Vatikanexperte Ulrich Nersinger erklärt im Interview mit Radio Horeb die Bedeutung und Geschichte des Peterspfennigs, einer jahrhundertealten Tradition, bei der weltweit in katholischen Gemeinden Spenden für die humanitären Aufgaben des Papstes gesammelt werden.
Der Peterspfennig ist eine traditionelle Spendenaktion in der katholischen Kirche, die weltweit durchgeführt wird, um den Heiligen Stuhl und die karitativen Projekte des Papstes zu unterstützen. Diese Sammlung findet in der Regel am 29. Juni, dem Hochfest der Heiligen Peter und Paul, statt.
Ursprünglich im 8. Jahrhundert von den Angelsachsen ins Leben gerufen, hat sich diese Praxis über die Jahrhunderte entwickelt. Der Peterspfennig wird verwendet, um die verschiedenen Aufgaben des Heiligen Stuhls zu finanzieren, einschließlich der Unterstützung sozialer und karitativer Werke. Nersinger weist auch auf die Herausforderungen und Vertrauensverluste hin, die durch finanzielle Probleme entstanden sind. Der Vatikan hat daraufhin Maßnahmen ergriffen, um solche Missbräuche zu verhindern, obwohl es schwierig bleibt, sie vollständig auszuschließen. Der Peterspfennig bleibt jedoch ein wichtiges Instrument, um die globalen Aufgaben und humanitären Bemühungen des Papstes zu unterstützen.

Historischer Hintergrund
Die angelsächsischen Ursprünge des Peterspfennigs, die bis ins 8. Jahrhundert zurückreichen, haben damit zu tun, dass die Angelsachsen, die damals zum Christentum konvertiert waren, beschlossen hatten, dem Papst jährlich eine Geldsumme für seine Aufgaben zu überweisen. Diese Spende wurde als „Denarius Sancti Petri“ oder „Obolus Sancti Petri“ bekannt und im Volksmund als Peterspfennig bezeichnet. Später schlossen sich viele andere Länder dieser Praxis an.

Entwicklung und Regelung
Im Laufe der Zeit wurde der Peterspfennig nicht nur als freiwillige Spende, sondern auch als Tribut von Königreichen und Fürstentümern betrachtet, die den Papst als ihren obersten Herrn anerkannten. Ein Beispiel ist das Königreich beider Sizilien, das jährlich eine große Summe entrichten musste. 1871 regelte Papst Pius IX. den Peterspfennig neu, insbesondere nach der Enteignung kirchlicher Besitztümer während der italienischen Einigungskriege.

Verwendungszwecke
Die gesammelten Mittel des Peterspfennigs dienen verschiedenen Zwecken:

1. Unterstützung der Weltkirche: Der Peterspfennig hilft, die römische Kurie und päpstliche Botschaften weltweit zu finanzieren.

2. Karitative Werke: Der Papst verwendet diese Mittel, um Menschen in Not zu helfen, insbesondere bei Naturkatastrophen oder in Krisengebieten.

3. Unterstützung sozialer Projekte: Die Gelder werden auch für verschiedene soziale Projekte verwendet, die der Papst initiiert oder unterstützt.

Herausforderungen
In den letzten Jahren hat der Peterspfennig aufgrund von finanziellen Problemen und Missbrauchsfällen einen Vertrauensverlust erlitten. Fälle wie der missglückte Immobilienkauf in London haben gezeigt, dass auch kirchliche Gelder missbraucht werden können. Als Reaktion darauf hat der Vatikan Maßnahmen ergriffen, um solche Vorfälle zu verhindern, obwohl dies eine ständige Herausforderung bleibt.

Aktuelle Bedeutung
Trotz dieser Probleme bleibt der Peterspfennig eine bedeutende finanzielle Quelle für den Heiligen Stuhl. Er ermöglicht es dem Papst, seine globalen Aufgaben zu erfüllen und in Notsituationen schnell zu reagieren. Die jährliche Sammlung mobilisiert die weltweite katholische Gemeinschaft, um die humanitären und pastoralen Projekte des Papstes zu unterstützen.
Insgesamt symbolisiert der Peterspfennig die Solidarität und das Engagement der Katholiken weltweit, die Arbeit des Papstes zu unterstützen und zur Linderung von Not und Elend beizutragen.

Quelle: www.vaticannews.va/de