Franz Metz (geb. 24. Dezember 1955, Darowa, Rumänien) ist ein deutscher (schwäbischer) Organist, Musikwissenschaftler, Musikhistoriker und Dirigent aus dem Banat, der auf dem Gebiet der Musikgeschichtsschreibung von Minderheiten und anderer Musik aus dem Donauraum, insbesondere aus Rumänien, Ungarn und dem ehemaligen Jugoslawien, forscht. Er studierte zunächst Musik bei seinem Vater, dem Organisten Martin Metz, in Lugosch, und Klavier und Solfeggio bei Clara Peia und Josef Willer. Franz Metz ist Absolvent der Orgelabteilung des Konservatoriums „Ciprian Porumbescu“ in Bukarest, der heutigen Nationalen Musikakademie, in der Klasse von Professor Lidia Sumnevici. Sein Debüt gab er 1977 an der Walcker-Orgel des Bukarester Athenaeums. Er kehrte nach Lugosch zurück, wo er bis 1981 Klavier an der Musikschule unterrichtete und gleichzeitig ein Kammerorchester gründete. Sein Debüt als Konzertorganist in Temeswar gab Franz Metz 1975, als er als Organist und Kantor an der römisch-katholischen Kirche in der Elisabethstadt (Temeswar III.), an der Milleniumskirche in der Fabrikstadt (Temeswar II.) und am Hohen Dom zum Heiligen Georg, der römisch-katholischen Kathedrale von Temeswar, angestellt bzw. Tätig wurde. Sein Debüt als Dirigent gab er mit J. Haydns „Die Jahreszeiten“ mit dem Chor „Franz Schubert“ der deutschen Gemeinschaft in Temeswar, den er zwischen 1983 und 1985 leitete.
Franz Metz konzertierte mit philharmonischen Orchestern im In- und Ausland, u. a. in der Deutschen Demokratischen Republik, in der Tschechischen Republik und in Österreich. Seit 1985, nach seiner Ausreise nach Deutschland, setzte Franz Metz seine Berufung als Organist und Sänger fort und nahm eine Reihe von Orgelkonzerten in ganz Europa wieder auf. In der Zwischenzeit widmete er sich der musikwissenschaftlichen Geschichtsschreibung und erforschte das Musikleben der Deutschen im historischen Banat. Das Banat verdankt ihm Aufnahmen von Orgelwerken auf diesen historischen Instrumenten in der Region. Franz Metz ist auch der Begründer des Orgelfestivals in Timișoara zwischen 1991-1998, das heute: Timorgelfest – Orgelmusiktage im Banat heißt. Beeindruckend sind seine Veröffentlichungen zur Kirchen- und Kirchenmusik in deutscher Sprache. Er ist Mitglied der Redaktion zahlreicher wissenschaftlicher Zeitschriften in Rumänien und Deutschland. Für seine musikwissenschaftliche Tätigkeit wurde er u.a. 2009 zum Ehrenmitglied des rumänischen Komponisten- und Musikwissenschaftlerverbandes ernannt. 2016 erhielt er die Ehrennadel in Gold des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat und 2020 wurde er mit der Medaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
Am 7. Dezember 2022 wurde dem im Banat geborenen und heute in Deutschland lebenden Musikwissenschaftler Dr. Franz Metz im Generalkonsulat von Ungarn in München das Ritterkreuz des ungarischen Verdienstordens verliehen.
Am 15. Dezember 2024 verlieh S.E. Diözesanbischof Iosif Csaba Pál dem Organisten Franz Metz während der Heiligen Messe zur Einweihung der historischen Orgel in der Kirche von Lenauheim die St. Gerhards-Medaille.
– Sehr geehrter Herr Dr. Metz, das Jahr 2024 war ein ereignisreiches Jahr für Sie: zahlreiche Konzerte im Banat und in Deutschland, darunter die Festmesse Missa Solemnis des Reschitzaer Komponisten Otto Sykora, die Verwirklichung des Restaurierungsprojekts der historischen Orgel in der Kirche von Lenauheim usw. Da wir uns am Beginn eines neuen Jahres befinden, liegt es nahe zu fragen: Was sind Ihre Pläne für 2025?
– Das Jahr 2024 war, wie Sie sagten, für mich ein sehr ereignisreiches musikalisches Jahr. Natürlich konnte ich seit etwa zwei Jahren aus objektiven Gründen nicht mehr so auftreten, wie ich es gerne getan hätte, aber mit der Hilfe Gottes und der Ärzte konnte ich mehrere Projekte für die Banater Musik mit lieben Freunden, mit denen ich schon lange zusammenarbeite, realisieren. Das Jahr 2025 begann für mich mit vielen Gottesdiensten, viel schöner Orgelmusik und mehreren Konzerten in München und Ulm. Die ersten Augusttage sind seit vielen Jahren der Wallfahrt der Deutschen nach Maria Radna und Konzerten in Kirchen im Banat gewidmet: Temeswar (Domkirche, 1. August), Basilika Maria-Radna (2. August), Lenauheim usw. Inzwischen gibt es Wallfahrten nach Altötting, nach Maria Ramersdorf, Maiandachten, Kirchenkonzerte und mehrere Gottesdienste mit viel Orgelmusik, Chor und Orchester.
– Sie haben bisher zahlreiche Fachbücher verfasst und herausgegeben, Sie haben mehrere Wanderausstellungen über die Orgeln des Banats organisiert. Welches sind die „interessantesten“ Orgeln in dieser Gegend, was das Baujahr, den Handwerker, der sie gebaut hat, ihren geschichtlich-technischen Hintergrund oder ihre Mechanik betrifft? Gibt es Orgeln, die dem Organisten „Kopfschmerzen“ bereiten, weil sie schwieriger zu spielen sind?
– Das Gebiet der Diözese Temeswar ist sehr reich an historisch wertvollen Orgeln. Vor zwei Jahren haben wir uns zum Beispiel gefragt, welches Instrument am wichtigsten zu renovieren wäre. So haben wir uns für die Orgel der römisch-katholischen Kirche in Lenauheim entschieden, die komplett renoviert werden soll. Es handelt sich um eine Orgel, die 1785 zusammen mit dem Altar der Kirche aus Wien gebracht wurde (die Kirche ist eine Stiftung der Kaiserin Maria Theresia). Wir wissen nicht, wer sie gebaut hat, aber wir wissen, dass um 1810 der Orgelbauer Franz Anton Wälter aus Temeswar dieses Instrument auf 2 Manuale, Pedal und 14 Register erweitert hat. Die Traktur ist mechanisch und sehr robust. Ich freue mich, dass die Verwirklichung dieses Projekts dank der Mittel der Katholischen Bischofskonferenz Deutschlands, der Landsmannschaft der Banater Schwaben und der Heimatortsgemeischaft (HOG) Lenauheim in Zusammenarbeit mit der Römisch-Katholischen Diözese Temeswar und der Römisch-Katholischen Pfarrei Lowrin – Filiale Lenauheim möglich war. So war es möglich, die alte Orgel in der Kirche, in der der große Dichter Nikolaus Lenau getauft wurde, zu reaktivieren. Der große Organist und Musikwissenschaftler Pfr. Desiderius Járosy, der ehemalige Domkaplan und der weltberühmte Organist Pfr. Josef Gerstenengst. Haben ebenfals auf diese Orgel studiert und gespielt.
– Wenn wir Ihre bisherige Tätigkeit betrachten, können wir sagen, dass Sie ein wahrer Botschafter der religiösen Musik aus dem Banat in der ganzen Welt sind. Wer sind die Komponisten aus dem Banat, deren Musikstücke Sie im Laufe der Zeit entdeckt und/oder uraufgeführt haben?
– Es stimmt, dass es in der religiösen Musik des Banats eine Reihe von Komponisten gibt, die im Laufe der Zeit einfach in Vergessenheit geraten sind. Viele von ihnen kamen aus Böhmen ins Banat, andere hatten eine relativ kurze Berührung mit der Musik dieser europäischen Region, wie zum Beispiel Johann Michael Haydn, dessen Missa Trinitatis ich 1998 im Hohen Dom zu Temeswar uraufgeführt habe. Weitere entdeckte Komponisten sind: Franz Limmer, Vinzenz Maschek, Wilhelm Franz Speer, Karl Rudolf Kárrász, Conrad Paul Wusching, Wilhelm Schwach, Emmerich Schwach, Anton Leopold Herrmann, Johann Weber, Peter Rohr, Otto Sykora, Franz Hybl, Richard W. Oschanitzky, Hermann Klee, Guido Pogatschnigg, Franz Waschek, Heinrich Weidt, Hans Weisz, Andor Arató, Eduard Berecz, Josef Eisenkolb, Josef Ferch, Wilhelm Ferch, Giuseppe Gebler, Anton Glasz, Johann Nepomuk Grünn, Gräfin Mathilde Antonia von Schmettow Gyertyánffy de Bobda, Caspar Halbleib, Wenzel Josef Heller, Jakob Hillier, Anton Horner, Karl Huber, Johann Irsay, Peter Kleckner, Joseph Kratochwill, Martin Kurzhals, Josef Linster, Leopold Magenbauer, Martin Metz, Georg Müller, Geza Neidenbach, Rudolf Novacek, Stefan Ochaba, Fritz Pauck, Anton Pavelka, Josef Emanuel Ranftl, Karl Reiter, Andreas Porfetye, Georg Scherka, Josef Schidek, Wilhelm Schönweitz, Peter Schütz, Geza Slovig, Johann Weikert, Georg Karl Wisner, Edler von Morgenstern – Namen von Komponisten, Sängern und Organisten aus dem Banat, deren musikalisches Opus in den letzten Jahren entdeckt werden konnte.
– Sie haben viele Kompositionen, die bisher als Manuskripten vorliegen gerettet und gesammelt, Sie haben zahlreiche unveröffentlichte Materialien in einem außergewöhnlich reichen Musikarchiv gesammelt. Was sind Ihre Lieblingsstücke aus Ihrem Musikarchiv und was sind Ihre Pläne für dieses Musikarchiv?
– 1995 konnten wir mit deutscher Unterstützung drei neue Musikarchive im Banat einrichten: Das Archiv des Philharmonischen Vereins in Temeswar, das Musikarchiv der Diözese Temeswar und die Musiksammlung des Museumskomplexes von Arad (die Sammlung zur Theater-, Musik- und Filmgeschichte „Iosif Sârbuț“, die inzwischen erneuert wurde). Damals halfen mir einige Studenten – heute allesamt Kulturschaffende oder Organisten aus Temeswar und Arad – bei der Archivierung der Musikdokumente. Leider hat in den Jahren 1999-2005 das Interesse an dieser Forschung nachgelassen. Noch zu meiner Zeit, vor 1985, übergaben mir viele Kantoren Sammlungen von Liedern aus den schwäbischen Dörfern, wohl wissend, dass es in ihren Gemeinden wegen der Auswanderung niemanden mehr geben würde, der sie verwenden soll. Auch als ich nach Deutschland kam, schickten mir viele Nachkommen dieser Kantoren Pakete mit den Musiksammlungen der Verstorbenen. Nach 1990 fand ich in vielen Antiquitätengeschäften in Rumänien und in vielen anderen europäischen Ländern ganze Sammlungen von Musikdokumenten, Manuskripten banater Herkunft – sowohl aus dem rumänischen Banat als auch aus dem serbischen Banat. So wuchs meine Sammlung, die seit 2000 vielen Musikwissenschaftlern, Doktoranden und Forschern in der ganzen Welt zur Verfügung steht.
– Kennen Sie oder haben Sie einen Musiker- oder Musikwissenschaftlerkollegen, bei dem Sie das Interesse an der religiösen Musik der Banater Schwaben oder der anderen katholischen Volksgruppen im Banat geweckt haben?
– Ja, es gibt einige junge Musiker, die sehr begabt sind und sich für diesen „rätselhaften“ Teil der rumänischen Musikgeschichte interessieren. Sowohl in Rumänien als auch in Ungarn, Serbien, Österreich oder Deutschland haben wir vielen jungen Menschen geholfen, die wir dazu ermutigt haben, sich diesem Bereich mit seinen einzigartigen musikalischen Werten zuzuwenden. Heute kommen jedes Jahr junge Musikwissenschaftler aus den Universitäten und Musikfakultäten, die sich freuen würden, wenn sie die Möglichkeit hätten, in diesem Bereich der Musikwissenschaft zu arbeiten. Vor allem in Rumänien funktioniert dieser Teil der Forschung noch nicht so wie in anderen europäischen Ländern: Selbst in den National- oder Kommunalarchiven gibt es viele Musiksammlungen, die nicht inventarisiert und daher nicht erforscht sind. Viele dieser Musikbestände stammen auch aus den römisch-katholischen Kirchen der Diözese Temeswar, wo sie nach 1947 beschlagnahmt wurden. Sie sollten systematisch inventarisiert und erforscht werden. Dies wäre heute möglich und von öffentlichem Interesse.
– Was möchten Sie den Musikern, Organisten, Kirchensängern und – warum nicht – den Priestern der Diözese Temeswar zu Beginn des neuen Jahres, aber auch für die Zukunft mit auf den Weg geben?
– Die Musik ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Liturgie. Ohne Lobgesang, ohne die Verehrung Gottes durch die Musik, durch den Gesang, können wir uns das nicht vorstellen. Das ist sogar schriftlich festgehalten, dokumentiert und geregelt in den kanonischen Normen der Kirche. Die Diözese Temeswar zeichnet sich durch einen einzigartigen Reichtum auf dem Gebiet der Kirchenmusik aus. Dies ist vor allem auf die Multiethnizität der Banater Region zurückzuführen. Ein altes Sprichwort sagt: „Wo die Sprache aufhört, fängt die Musik an“. Aus diesem Grund ist die Musikkultur des Banats äußerst reich an Gesang und Musik. Dies war auch einer der Gründe, warum sich zwischen dem 18. und 19. Jahrhundert viele Sänger und Musiker aus Böhmen, Österreich und Deutschland hier niederließen. Die Musik ist hier zu Hause!
Heute ist die Kirchenmusik sehr vielfältig. Die Grundlage unserer Kirchenmusik ist jedoch der gregorianische Gesang. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich daraus viele Stile entwickelt, viele Arten, Gott zu loben: a-capella oder mit Orgel, mit Instrumentalbegleitung, mit klassischen oder moderneren Harmonien, im Gospel-Stil, ein- oder mehrstimmig. All diese Musik ist gleichermaßen wertvoll, wenn sie aus dem Herzen und der Seele kommt.
Man kann nicht Organist sein, ohne zu singen. Es ist eine gegenseitige Unterstützung: Der Kantor oder Organist ist in liturgischen und musikalischen Fragen die Verbindung des Priesters zu der von ihm geleiteten Gemeinde; die Gemeinde und der Priester sollten jedes Interesse daran haben, dass ein Kantor oder Organist den Gesang der Heiligen Messe zum Lob Gottes unterstützt.
– Wir danken Ihnen für die freundliche Beantwortung unserer Fragen! Möge der liebe Gott Ihnen viel Gesundheit, Segen und Freude an Ihrer Arbeit schenken!
Pressebüro des Bistums Temeswar
(Sipos Enikő, Claudiu Călin)