgeführt.
In seiner Predigt fasste der Oberhirte der Diözese die vier Regeln für das Überleben von Pater Placidus Olaf zusammen, der 2017 im Alter von über 100 Jahren verstorben ist.
„Wir haben soeben das Evangelium gehört, welches darüber spricht, was Jesus hier auf der Erde getan hat und tut. Hören wir einen Teil davon noch einmal: «Der Geist des Herrn ruht auf mir; / denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt,/ damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde / und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe» (Lk 4, 18-19). Bleiben wir hier stehen. Wir gedenken unserer ehemaligen Deportierten, die nach Russland verschleppt wurden, nur darum, weil sie Deutsche waren. Sie haben dort grausame Qualen, ja sogar Folter erdulden müssen, viele sind dann auch gestorben. Das Leid ist ein Geheimnis. Kaum können wir es in seiner Tiefe verstehen. Pater Placidus beschreibt, wie der Glaube ihm und seinen Mitgefangenen in jenen grausamen Situationen geholfen hat. Sie haben mit den anderen Deportierten vier Regeln ausgearbeitet, die vielen von ihnen geholfen haben. Die vier Überlebensregeln sind aber – denke ich, liebe Schwestern und Brüder, – auch für uns gültig: die erste Regel: das Leid sollen wir nicht zu ernst nehmen; die zweite Regel: die kleinen Freuden des Lebens sollen wir erkennen und feiern; die dritte Regel: wir dürfen nicht behaupten „ich bin der beste Mensch auf Erden“, denn der andere kann auch ein besonderer Mensch sein, aber unter schwierigen Umständen muss ich edler sein, als mein Umfeld; und schließlich die vierte Regel: ich soll mir dessen bewusst sein, dass auch der liebe Gott will, dass ich meine jetzige Schwierigkeiten und Leiden überwinde, – wenn ich mich in Ihm verankere, schaffe ich das leichter. Heute beten wir für unsere lieben Deportierten, die schon zum lieben Gott heimgegangen sind, aber auch für diejenigen, die noch am Leben sind, dass sowohl die einen, als auch die anderen die Nähe und Güte Gottes erfahren. Was wir von ihnen lernen können, dass soll uns in unserem Leben Wegweiser sein.“ – sagte Bischof Pál in seinem Lehrwort.
„Ich werde keine Schüler unterrichten, wie ich es geplant hatte. Meine Aufgabe wird es sein, meine Mitgefangenen – Mitbrüder geistig zu stärken. Das war zehn Jahre lang meine Berufung im Lager. Deshalb war ich der glücklichste Mensch in der ganzen Sowjetunion, denn ich hatte meine Lebensaufgabe entdeckt.“ – erzählte Pater Placidus über seine Jahre der Gefangenschaft. Sicherlich hatten alle, die in die Arbeitslager „Tief in Russland, bei Stalino“ deportiert wurden, ihre eigenen Überlebensregeln und lebten mit der Hoffnung auf eine Rückkehr in die Heimat, wie es im Text des oben erwähnten bekannten Liedes „Tief in Russland, bei Stalino“ heißt: „Die Gedanken aber eilen nach der Heimat immerdar,/ wo sie ihre Lieben haben, wo’s so schön und herzlich war./ Wenn sie dann von ihnen sprechen und von jenem großen Glück,/ ihre Herzen beinah brechen, sehnen sich nach ihr zurück./ (…) Sollt‘ ich hier in Russland sterben, sollt‘ ich hier begraben sein, / grüßt mir noch einmal die Heimat und die Lieben all daheim.“ Für viele, sehr viele Deportierte blieb der Traum einer glücklichen Heimkehr leider unerfüllt…
Nach der Heiligen Messe begaben sich die Gläubigen und die Nachkommen der Deportierten zum Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus, wo ein Gebet und eine Kranzniederlegung am Denkmal der Deportation in die Sowjetunion im Seitenpark des Gebäudes folgten. Die Andacht wurde von Pfarrer Walther Sinn geleitet und eine Ansprache wurde von Herrn Ignaz Bernhard Fischer, Vorsitzender des Vereins der ehemaligen Russlanddeportierten, gehalten. Die Gedenkveranstaltung wurde im Foyer des Adam-Müller-Guttenbrunn-Hauses mit einer Agape beendet.
An diesem Sonntag haben die Pfarrg- und Filialgemeinden in den römisch-katholischen Kirchen von Altsadowa, Orawitza, Anina, Orschowa, Karansebesch, Ferdinandsberg, Reschitza, Deutsch-Bokschan, Steierdorf und Dognatschka während der hl. Messen auch für die Opfer der Deportation gebetet.

Nachdem sich Rumänien am 23. August 1944 auf die Seite der Alliierten geschlagen hatte, wurden rumänische Staatsbürger deutscher Nationalität aufgrund ihrer ethnischen Herkunft als Angehörige des deutschen Volkes und damit als Mitschuldige am Krieg und seinen Folgen betrachtet. Das Gesetzesdekret zur Gründung der Deutschen Volksgruppe in Rumänien (DVR) aus dem Jahr 1940 bildete mit seinen Artikeln 2 und 33 die Rechtsgrundlage für die pauschale Einstufung aller Deutschsen in Rumänien als Kollaborateure Hitlerdeutschlands.
Infolgedessen wurden 1944-1946 repressive Maßnahmen gegen die gesamte deutsche Gemeinschaft ergriffen. Die wichtigsten Maßnahmen zur kollektiven Bestrafung der deutschen Minderheit waren: die Deportation der arbeitsfähigen Männer und Frauen in die UdSSR zum „Wiederaufbau“ und die Abschiebung anderer zum „Zivildienst“ im Land; die Beschlagnahmung von Gemeindeeigentum, das aufgrund des Gesetzesdekrets Nr. 485/1944 in das Eigentum der deutschen Volksgruppe übergegangen war. 485/1944 in den Besitz der deutschen Volksgruppe übergegangen war, einschließlich des Eigentums der Evangelischen Kirche A.B. und der Römisch-Katholischen Diözese Temeswar, das als „feindliches Eigentum“ betrachtet wurde; die vollständige Enteignung der deutschen Landbevölkerung durch die Agrarreform vom 23. März 1945. Etwa 70.000-75.000 Deutsche aus Rumänien wurden im Januar 1945 zum Wiederaufbau in die UdSSR deportiert. Der geheime, von Stalin unterzeichnete Befehl des Staatlichen Verteidigungskomitees der Sowjetunion Nr. 1761 vom 16. Dezember 1944 sah die Mobilisierung und Internierung aller arbeitsfähigen Volksdeutschen, Männer im Alter von 17 bis 45 Jahren und Frauen im Alter von 18 bis 30 Jahren, in den von der Roten Armee befreiten Gebieten in Rumänien, Jugoslawien, Ungarn, Bulgarien und der Tschechoslowakei vor. Frauen, die Kinder unter einem Jahr stillten, durften nicht mitgenommen werden. Die Regierungen dieser Länder arbeiteten mit den sowjetischen Behörden zusammen, um die Forderungen des „großen Nachbarn vom Osten“ umzusetzen. In ihren Memoiren und Erinnerungen beschreiben die Deportierten die Zeit der Verschleppung, den Transport in Viehwaggons in die UdSSR, die Unterbringung in ungeheizten Hütten, die harte Arbeit in den Bergwerken, die häufigen Unfälle, die häufigen Todesfälle durch Hunger, Krankheiten oder Unfälle, aber auch, wie sie sich selbst organisierten und sich gegenseitig halfen und wie sich das Leben derjenigen, die die ersten beiden sehr schwierigen Jahre überlebten, irgendwann dadurch verbesserte.
(Fragmente aus dem Band: Un veac frământat. Germanii din România după 1918 / Hannelore Baier, Deportare, deposedare, discriminare. 1944-1948, pp. 149-157, passim)
Elf Priester wurden aus der Diözese Temeswar in die Sowjetunion deportiert, obwohl die Delegation der Alliierten Kontrollkommission in Bukarest, die Apostolische Nuntiatur in Bukarest und Bischof Augustin Pacha darauf bestanden hatten, dass zumindest Priester, Ordensfrauen und Ordensmänner von der Verschleppung ausgenommen werden. Mit Hilfe eines gutherzigen Offiziers wurden die Kandidatinnen und Novitzinnen der Notre-Dame-Schwestern in Temeswar Josefsstadt von der Deportation gerettet. Ordensschwestern im Allgemeinen wurden letztendlich ausgenommen. In den folgenden Monaten reiste Bischof Pacha nach Bukarest und bat um Audienzen bei König Michael, Königinmutter Elena und dem Regierungschef, um die Rückkehr seiner Gläubigen aus der UdSSR zu vermitteln, wurde aber von keinem der Genannten empfangen.
(Hans Hartl, Das Schicksal des Deutschtums in Rumänien (1938-1945-1953), in der Sammlung „Beihefte zum Jahrbuch der Albertus-Universität, Königsberg” / Pr. XIV, Würzburg, Holzner-Verlag, 1958, S. 121, Hans Bohn (Hrsg.), Zur Geschichte der Klösterlichen Erziehungs- und Bildungsstätten im Rumänischen Banat, Nach den chronologischen Notizen der Ehrw. Schulschwester M. Leonilla Kilzer, Landshut, s.n., 1990, S. 33., Franz Kräuter, Erinnerungen an Bischof Pacha. Ein Stück Banater Heimatgeschichte, Bukarest, Allgemeine Deutsche Zeitung-Verlag, 1995, S. 148, Claudiu Călin, Dieceza de Timişoara între 1948-1989 în Biserica Romano-Catolică din România în timpul prigoanei comuniste (1948-1989), Iaşi, Edit. Sapientia, 2008, S. 98-102.)

Pressestelle der Diözese Temeswar
(Sipos Enikő, Claudiu Călin)