Das Diamantene Priesterjubiläum bezeichnet den 60. Jahrestag einer Priesterweihe. Sechs Jahrzehnte des Dienstes im Weinberg des Herrn. Sechzig gefeierte Osternächte, sechzig Adventsvorbereitungen und 60 x 365 oder 21.900 Mal, wenn der Tag mit dem Morgengebet beginnt. Am 26. Mai feierte Pfr. Georg Kóbor, emeritierter Generalvikar, sein Diamantenes Priesterjubiläum. Der „Herr Vikar“, wie ihn viele seiner Freunde und Bekannten nennen, beginnt sein Morgenprogramm weiterhin mit einem Dialog mit Gott.
Einige Daten aus dem Leben und der Tätigkeit von Pfr. Kóbor György, emeritierter Generalvikar des Bistums Temeswar, Pfarrer von Tschakowa
Pfr. Kóbor György wurde am 26. November 1941 in der Ortschaft Dejan (Deschandorf / Dezsánfalva) geboren.
Seine theologischen Studien folgte er am Priesterseminar von Alba Iulia / Karlsburg, da in der damaligen Zeit unsere Diözese nur als ein einfaches „Dekanat“ («Protopopiat») von der kommunistischen Regime anerkannt war und über kein eigenes Priesterseminar verfügen durfte. So absolvierte der junge Theologe Georg Kóbor in Alba Iulia und wurde in der dortigen Kathedrale zum hl. Michael am 5. April 1964 vom gottseligen Bischof und Bekenner Márton Aaron zum Priester geweiht.
Die erste Pastoralstelle, die der junge Neupriester Kóbor bekam war Arad-Mikalaka, von wo aus er auch die dazugehörige Filiale Schofronya betreute. Ab 1969 bekam der junge Priester den Transfer in die Pfarrei Cruceni/ Kerestesch, in der Nähe von Johannisfeld, um nur einige Jahre danach – 1972 – zum Pfarrer von Tschakowa ernannt zu werden. Diese Pfarrei betreute er mehr als drei Jahrzehnte und, mit der Zeit, musste er auch die verwaisten Pfarreien und Filialen: Folea, Ghilad, Satu Iosif/Josefsalasch, Liebling und Obad versehen. Pfarrer Kóbor übergab die pastorale Pflege der Pfarrei Tschakowa 2004 seinem Nachfolger, Pfr. Dorin Gyula Filip, den er aber bis heute noch mit Rat und Tat zur Seite steht.
Ordinarius Msgr. Sebastian Kräuter machte Pfr. Kóbor zum Ehrendechant und zum Mitglied des Priesterrates und des Konsultorenkollegiums – wie uns der Schematismus von 1986 zu berichten weiß.
Mit der Reaktivierung des Domkapitels, nach 1990, wurde Pfr. Kóbor zum Domherr (Canonicus Junior) und ab dem 9. Juni 1993 zum Generalvikar des Bischofs Sebastian Kräuter, bzw., durch diesen Amt zum Monsigniore. Bischof Martin Roos ernannte Domherr Kóbor 2002 zum Praepositus Minor (Klein-Propst) des Temeswarer Domkapitels.
Die Wende 1989 brachte für unsere Diözese auch die Möglichkeit aber auch die absolute Notwendigkeit die Caritas-Arbeit zu reaktivieren und eine massive Präsenz zugunsten der Armen, Kranken und Notleidenden zu entwickeln. Dadurch wurde auch die pastorale Arbeit der Diözese gestärkt. So gründete Pfr. Kóbor schon 1990 die Caritas «Sanctus Gerhardus» Tschakowa, deren Vorsitzender er bis heute ist. Ab 1992 und bis heute erfüllt Pfr. Georg Kóbor auch die Aufgabe des stellvertetenden Direktors der Diözesancaritas.
In Tschakowa
– Damals zählte die katholische Pfarrgemeinde Tschakowa etwa 1400 Gläubige. Es gab ein hochwertiges musikalisches Leben. Pfr. Josef Gerstenengst, ein hervorragender Organist, einer der besten des Landes überhaupt, der Organist der St. Josephs-Kathedrale in Bukarest war, Herr Josef Brandeis, ebenfalls ein sehr guter Organist, sorgten zusammen mit Lehrer Andreas Kernweisz, Schuldirektor und Organist, ebenfalls ein hochkarätiger Musiker, für eine hochwertige musikalische Umrahmung der Heiligen Messen. Im ersten Jahr, 1972, wurde die Heiligabendmesse – die Christmette – von der Blaskapelle musikalisch begleitet. Es gab hl. Messen, bei denen 24 Messdiener um den Altar herum dienten. Wir hatten eine funktionierende Dangel-Orgel, die im Wegenstein-Stil modernisiert worden war. Alle 5 Glocken im Turm sorgten für eine erbauliche Atmosphäre vor der hl. Messe. Die große Glocke, die 1206 kg wiegt, ist zu Ehren der Allerheiligsten Dreifaltigkeit geweiht. Die Kirche ist auf dem neuesten Stand der Technik, es wurde eine Zentralheizung eingeführt und aus Sicherheitsgründen ein Infrarot-Überwachungs- und Schutzsystem installiert. Ein vierzigköpfiger Jugendchor gestaltete die hl. Messe und erfreute viele Kirchen mit seinem rhythmischen Gesang, der damals ein Novum darstellte. Der Chor sang sogar in der damals sehr neuen und modernen Kirche in Orschowa. Ich habe versucht, zu erziehen und Hilfe anzubieten. Es gibt keine größere Freude, als zu sehen, wie ein junger Mann, den man für einen „Niemand“ hielt, zu einem angesehenen Mitglied der Gesellschaft wird. Er kam und bat darum, getauft zu werden. Ich antwortete ihm, dass die Taufe sehr teuer sei. „Wie viel muss ich zahlen?“, fragte er. „Du brauchst nichts zu bezahlen. Aber von nun an kein Alkohol, keine Zigaretten, keine lauten Feiern.“ Abends suchte er mich oft in der Kirche, weil er wusste, dass er mich dort finden würde… Manchmal konnte er vier Wochen ohne Alkohol auskommen. Schließlich gelang es ihm, dieser schlechten Gesellschaft zu entkommen. Nach eineinhalb Jahren habe ich ihn getauft. Ein junges Mädchen kam einmal zu mir und sagte, dass sie nicht an Gott glaube. „Wenn ich Sie wäre, würde ich auch nicht glauben.“ „Was meinen Sie?“ sagte das Mädchen. Ich fragte sie: „Wo haben Sie zuletzt von Jesus gehört?“ „Von meiner Großmutter…“ kam die Antwort. „Wann?“ „Als ich fünf war, kurz vor Weihnachten.“ Da fragte ich sie: „Kannst du noch die Schuhe tragen, die du mit fünf Jahren anhattest?“ Das Mädchen war damals fünfzehn oder sechzehn. „Nein!“, antwortete sie. „Dann kannst du heute auch nicht den Glauben leben, den Oma dir damals, in diesem Alter, vermitteln wollte.“ „Aber in den Religionsunterricht darf ich doch kommen?“ „Natürlich darfst du!“ Fast ein Jahr verging. „Herr Pfarrer, ich habe entdeckt, dass ich an Gott glaube. Ich habe gesehen, was für eine Atmosphäre, wie viel Aufrichtigkeit in dieser Gruppe herrscht.“ Sie war die Tochter des Sicherheitsbeamten… Damals kamen 90-100 Kinder zur Abendmesse nach Tschakowa. Wir gingen mit ihnen, um das Stadtzentrum und die Straßen zu reinigen. Im Jahr 1974 pflanzten wir etwa 70 Linden. Einige von ihnen stehen heute noch auf dem Friedhof in Ghilad. Ich dachte, dass sie für die Imker nützlich sein würden. Ich dachte auch, es wäre gut für die Caritas, wenn wir ein Fass Honig von ihnen bekämen. Heute sind die Bäume schon groß, kein einziger ist vertrocknet. Die Caritas hat auch über 500 Obstbäume gepflanzt. Es wurde und wird so viel Obst geerntet, dass genug für alle da ist. Wir machen Kompotte, Marmeladen und sogar „alkoholische Tropfen“.
Jedes Jahr unternahmen wir eine Wallfahrt zur Basilika Maria-Radna, an der etwa 200-250 Personen teilnahmen. Wir reisten in gemieteten Bussen, sehr zum Missfallen der kommunistischen politischen Behörden vor 1989, die meinten, wir würden Menschen “aus der Produktion nehmen“. Ich konnte drei Priester zur Erfüllung ihrer Berufung begleiten und nun am Altar dienen: Johann Pálfi, Johann Kapor und Dorin Gyula Filip. Alle drei sind nun Domherren / Kanoniker, ein Zeichen dafür, dass die Bischöfe ihren Dienst über die Jahre hinweg geschätzt haben. Bischof Sebastian Kräuter betraute mich als Dechant mit verschiedenen Aufgaben und Pflichten, und 1993 ernannte er mich zum Generalvikar. Ich diente der Diözese sechs Jahre lang unter ziemlich komplizierten Umständen, denn in dieser Zeit begannen wir mit der Renovierung des Temeswarer Bischofspalastes in der Pacha-Straße 4, nachdem das Gebäude befreit worden war. Als das Gebäude 1950 verstaatlicht wurde und wir auf die Straße gesetzt wurden, mussten wir bis zum nächsten Tag alles weg räumen und einfach verschwinden, da uns kein Platz zugewiesen wurde, wo wir unsere Sachen unterbringen konnten. In den Jahren des Kommunismus lebten 22 Familien im Bischofspalast, Sie können sich vorstellen, welche „Reparaturen“ an diesem Gebäude vorgenommen wurden, als es praktisch keinen Herr hatte. Es hat viel Mühe gekostet, die Genehmigung für die Renovierung zu bekommen, und der damalige Leiter der Bischofskanzlei, der spätere Bischof Martin Roos, hat dafür gesorgt, dass vom Gerhardswerk aus und durch Verbindungen in den Westen finanzielle Mittel und Hilfen kommen.
Im Dienste der Bedürftigen
Seit der Zeit der Apostel hat die Kirche neben der Verkündigung des Glaubens den Auftrag, sich um die Armen und Bedürftigen zu kümmern. Vor den Veränderungen des Jahres 1989 gab es dazu nur wenig Gelegenheit. Die ersten Hilfslieferungen trafen am 27. Dezember 1989 ein. Die Caritas Graz brachte uns nicht verderbliche Lebensmittel und überlegte, womit sie uns sonst noch helfen könnte. Im Laufe der Zeit entwickelte sich diese Beziehung zu einer aktiven, langfristigen Beziehung. Mit Hilfe der Caritas haben wir das Gebäude des staatlichen Kindergartens in Tschkowa komplett renoviert und die Kindergärtnerinnen zu einer Fortbildung eingeladen, dann haben wir eine neue Heizungsanlage für das örtliche staatliche Krankenhaus gebaut und die Sanitäranlagen renoviert. Das staatliche Altenheim in Tschakowa wurde mit einer modernen Waschküche ausgestattet, und die Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Kreuz in Wels (Oberösterreich) – das Krankenhaus der Schwestern – spendeten 60 neue Betten von guter Qualität, um den Patienten im Rahmen ihrer Möglichkeiten komfortablere Lebensbedingungen zu bieten. Diese österreichischen Schwestern waren die Initiatoren der Arbeit des Altenheims (bis etwa 1923 hatten sie auch ein Heim in Hatzfeld / Jimbolia). Beide Schwestern, die ich gut kannte, sind bereits ins Haus des himmlischen Vaters zurückgekehrt, aber ich habe immer noch ihre Fotos auf meinem Schreibtisch. Ich habe immer zu ihnen gebetet. Sie helfen mir auch heute noch, vom Himmel. Schwester Edwina hat als Bauernmädchen auch im Stall gearbeitet, bevor sie in die Kongregation der Barmherzigen Schwestern aufgenommen wurde. Seit 1984 habe ich sie in Wels in Oberösterreich besucht. Wenn ich ein Problem hatte oder wenn ein anderer ein Problem hatte, habe ich mich an sie gewandt; ich habe mich bei ihnen immer wohl gefühlt, sie hatten immer ein freies Bett für mich. Eines Abends, als ich in Wels ankam, sah ich, dass die Schwester traurig war. „Bist du krank?“, fragte ich sie. „Nein, ich habe seit gestern früh Bereitschaftsdienst“, antwortete sie. „Auf der Station nebenan sind zwei Patienten, wir wissen leider nicht, wie sich ihr Zustand entwickeln wird, und die Schwester, die jetzt auf dieser Station arbeitet, hat erst zwei Jahre Erfahrung. Ich möchte sie nicht allein lassen.“ Ich ging zu Bett. Am frühen Morgen fand ich sie an der gleichen Stelle, an der wir uns am Abend zuvor getrennt hatten. „Keine Nachtruhe?“ – fragte ich sie. „Nein. Es hat sich nichts entschieden“, antwortete sie. Noch immer kein Wort darüber, wie es den Kranken geht. „Und können Sie sich jetzt ausruhen?“ Sie schüttelte verneinend den Kopf. Den ganzen Tag war sie mit Aufnahmen und Verwaltungsangelegenheiten beschäftigt gewesen. Ich dachte, dass ich sie am Abend mit Sicherheit nicht mehr hier wieder sehen würde. Aber sie war wieder im Bereitschaftsraum. Gegen zehn Uhr sah ich, dass sie eindöste. Ich fragte sie erneut, ob sie sich ausruhen wolle. „Der Zustand des Patienten scheint sich zu verbessern“, antwortete sie. Gegen Mitternacht ging ich wieder auf die Station. „Die Patienten haben den kritischen Zustand überwunden, jetzt kann ich mich ausruhen“, sagte sie mir. Die Schwester blieb drei Tage und drei Nächte bei den Patienten. „Diese Schwestern waren wie Engel auf Erden“, fügt Pfr. Kóbor mit Tränen in den Augen.
Zu dieser Zeit fehlte es uns an vielen Dingen. Zum Beispiel, der Krankenwagenpark des Kreises Temesch war in einem sehr schlechten Zustand. Als ich das sah, wandte ich mich an Dr. Zweidick, den Generaldirektor des Roten Kreuzes in Graz, und bat ihn, zu helfen, wo er konnte. Die Reaktion war sehr positiv, und am Pfingstmontag traf ein Spezialteam ein, das als Spende für den Kreis Temesch eine Anzahl von 8 Krankenwagen in ausgezeichnetem Zustand und mit voller Ausrüstung brachte. Der erste Krankenwagen wurde hier in Betrieb genommen. Die Reihe der Anfragen ging weiter, denn auch die Krankenhäuser waren schlecht versorgt. Es kam zum Beispiel vor, dass ich einen Anruf von „Clinicile Noi“ in Temeswar erhielt und mir gesagt wurde, dass am nächsten Tag keine Operation durchgeführt werden könne, weil es keine Infusionen oder spezielle Handschuhe gäbe. Ich rief in Graz an und zwei Tage später kam der Kleinbus mit einer großen Menge an Infusionen und OP-Handschuhen. Aber das war nicht das einzige Mal, dass dringend Hilfe benötigt wurde. In der Nähe von Lugosch kam es zu einem Ausbruch von Trichinellose, wahrscheinlich durch Wildschweine verursacht, und 60 Menschen schwebten in Lebensgefahr. Zu diesem Zeitpunkt gab es bereits viele Treffen und Kontakte mit der Gesundheitsdirektion des Kreises Temesch. Sie riefen mich dringend an, dass sie nichts tun könnten, es gäbe keine Medikamente. An wen sollte ich mich sonst wenden, wenn nicht an die Caritas Graz?! Am nächsten Morgen brachte das erste Flugzeug 60 Dosen Medikamente, niemand musste begraben werden, alle wurden gerettet. Ich bin oft nach Graz gereist und habe dort kranke Kinder zu Untersuchungen und Behandlungen gebracht. Aber nicht nur in Graz, sondern auch in der Schweiz, in der Umgebung von Basel, und in Deutschland, in Freiburg, in Köln, und ich habe den Unterschied gesehen. Ich habe die Mängel gesehen, die uns das Leben schwer machen, und ich habe versucht, Lösungen zu finden. Mir ist aufgefallen, dass viele Kinder keine zahnärztlichen Untersuchungen und Behandlungen erhalten. Ich engagierte mich für den Bau, die Einrichtung und die Ausstattung des Zentrums für präventive Therapie in Temeswar, und im Gegenzug nahmen die Ärzte die Kinder gerne zur zahnärztlichen Behandlung auf. Ich habe sie dreimal wöchentlich mit dem Caritas-Bus gebracht, jedes Mal 25 Kinder. Das war eine große Hilfe für die Eltern, da sie kein Geld für die Fahrt und die Behandlung ausgeben mussten. Auch die Kinder wurden aus ihrem Elend befreit, und das war vielleicht die größte Hilfe. Sechstausend Kinder erhielten eine Zahnbehandlung. Dies ist keine ungefähre Zahl, da für alle Kinder die Geburtsurkunden registriert wurden. Und diese 6.000 Kinder haben gelernt, Zahnärzte zu respektieren und zu lieben. Jeden Herbst veranstalteten wir eine kleine Feier im Caritas-Gebäude, bei der wir den Ärzten für ihre große Hilfe dankten und sie zu einem Essen einluden. Jedes Mal, wenn ich eine Einrichtung besuchte, schaute ich mich genau um, um zu sehen, was es Neues gab, und fand viel Neues. Ich frage mich, wie das in unserem Land aussehen würde! So ist es uns gelungen, das erste Ultraschallgerät für die Entbindungstation nach Temeswar zu bringen, damit jede Anomalie des Fötus frühzeitig erkannt werden kann.
Erst wenn die Not groß ist, kommt die wahre Hilfe!
Im Jahr 1991 kam es in den Gebieten um Wojteg, Ghilad und Banlok zu einem Erdbeben, bei dem unter anderem Häuser schwer beschädigt wurden. Die Veränderungen im Jahr 1989 und die darauf folgende Neuorganisation führten dazu, dass die lokalen Behörden nicht in der Lage waren, professionell zu handeln. Rund 400 Häuser in Ghilad wurden durch das Erdbeben beschädigt. Wir stellten fest, dass Häuser mit rissigen Wänden den Winter nicht überleben würden, sie würden unter dem Druck des Schnees zusammenbrechen. Also baten wir den nordrhein-westfälischen Landtag um Unterstützung, damit wir möglichst schnell und kostengünstig helfen konnten. Die Häuser wurden mit 16 mm dicken Stahlstäben verstärkt, die um die Wände herum befestigt wurden, so wie die Metallkreise um die Dübeltrommel. Als ich jung war, habe ich in den Ferien auch auf Baustellen gearbeitet und dabei immer die Augen offen gehalten. Ich wusste, dass ein 16-mm-Stahlstab 50 Tonnen tragen kann. Keines der Häuser erzeugt so viel Druck. An das Ende der Stangen wurde ein Gewinde geschweißt, mit einer Schraube, um den „Reifen“ bei Bedarf festzuziehen. Keines der Häuser stürzte ein. Mit der Zeit wurden die Häuser repariert und wieder aufgebaut, und die Familien überlebten den Winter sicher. Wir bauten auch 150 beheizbare Holzhäuser. Im Notfall konnten die Familien in diesen Hütten unterkommen und mussten nicht draußen im Schnee bleiben. Von der Caritas Graz haben wir 1.500 Decken angefordert und erhalten, die die Bewohner gegen Vorlage ihres Personalausweises abholen konnten. Sie spendeten nicht viel Wärme, aber wir taten unser Bestes, um die Menschen wenigstens ein bisschen zu ermutigen. Wir lieferten wöchentlich Lebensmittel aus. Damals schlief ich auch im Auto; die Wände des Pfarrhauses waren zwar dick, aber im Falle eines Erdbebens schien es mir nicht sicher genug.
Eine weitere Naturkatastrophe ereignete sich im Frühjahr 2005, als der Damm der Temesch in der Nähe des Dorfes Grăniceri/ Tschawosch sowie an mehreren anderen Stellen brach und Überschwemmungen verursachte, die das Gebiet innerhalb weniger Stunden mit Wasser bedeckten. Kreuzstätten / Cruceni Timiș war so sehr von Wasser umgeben, dass es unmöglich war, das Dorf zu betreten oder zu verlassen. Kurze Zeit später, vier Stunden später, kamen wir vor Ort an. „Leute, was und wann wollt ihr essen?“, war meine erste Frage. „Wenn wir was haben werden… erst dann!“, war die Antwort. Das Problem war, dass man das Dorf nur mit dem Boot erreichen konnte, da es zu einer Insel geworden war und die Wassertiefe an manchen Stellen bis zu 3 Meter und an anderen bis zu 1,5 Meter betrug. Von da an lieferten wir 70 Tage lang, bis die Straßen wieder befahrbar waren, täglich 500 frisch gebackene Brote mit einem Lastwagen der Caritas-Bäckerei Tschakowa an die Dorfbewohner. Es roch so gut in dem Lastwagen! Am ersten Tag der Überschwemmung baten die Bewohner um sauberes Trinkwasser. Also lieferten wir auch 25.000 Liter Mineralwasser nach Cruceni. Wir taten unser Bestes, um die Gemeinden Kreuzstätten und Foeni mit allem zu versorgen, was sie brauchten. Da auch die Tiere hungrig waren, transportierten wir über 100 Tonnen Getreide mit einem Motorboot. Der Motor wurde später nach Orschowa transportiert, um die Donaugrenze zu bewachen. Ich wandte mich an den Landtag von Nordrhein-Westfalen, aber der Beamte dort verstand nicht genau, was ich wollte. Hilfe kam aus dem Krankenhaus in Wels, wo wir einen Motor erhielten, den wir auf ein Boot montieren konnten. Der Motor befindet sich immer noch im Depot in Tschakowa. Sie hat damals Leben gerettet, weil es keine andere Möglichkeit gab, in das Dorf zu kommen und die Kranken nicht zum Arzt transportiert werden konnten. Dank des Futters mussten keine Tiere geschlachtet werden. Hätten sie nämlich die Kuh geschlachtet, von der sie später Milch bekommen würden, hätten sie die Sau geschlachtet, hätten sie im nächsten Jahr keine Ferkel mehr. In Kreuzstätten haben wir die beschädigten Häuser durch Wohncontainer ersetzt, und nachdem die Häuser repariert waren, wurden uns diese Container zurückgegeben. Anschließend spendete die Caritas Tschakowa 18 Wohncontainer an die Rudolf-Walter-Stiftung in Temeswar, wo sie dringend benötigt wurden. Sie befinden sich immer noch dort. All dies waren Spenden und haben die Einheimischen kein Geld gekostet. Nur wenn die Not groß ist, wird wirklich geholfen. Herr Rudi Löffelsend von der Caritas Essen war der Abgeordnete des Landtags von Nordrhein-Westfalen, mit dem wir viel zusammengearbeitet haben.
Nicht nur schlechte Nachrichten verbreiten sich schnell, sondern auch gute
So boten mehrere ausländische Einrichtungen ihre Hilfe an. Unser Hauptunterstützer war das Sankt-Clemens-Krankenhaus in Oberhausen, Nordrhein-Westfalen, das uns unter der Leitung von Direktor Hans Rosenkranz mit 40-50 Transporten pro Jahr mit allem versorgt hat, was wir brauchten. Da während der kommunistischen Diktatur landwirtschaftliche Genossenschaften (CAPs) existierten, hatten die Familien nur bis zu 15 Ar Land zur Verfügung. Die Menschen wurden der landwirtschaftlichen Arbeit überdrüssig, und mit der Revolution hörte alles auf, es gab keine Lebensmittel mehr. Mir war klar, dass es so nicht weitergehen konnte. Also baten wir um Hilfe: Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Johannes Rau besuchte mich und spendete Traktoren, Anhänger und landwirtschaftliche Maschinen, so dass die Caritas Tschakowa einen landwirtschaftlichen Verein gründen konnte, der etwa 1000 Hektar Land bewirtschaftete. Der jährliche Beitrag für die Eigentümer betrug 1300-1400 kg Getreide, während andere Vereinigungen große Schwierigkeiten hatten, 500 kg zu liefern. Ziel war es, die Familien wieder in die Landwirtschaft zu bringen und so die Wirtschaft anzukurbeln. Wir kümmerten uns nicht nur um unsere eigenen Probleme, sondern auch um Einrichtungen und Krankenhäuser in Not. So lieferten wir beispielsweise regelmäßig Hilfsgüter und Ausrüstungen an das Krankenhaus in Caracal, im Süden Rumäniens. Dem Krankenhaus in Orawitza haben wir einen großen Aufzug gespendet, weil sie die Betten nur mit großer Mühe von einem Stockwerk ins andere bringen konnten. Der Aufzug erleichterte also die Arbeit. Aber wann immer eine Notlage eintrat, versuchten wir, möglichst sofort zu helfen. Jahrelang lieferten wir Brot an das psychiatrische Krankenhaus in Schebel / Jebel. In der neurologischen Abteilung gab es zwanzig Personen auf einer Station, es war unmöglich, mit den Kranken in Stille zu beten. Damals arbeiteten dort viele neoprotestantischen Pfleger (Pfingstler), gute, starke Jungs, weil die qualifizierten Krankenschwestern von den Patienten geschlagen werden konnten. Die Krankenschwestern empfahlen mir, in den Bereitschaftsraum zu den katholischen Patienten zu gehen, wo ich mit ihnen in Stille beten konnte.
Wer keine Träume hat, wird nichts tun
– Ich begann 1964 in Arad, wo es in der Nähe des Flughafens ein großes Pflegeheim gab, mit der Seelsorge für die Bewohner der staatlichen Altenheime. Dann besuchte ich auch zwei- bis dreimal pro Woche das Altenheim in Tschakowa und sah die Probleme, mit denen sie zu kämpfen hatten. Wir beschlossen, dass wir, wenn es uns gelingen würde, eines Tages ein Altenheim gründen würden, in dem wir uns um die Pflegebedürftigen in einem christlichen Geist kümmern würden, denn nicht nur der Körper braucht Pflege, sondern auch die Seele. Ich rief die Barmherzigen Schwestern aus dem Krankenhaus in Wels an, die sich bereit erklärten, mir zu helfen und mir zu zeigen, wie man sich um die alten Menschen kümmert, wenn das Altenheim gebaut wird. In Nordrhein-Westfalen, in der Stadt Moers, in der Nähe von Düsseldorf, fand ich ein Altenheim, das geschlossen worden war, weil an seiner Stelle ein beeindruckendes modernes Gebäude errichtet worden war. Dieses Heim bestand aus Modulen, und zusammen mit sechs Freunden gelang es uns, es vorsichtig abzubauen und nach Tschakowa zu transportieren. Wir brachten das Material in über 30 Lastwagen. Wir haben alles abgebaut und dann in Tschakowa wieder zusammengebaut, so dass wir ein Haus für 60 Menschen gebaut haben. Im September wird es 25 Jahre her sein, dass das Heim eröffnet wurde, ein großer Segen und eine große Freude für die Menschen, die sonst unversorgt geblieben wären. Als Generalvikar eilte ich oft durch die Stadt zum Büro und sah das Leid der Straßenkinder. Ich dachte, es wäre eine große Hilfe, diese Kinder zu beherbergen, sie zu betreuen, sie zu erziehen und ihnen wieder ein ehrliches Leben zu ermöglichen. Im Herbst 1999 gelang es uns mit Hilfe der Fürstin-Franziska-Christine-Stiftung in Essen, ein schönes Gebäude zu erwerben und ein Heim für 12 Kinder einzurichten, in dem wir im Laufe der Jahre insgesamt 60 Kinder in Sauberkeit, Disziplin, guter Betreuung und fröhlicher Atmosphäre erzogen haben. Sie bekamen alles, was sie brauchten, aber vor allem Liebe, an der wir nicht gespart haben. Im Rahmen unserer Möglichkeiten haben wir auch viele Ausflüge mit ihnen unternommen. Ihre Sommerferien verbrachten sie in Surduc. Dr. Ilona Becski organisierte und richtete zwei Bungalows für arme Kinder ein. Es war eine großartige Erfahrung, denn die Ärztin gab ihnen nicht nur Essen, kümmerte sich nicht nur um die Reinigung, sondern lehrte sie auch, wie man in der heutigen Welt bescheiden und praktisch leben kann. Eine Schwalbe macht noch keinen Frühling – das ist eine alte Wahrheit. Ich habe von meinen Eltern und Lehrern, von meinen Freunden ein Sprichwort gelernt: „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott“. Natürlich habe ich weit mehr Positives erreicht, als ich hier auf die Schnelle erwähnen kann. Zum Beispiel eine funktionierende Bäckerei, eine funktionierende Ölpresse, eine Schreinerei, eine Reparaturwerkstatt und vieles mehr, unter der Ägide der Caritas Tschakowa. Für all diese Leistungen hatte ich trotz aller Bemühungen wenig Kraft, aber Gott sei Dank gab es immer Menschen, die mir geholfen haben. Einer von ihnen ist der orthodoxe Pfarrer, der hochwürdige Herr Ioan Doț aus Obad, mit dem wir schon seit 33 Jahren zusammenarbeiten. Wir treffen uns jeden Tag um 7 Uhr morgens und besprechen unsere Termine und Pläne. Ich bin sehr dankbar dafür. Er ist 20 Jahre jünger als ich, und ich bete, dass der liebe Gott ihm die Kraft gibt, dieses gütige Herz für die Bedürftigen zu bewahren. Ich denke, es war ein großes, großes Geschenk, Menschen zu treffen, die uns beistehen und uns unterstützen. Jetzt entschuldige ich mich bei denen, die diese Zeilen lesen, weil ich es nicht geschafft habe, alles perfekt zu machen. Wer keine Träume hat, wird nichts unternehmen. Viele Male haben sich meine Träume erfüllt, andere Male nicht, aber ich glaube, dass die Freude derjenigen, denen geholfen wurde, den Schmerz des Scheiterns wettgemacht hat. Ich entschuldige mich bei all jenen, die vielleicht nicht die Aufmerksamkeit und den Respekt erhalten haben, den sie verdient hätten, aber die Macht des Menschen ist begrenzt. Der Mensch denkt, aber Gott lenkt! Abschließend kann ich meinen Freunden, von denen uns viele jetzt in die Ewigkeit vorausgegangen sind, sagen, dass wir mit ruhigem Gewissen auf diese Zeit zurückblicken können, denn wir haben nicht umsonst gelebt. Gott segne alle gutgläubigen und stillen Menschen von nun an!
– Herr Pfarrer Kóbor, beenden Sie Ihren Tag heute mit einem Gespräch mit Jesus über das, was geschehen ist?
– Ich spreche sogar mehrmals am Tag mit ihm, vor allem, wenn Schwierigkeiten auftreten, die ich nicht bewältigen kann. Aufgrund meines Alters wache ich früh auf und meine erste „Sitzung“ ist mit Jesus. Nach sieben Operationen und dem Gewicht von 82 Jahren bin ich immer noch auf den Beinen. Ich frage ihn oft, warum er mich so sehr verwöhnt?
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Bei seiner Priesterweihe wählte Pfr. György Kóbor seinen Wahlspruch: „Ich glaube an den endgültigen Sieg der Liebe“. Später gestand er, dass er damals noch nicht wusste, dass diese Worte im Glaubensbekenntnis des Bischofs Ottokár Prohászka von Stuhlweissenburg/ Székesfehérvár zu finden waren. Dieser Glaube wurde ihm von seinen Eltern und später von seinen Lehrern weitergegeben, und es ist dieser Glaube, den Pfr. Kóbor an jeden weitergibt, den er trifft. Anlässlich seines Diamantenen Jubiläums wünschen wir dass Gott er ihn noch viele Jahre in seiner Liebe bewahren möge. Ad multos annos!
Pressestelle der Diözese Temeswar