Touristen, die das Banat besuchen, haben sich nach einigen Tagen an das Bild von römisch-katholischen Kirchen gewöhnt, die im Barockstil erbaut wurden und von denen die meisten mehr als 200 Jahre alt sind, während die neueren im neugotischen, neoromanischen oder sogar, seltener, im Jugendstil gebaut wurden. Es gibt jedoch zwei römisch-katholische Kirchen in der Diözese Temeswar, die durch ihren modernen, weniger üblichen Stil „aus der Masse herausragen“: die in Orșova/Orschowa und die in Dumbrăvița/Neusentesch. Über diese beiden Kirchen wissen die Gläubigen unserer Diözese, dass beide während der kommunistischen Diktatur gebaut wurden, als die Errichtung eines römisch-katholischen Gotteshauses mehr als eine Herausforderung war. Es gab nur wenige Priester, die das Risiko auf sich nahmen, und nur wenige Architekten, Bauingenieure oder gar Arbeiter, die an solchen Projekte beteiligt waren.
Letztes Jahr im Oktober wurde im Mehrzwecksaal der Kreisrates Temesch ein Dokumentarfilm in der Reihe „Vertikales Porträt – Architekten im Gedächtnis der Stadt“ gezeigt, die vom Orden der Architekten Rumäniens, Filiale Temesch, organisiert wurde, über den Architekten Hans Fackelmann, zu dessen Werken die beiden Kirchen in Orschowa und Neusentesch gehören.
Am Sonntag, den 12. Mai, wurde dieser Dokumentarfilm unter der Regie des Herrn Grațian Gâldău auch in der Kirche von Neusentesch in Anwesenheit des Sohnes des Architekten, Herrn Waldar Fackelmann, und von Mitgliedern dieser Gemeinde, von denen einige den Bau der Kirche miterlebt haben oder deren Nachkommen sind, vorgeführt. Die Anwesenden wurden von Pfarrer Lajos Máthé, der örtliche Pfarrer begrüßt. Der Regisseur Grațian Gâldău selbst, sowie Dr. Claudiu Călin, Diözesanarchivar der römisch-katholischen Diözese Temeswar, sprachen über die Umstände der Entstehung des Films.
Der Dokumentarfilm enthält mehrere Interviews mit ehemaligen Schülern des Architekten Hans Fackelmann (1933-1979), von denen einige, später seine Kollegen wurden, mit Architekten, die mit ihm an verschiedenen Projekten gearbeitet haben, mit den Priestern der beiden römisch-katholischen Kirchen und mit der Tochter des Architekten, Frau Wanadis Fackelmann (Holzinger). „Mein Vater hat das Unmögliche möglich gemacht“ – so die Tochter von Hans Fackelmann, die auch erwähnt, dass für ihren Vater sein Beruf auch eine Leidenschaft war. „Während seiner Ferien am Schwarzen Meer baute mein Vater, anstatt sich auszuruhen, das Modell der Kirche von Orschowa am Strand aus Sand“ – fügte Frau Wanadis Fackelmann hinzu. Der Film zeigt auch alte Familienfotos, Tafeln, die verschiedene Werke des Architekten Fackelmann widerspiegeln, wie z.B. den Bau der Westuniversität Temeswar oder des Musiklyzeums «Ion Vidu» in Temeswar, bzw. mehrere Bilder aus dem Archiv, die an jene Zeit voller Repressionen des Kommunismus erinnern.
Die Umstände des Kirchenbaus in Neusentesch werden im Film von Pfarrer Lajos Máthé und György Kádár (†), dem damaligen Bürgermeister des Dorfes, erläutert. „Die Kirche sieht aus wie zwei Hände, die zum Gebet zusammengelegt sind“ – betonten die Redner, die auch erwähnten, dass die ursprünglichen Pläne einen Glockenturm vorsahen, der neben dem Gotteshaus gebaut werden sollte, der aber damals die Landschaft der kommunistisch-atheistischen Vision störte. Die Verwirklichung dieses Turms und damit die Erfüllung des Plans von Architekt Fackelmann ist nun der Wunsch des Pfarrers und der Gemeinde geworden.
„Was mich bei der Entstehung dieses Films am meisten beeindruckt hat, ist, dass die meisten Menschen, die den Architekten Fackelmann kannten, nicht nur sein Engagement, seine Professionalität und seine scheinbar unerschöpfliche Energie hervorgehoben haben, sondern auch seine Menschlichkeit, die herausragenden positiven menschlichen Qualitäten seines Wirkens“ – so der Regisseur am Ende der Veranstaltung.
Wir danken den Filmemachern für dieses „vertikale Porträt“ des in Matscha, in einer deutsch-schwäbischen Familie geborenen Architekten Hans Fackelmann, der seine ersten zeichnerischen und grafischen Kenntnisse bei dem gemarterten Priester Johann Kräuter (von den Kommunisten im Gefängnis von Aiud ermordet) erlernte und der in schweren Zeiten – nach den Worten eines ehemaligen Schülers – „ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte der Architektur in Rumänien nach dem Zweiten Weltkrieg“ werden sollte.

Pressestelle der Diözese Temeswar