Das für die Diözese Temeswar im September 2022 ausgerufene Pastoraljahr ist fast zur Hälfte abgeschlossen. Dabei bilden das vergangene und das kommende Jahr thematisch eine Einheit, denn das zentrale Thema der letztjährigen Programme war die Heilige Schrift, in diesem Jahr ist es die Diakonie und im nächsten Jahr wird es die Mission sein. Die Themen dieses und des nächsten Jahres ergänzen sich in besonderer Weise, denn Diakonie (Dienst) kann als Mission gelebt werden, so wie Mission zum Dienst werden kann. Über die Pastoralprogramme haben wir mit Seiner Exzellenz Josef Csaba Pál, Diözesanbischof von Temeswar, gesprochen.

– Eure Exzellenz, wie bewerten Sie die Aktivitäten des vergangenen pastoralen Jahres?
– Ich möchte vier wichtige Bereiche des vergangenen Jahres nennen. Ich könnte sie sogar der Reihe nach aufzählen. Im vergangenen Mai haben wir in Maria-Radna ein sehr schönes Treffen für junge Firmkandidaten in unserer Diözese organisiert, an dem etwa 600 junge Menschen teilgenommen haben. Hier möchte ich anmerken, dass die Firmspendungen besonders schön waren. Es war schön, diese jungen Menschen zu treffen, sowohl in Radna, als auch bei den Gesprächen vor der hl. Messe zur Verleihung der Heiligen Firmung, und zu sehen, dass sie begeistert sind, diesen Weg weiter zu gehen. Auch das Anzünden der Kerzen am Adventskranz war für die Jugendlichen ein schönes Erlebnis. In diesem Jahr fand zum ersten Mal ein Adventskerzenanzünden für Jugendliche aus dem Erzdekanat an der Temesch in Temeswar statt. Bisher wurde ein solches Treffen nur im Kreis Karasch-Severin organisiert, und vor einigen Jahren wurde es auch im Kreis Arad initiiert. Diese Veranstaltung in Temeswar kann also als Novum betrachtet werden.
Ein weiteres Novum, das ebenfalls auf die Aktivität der Jugendlichen zurückzuführen ist, war, dass im vergangenen Januar zum ersten Mal seit einigen Jahren ein ökumenischer Gebetsabend für Jugendliche stattfand, wobei das Programm von Anfang bis Ende von den Jugendlichen koordiniert wurde und die Priester und Bischöfe nur den Schlusssegen gaben.
Ein weiterer wichtiger Bereich ist die Familienpastoration. Hier kann ich die Woche der Ehe hervorheben, die seit mehreren Jahren mit vielen Veranstaltungen und einem sehr reichhaltigen Programm in unserer Diözese durchgeführt wird. Hinzu kam im vergangenen Juni das Welttreffen der Familien in Rom, an dem nicht nur Familien aus unserer Diözese teilnahmen, sondern natürlich auch Familien aus dem ganzen Land. Und ich habe persönlich daran teilgenommen. Gleichzeitig mit dem Treffen in Rom gab es ein Treffen in Maria-Radna, das auch sehr schön war, mit etwa 400 Teilnehmern aus der ganzen Diözese. Im Vorfeld dieser Veranstaltung haben sich die Familien verpflichtet, mit dem Bild, das die Einladung zu diesem Treffen war, in die Gemeinden zu gehen. Ich denke, es ist sehr wichtig, sich um junge Menschen zu kümmern, aber vielleicht noch wichtiger, sich um die Familien zu kümmern, denn in der Familie lernen die Kinder all die Werte kennen, die sie später im Leben als junge Menschen oder wenn sie später selbst eine Familie gründen, mitnehmen werden.
Im Mai haben wir die diözesane Etappe des synodalen Weges abgeschlossen. Der synodale Weg hat die Gemeinden und Gläubigen auf dreifache Weise einbezogen. Einige haben nicht verstanden, wie wichtig das ist, und verstehen es vielleicht immer noch nicht. Einige haben es verstanden, dachten aber, dass die Treffen nur dazu dienten, Fragen zu diskutieren und zu beantworten, den Fragebogen auszufüllen und das war’s. Stattdessen gibt es Gemeinden, Gemeindemitglieder und Priester, die den synodalen Weg weitergehen wollen. Aus diesen Treffen sind mehrere Bibelkreise entstanden, in denen das Licht Christi für unsere ganze Diözese, für die Pfarrei und ihr Leben gesucht wird. Diese Gruppen sehe ich als hoffnungsgebende Initiativen, weil sie wachsen können. Ich halte es für sehr „gefährlich“, die Heilige Schrift zu lesen, denn das könnte zur Bekehrung führen! Der Kurs der Erwachsenenbildung, der drei Jahre dauerte und an dem neunzig Personen teilnahmen, ist zu Ende gegangen. Zweiundsechzig der Kursteilnehmer haben schließlich ihre Prüfungen bestanden.
Wir haben sie nicht in erster Linie auf den Ministrantendienst vorbereitet, sondern darauf, Jünger Christi zu sein, und nach zweieinhalb Jahren, als sie kompetent geworden waren, konnten sie in Absprache mit demjenigen, dessen Jünger sie geworden waren, nämlich Jesus Christus, entscheiden, in welchem Bereich sie arbeiten wollten. So wurden am 28. Januar dieses Jahres sechzehn Personen zu Akolythen, zweiundzwanzig zu Preoratoren (Vorbeter), siebzehn Auszubildende zu Gruppenanimateuren und sieben wurden vom Bischof mit besonderen Aufgaben betraut.
Ein schönes Ereignis im vergangenen Jahr war der spirituelle Tag für die Mitarbeiter der Diözese und ihre Familien, der am Samstag nach Aschermittwoch stattfand. Da es das Jahr der Familie war, konnten wir dies nutzen. Im letzten Herbst, im November, haben wir mit den Mitarbeitern der Diözese eine Reise nach Groß-Wardein unternommen, um mit den dortigen Mitarbeitern Erfahrungen auszutauschen. Davor, im September, besuchten wir die Diözese Vác, ebenfalls mit den Angestellten und Mitarbeitern der Pastoralbüros und den Verantwortlichen der verschiedenen pastoralen Bereiche, um Erfahrungen auszutauschen. Während der Reise hatten alle im Bus die Gelegenheit, einen Rückblick auf das vergangene pastorale Jahr zu machen, ihre Meinung zu äußern, zu sagen, was sie positiv fanden und was sie gerne ändern würden. Am letzten Tag des Besuchs besprachen jedes Büro und jede Gruppe einzeln die vorgeschlagenen Aktivitäten für dieses Jahr, d.h. der Pastoralplan für das laufende Jahr wurde umrissen.
Der Caritasverband unserer Diözese hat sich im vergangenen Jahr besonders engagiert, vor allem in der Hilfe für ukrainische Flüchtlinge. Auch wir Bischöfe haben uns getroffen und ein Treffen in Sathmar abgehalten. Wir haben mehrere Sammlungen organisiert, und auch die Mitarbeiter der Caritas haben viel für die Flüchtlinge getan.
Im vergangenen Jahr sind vier unserer Mitbrüder im Priesteramt im Herrn entschlaffen und ein weiterer Priester ist nach zwei Jahren Dienst in unserer Diözese in den Franziskanerorden zurückgekehrt. Wir freuen uns, dass im selben Jahr ein Priester für eine bestimmte Zeit zu uns gekommen ist. Im vergangenen Jahr wurden drei Personen zu Akolythen eingeführt, wir weihten einen Diakon, und am 28. Januar kamen sechzehn weitere Akolythen hinzu. Vier Ordensschwestern kamen in die Diözese, zwei in das Gemeinschaftshaus der Marianischen Schönstattschwestern in Temeswar und zwei Schwestern von der Kongregation der Göttlichen Vorsehung nach Reschitza. Als Vorsitzender der Kommission für Familienpastoration innerhalb der rumänischen Bischofskonferenz freue ich mich, dass die nationale Website für Familienpastoration, profamilia.ro, zunächst in rumänischer Sprache und dann Ende letzten Jahres, anlässlich des Festes der Heiligen Familie, auch in ungarischer Sprache zur Verfügung gestellt wurde. Es lohnt sich, die Seite anzusehen, denn sie enthält viele Nachrichten und wird ständig aktualisiert.

– Welche pastoralen Programme finden in diesem Jahr statt?
– Eine Besonderheit in diesem Jahr ist, dass Temeswar zu einer der europäischen Kulturhauptstädte bestimmt wurde und vor kurzem hier die offizielle Eröffnungsgala stattgefunden hat. Als dies beschlossen wurde, sagten uns mehrere Personen, dass wir zu diesem Anlass auf jeden Fall unsere schönen Kirchen mehr öffnen sollten. Natürlich werden wir sie öffnen, wir freuen uns über diesen Anlass, aber wir dachten auch, dass es schön ist, über den Glauben der Menschen zu sprechen, die vor zwei- oder dreihundert Jahren gelebt und diese schönen Kirchen gebaut haben, aber wir sollten auch über unseren Glauben sprechen, über uns, die wir jetzt leben. Deshalb haben wir im Januar letzten Jahres begonnen, zwei große Programme zu organisieren. Das eine ist ein ökumenisches Jugendfestival vom 1. bis 7. Mai, das Jugendliche aus sieben Konfessionen gemeinsam organisieren und durchführen. Das Programm umfasst einen Gebetsnachmittag mit einer Prozession, Besuche in Kirchen, Musik, Konzerte, runde Tische, einen Friedenswürfel und wir erwarten mehrere Gäste. All diese Aktivitäten sind von den Ideen der jungen Menschen geprägt, die diese Programme koordinieren. Es ist auch sehr schön, dass die jungen Leute in dem bestärkt wurden, was Temeswar ausmacht: die Tatsache, dass hier viele Nationalitäten, viele Konfessionen zusammenleben und versuchen, in Einheit zu arbeiten, sich gegenseitig zu respektieren, zu schätzen und zu helfen. Auch dafür bitte ich Sie um Ihr Gebet.
Ein weiteres Programm ist ein ökumenisches Symposium (für Erwachsene), das wir vom 4. bis 9. Mai besuchen und unterstützen werden. Zwischen dem 29. Juli und dem 3. August findet ein Kolloquium der europäischen Pfarrgemeinden statt, bei dem etwa einhundertfünfzig Personen aus dem Ausland anreisen werden, um Gemeinden verschiedener Konfessionen zu besuchen. Sie werden in kleine Gruppen eingeteilt, darunter auch eine Gruppe junger Menschen. Ebenfalls im Zusammenhang mit der Kulturhauptstadt findet vom 16. bis 18. November das diesjährige Treffen des Netzwerks „Miteinander für Europa“ statt, zu dem ebenfalls zahlreiche Menschen aus dem Ausland erwartet werden. Miteinander für Europa bringt verschiedene Bewegungen unterschiedlicher Glaubensrichtungen zusammen, um den europäischen Geist zum Ausdruck zu bringen und zu stärken. Dabei geht es nicht nur um die politische Einheit in der Europäischen Union, sondern auch um das Teilen von geistlichen Werten. Ein weiteres bemerkenswertes Programm ist das Weltjugendtreffen – der Weltjugendtag in Lissabon, an dem etwa vierzig junge Menschen aus unserer Diözese teilnehmen werden.
Wir haben auch die Sitzungen der Erzdekanate ein wenig umstrukturiert, mit weniger Dekanatstreffen und mehr Begegnungen auf Erzdekanatsniveau. Ein Treffen hat bereits Anfang Februar stattgefunden, an dem Diözesanpriester und Ordensleute teilgenommen haben. Darüber hinaus sind drei weitere Treffen geplant: im April, Juni und Dezember, bei denen wir an einem Dokument des Heiligen Vaters oder eines Dikasteriums, wie Evangelii Gaudium oder dem Ehekatechumenat arbeiten werden. All dies, um mehr mit den Vorschlägen des Heiligen Vaters übereinzustimmen und nach Möglichkeiten zu suchen, sie in unserer Diözese in die Praxis umzusetzen.

– Gibt es weitere Pläne oder Aktivitäten in Aussicht?
– Wir sind recht hoffnungsvoll. Wir hoffen zum Beispiel, dass wir am 22. April die neu renovierte Domkirche zum Hl. Georg – unsere Kathedrale einweihen können, am 24. Juni werden wir drei ständige Diakone weihen und am 1. Juli einen Priester weihen. Hoffentlich können wir heuer auch das neue Pfarrhaus in Temeswar VI. Fratelia einweihen. Wir möchten auch mit dem Bau der neuen Kirche in der Nähe des Jugendbildungszentrums „Marienheim“ beginnen, derzeit sind wir dabei, Pläne zu erstellen und Genehmigungen einzuholen. Wir wollen auch einen Teil des Salvatorianerklosters in ein Kollegium für Studenten umwandeln und warten auf die verschiedenen Genehmigungen. Es ist wichtig, dass wir alle im Geiste dessen arbeiten, wozu Jesus die Kirche gegründet hat: das Evangelium zu verkünden, uns vom Evangelium erneuern zu lassen und uns zu einer Gemeinschaft zu formen. Wir wollen keine geschlossene Gemeinschaft sein, sondern eine offene, missionarisch gesinnte, die versucht, anderen das von Christus gepredigte christliche Leben zu zeigen.
In diesem Sinne werden wir vom 5. bis 7. Oktober im Gesellenhaus – Kolpinghaus in Temeswar die Diözesanpastoraltage veranstalten, um ein wenig mehr darüber nachzudenken, was es bedeutet, die gute Nachricht, die Jesus bringt, zu empfangen, uns von dieser guten Nachricht verwandeln zu lassen, um unsere Gemeinschaften zu verwandeln. In diesem Jahr werden wir bis September versuchen, die Diakonie zu leben, d.h. den Gottesdienst, und ab September wird das Thema des Pastoraljahres die Mission sein. In diesem Sinne wollen wir den Dienst ausüben, der Freude der Menschen in Christus dienen, denn von ihm erhoffen wir uns wahre Freude, wahre Erfüllung. Wenn es uns gelingt, in Ihm erneuert zu werden, dann wird die Mission Früchte tragen.

– Vielen Dank für das Gespräch und für Ihre Zeit!

Pressestelle der Diözese Temeswar