Fotó: Pázmány Zoltán

In Radna, am Fuße der Lippaer Hügel, erhebt sich eine Kirche, die jedes Jahr Gäste von nah und fern empfängt. Es ist die römisch-katholische Basilika „Maria Radna“, in der jeder, der zur Mutter Gottes beten will, willkommen ist. Maria Radna bringt Menschen von überall her zusammen, und das unabhängig davon, welcher Konfession sie angehören. Am 2. August pilgerten die Deutschen aus dem Banat nach Maria Radna: Banater Schwaben und Berglanddeutsche von überall her füllten die päpstliche Basilika anlässlich der Deutschen Wallfahrt, die jedes Jahr am Portiunkula-Tag veranstaltet wird. Mit dem traditionellen Singen der Marienlieder begann die Festmesse in der Wallfahrtskirche. An der Orgel saß der Banater Musikwissenschaftler Dr. Franz Metz. Den musikalischen Rahmen der Heiligen Messe gestalteten die Sopranistin Nina Laubenthal und der Bariton Wilfried Michl aus Deutschland mit. Zahlreiche Vertreter der Landsmannschaft der Banater Schwaben sowie mehrerer Heimatortsgemeinschaften, wie etwa Sanktanna / Sântana, Traunau / Aluniș, Lenauheim oder Nitzkydorf / Nițchidorf, reisten auch in diesem Jahr nach Radna. „Es ist uns eine Ehre, wieder bei der Deutschen Wallfahrt dabei zu sein. Für mich war es aus persönlichen Gründen etwas ganz Besonderes, dass Bischof Josef Csaba Pál die Heilige Messe bei der Deutschen Wallfahrt zelebrierte, da ich in den 1980er Jahren in Bakowa bei seinen Gottesdiensten als Ministrant dienen durfte“, erläutert Harald Schlapansky, der stellvertretende Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Banater Schwaben.
Aus Nadrag / Nădrag im Banater Bergland fuhr ein Bus mit etwa 45 Menschen nach Radna, viele davon Senioren, die von der Suppenküche des Temeswarer Caritas-Verbands täglich warmes Mittagessen erhalten. Das Sozialprojekt wird von der Interessengemeinschaft „Hilfe für Nadrag“ aus Münster finanziell unterstützt. „Der Vorsitzende der Interessengemeinschaft, Bernhard Balsliemke, hat diese Wallfahrt angeregt und wir sind ihm für seine Unterstützung sehr dankbar“, versichert der Ortspfarrer Josef Hollschwandner.
Eine Besonderheit bei der Deutschen Wallfahrt war die Anwesenheit der Mitglieder des Weltdachverbands der Donauschwaben, der die Deutsche Wallfahrt in das Programm des vierten Welttreffens Donauschwäbischer Kulturgruppen aufgenommen hatte. Es kamen also auch Donauschwaben aus den USA, Brasilien und Kanada. Sie alle fanden sich in der Basilica minor im westrumänischen Verwaltungskreis Arad bei der Deutschen Wallfahrt ein. Ungefähr 90 Personen beteiligten sich an dem vierten Welttreffen der Donauschwäbischen Kulturgruppen. Cheyenne Kertes aus Toronto war schon mehrmals bei diesen Welttreffen dabei, auch das Heimatdorf ihrer Oma im ehemaligen Jugoslawien hat sie in der Vergangenheit besucht. „Wir haben in Ungarn eine Donauschifffahrt unternommen und eine Gedenkfeier an der Donau erlebt“, sagt Cheyenne Kertes. „Es ist sehr wichtig, dass wir unsere Sitten und Bräuche pflegen, weil uns das näher zur alten Heimat bringt“, fügt sie hinzu. Weltdachverbandspräsident Stefan Ihas empfindet es als wichtig, dass sich die Donauschwaben zu ihrer Herkunft bekennen. Das diesjährige Welttreffen fand zum Thema „Donauschwabe – steh dazu. Weltoffen und traditionsbewusst“ statt. „Die Donauschwaben schaffen es überall, ihre Traditionen weiter zu pflegen. Sie sind Inseln in den Ländern, in denen sie leben, und sie haben viel Heimweh. Deswegen geben sie auch ihre Traditionen an ihre Kinder und Enkelkinder weiter“, erklärt der aus der jugoslawischen Batschka stammende Stefan Ihas, der 1965 nach Deutschland auswanderte.

Fotó: Pázmány Zoltán

Der Weltdachverband der Donauschwaben zählt weltweit ungefähr 100.000 Mitglieder. Stefan Ihas steht seit nunmehr sieben Jahren an der Spitze des Verbandes. Einer der stetigen Pilger nach Radna ist der Vorsitzende des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen, Erwin Josef Țigla. „Ich finde es besonders wichtig, dass wir zusammenkommen, um gemeinsam zur Mutter Gottes zu beten. Es ist eine göttliche Fügung, eine Freude und eine christliche Genugtuung, dass heute so viele Teilnehmer aus so vielen Ländern der Welt gekommen sind“, sagt Țigla. „Das bringt mir Kraft für die Zukunft“, erklärt er.
Für den römisch-katholischen Bischof der Diözese Temeswar, Josef Csaba Pál, war es das erste Mal, dass er die Festmesse der Deutschen Wallfahrt als Träger dieses Amtes zelebrieren durfte. In seiner Predigt sprach der Oberhirte über die Bedeutung der Zusammengehörigkeit. „Es ist wichtig, dass wir nicht nur individuell, sondern auch gemeinschaftlich denken. Gemeinschaftlich kann bedeuten, dass wir zur katholischen Kirche, zum Christentum, zu einem Volk, usw. gehören. Wenn wir gemeinschaftlich denken und wirken, dann werden wir in unserem Leben viel mehr Erfolg haben“, sagt der Bischof. Wieso es wichtig sei, dass eine Sonderwallfahrt nach Radna für die Deutschen veranstaltet wird? „Während des Jahres gibt es nicht viele deutsche Gruppen in Maria Radna; nur solche, die vielleicht zufällig in die Gegend kommen. Es ist wichtig, dass eine Deutsche Wallfahrt stattfindet, denn wir sind nicht mehr so viele und Radna vermittelt eben den Eindruck, dass wir viele sind“, erklärt der Domherr und Pfarrer in Maria Radna, Andreas Reinholz.
Nach der Heiligen Messe durften die Pilger ein Mittagessen genießen, am Kalvarienberg die Kreuzwegandacht, zusammen mit den angereisten Priestern beten und anschließend das Museum des Klosterkomplexes, das Infozentrum und den Klosterladen besichtigen. Am Nachmittag gaben die Musiker Franz Metz, Nina Laubenthal und Wilfried Michl ein wunderbares Konzert in der Kirche.

Raluca Nelepcu
Erschienen in: Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien, 27. Jahrgang/Nr. 6663, Bukarest, Dienstag, 13. August 2019, S. 2.)