Lasset uns Trost erfahren! – Im zweiten Brief des Ap. Paulus an die Korinther lesen wir: „Gepriesen sei Gott, der Vater des Erbarmens und Gott allen Trostes. Er tröstet uns in all unserer Not, damit auch wir die Kraft haben, alle zu trösten, die in Not sind, durch den Trost, mit dem auch wir von Gott getröstet werden.“ (2 Kor 1, 3-4) Wie ist dieser Trost, wie lautet das? Was sagt uns Gott, um uns zu trösten? „Du bist nicht alleine, ich bin bei dir, ich hab auch dein Leid auf mich genommen. Und dein Leid ist nicht umsonst, auch wenn es aus menschlicher Sicht so aussehen könnte. Dein Leid ist ein Teil meines Leides, dein Leid kann erlösend werden.“ – Im zittierten Paulusbrief dürfen wir lesen: „Wie uns nämlich die Leiden Christi überreich zuteil geworden sind, so wird uns durch Christus auch überreicher Trost zuteil.“ (2 Kor 1, 5)
Der Hl. Apostel Paulus kämpft nicht mit einer Keule gegen die Dunkelheit, sondern er wagt den ersten Schritt: er zündet ein Lichtlein an. Er will, daß dieses Licht je mehr Menschen erreichen soll. Die, die in einem solchen Licht leben werden, die werden ihren Brüdern kein Leid antun. Dieses Lichtlein erreichte sogar Konstantin den Großen, der selbst nachher zum Christen wird und dem Christentum Freiheit schenkt. Es ist wichtig, dieses Licht zu haben! […]
Eine Epoche ist vorbei! Die letzten Opfer der Russlandverschleppung haben, unter uns, ein hohes Alter erreicht. – Wir wünschen uns, diese Epoche der Folter und der Hinrichtung vieler unserer Mitmenschen definitiv als abgeschlossen zu sehen und daß so etwas uns nie wieder heimsuchen soll. Ein ganz neues Zeitalter muss folgen, ein Zeitalter, wo der Ausdruck „homo homini lupus“ (der Mensch ist dem Menschen ein Wolf) keine Bedeutung mehr hat, und während dessen der Mensch im anderen Menschen einen Bruder, eine Schwester entdeckt.
Das Gedächtnis des Leides und der Bedrängnis darf nicht ausgelöscht werden! Dadurch muss das Gewissen der Menschheit wach gehalten werden, um Ähnliches nie wieder passieren zu lassen. Aber man braucht etwas mehr als nur Gedächtnis oder Erinnerung! Ihnen folgen Versöhnung und Vergebung, so daß danach stets Brüderlichkeit aufgebaut werden kann.
Rekonziliation und Vergebung kommen nur von Gott. Das Böse war so groß, daß die Wunden immer noch weh tun. Gott allein kann uns helfen, daß wir, nach dieser Trauer und nach dieser Schande im Namen der Menschheit, (die solche abscheuliche Taten verrichten konnte), den Weg vorwärts vertrauens- und hoffnungsvoll wagen sollten. Wir wünschen uns nicht nur, daß Solches nie wieder passieren soll, sondern noch mehr: daß wir positiv zusammenarbeiten sollen, daß wir gemeinsam […] auch in scheinbar unbedeutenden Situationen kooperieren sollen, so daß unsere Welt – einschließlich wir selber – eine brüderliche Einstellung, eine respektvolle Denkweise der menschlichen Würde, einem jeden Menschen gegenüber zutage legen! Diese Mentalität wird in unseren eigenen Häusern aufgebaut, dort, wo Kinder geboren und erzogen werden, Kinder, die morgen als Mitglieder in der Gesellschaft einen Platz einnehmen werden, Menschen die vielleicht ein […] Wort in der Welt zu sagen haben werden.
Es scheinst so, daß es in der Welt immer wieder zu Greueltaten kommt, wie die Christenverfolgung, die Verfolgung von anderen, bestimmten Nationen. Allein in Nigeria, in den letzten Wochen, wurden Theologiestudenten, Priester, Laienchristen entführt und hingerichtet. Wir alle tragen eine Verantwortung! In welcher Art und Weise reagieren wir darauf, wie stehen wir dazu? […] Gleichgültigkeit ist keine würdige Antwort, sie ist kein Weg! Welche Zeichen setzen wir in der Welt? – Wenn in einer Ecke der Welt etwas vorgelebt wird, dann hat dies einen Einfluß auf viele Menschen, ja auch auf solche, die in anderen Teilen der Welt leben.
Von hier können wir Botschaften, Gebetszeichen der in unseren Gemeinden gelebten Brüderlichkeit in die ganze Welt senden. Denn so lange es in der Welt Menschen gibt, die ausgegrenzt, verfolgt, deportiert und zu etwas gezwungen werden, so lange dürfen wir uns nicht komfortabel fühlen. […] Jesus Christus ist der, der die Barmherzigkeit brachte. Heute, wenn wir verschleppte und verfolgte Mitmenschen sehen, die im tiefen Schmerz dastehen, ermahnt uns dies zu einer aktiven, konkreten Barmherzigkeit und ermutigt uns, zur Tat zu schreiten.
Ökumenismus bedeutet auch das: gemeinsam in Christus Jesus Vertrauen zu haben, zusammen das Evangelium zu leben, gemeinschaftlich für die leidenden Mitbrüder zu arbeiten.
Im Fragment, der vom ökumenischen Kreis aus Malta für den letzten Tag der Weltgebetsoktave für die Einheit der Christen gewählt wurde, lesen wir: „Tut Gutes, verkündet das Himmelsreich”. Das Reich Gottes ist die Gemeinschaft in der Gott herrscht, in der sein Gedanke erkennbar ist, wo man nach seiner Lehre lebt, wo Barmherzigkeit und Vergebung gegenüber allen Menschen vorgelebt werden.
Tut das Gute! „Verkündet und sagt: das Himmelreich ist nahe”. […] Verkündet durch eure Taten, damit man klar sehen kann, was Gott in eurem Leben gewirkt hat! Verkündet durch eure Taten, damit die Menschen spürren sollen, daß das Reich Gottes nahe ist. So überzeugend und kräftig sind Taten, daß, z.B., am Anfang des Christentums, Pachomios, in der Nähe von Theben (Ägypten), sich taufen lies und Christ wurde. Und das, nur weil er die konkrete Liebe der Christen zu den Nächsten, zu den Toten wie zu den Verwundeten sah und es mit eigenem Verstand erlebte. Wir müssen die Kraft und die Liebe Gottes in unserem Leben arbeiten lassen, daß diese sich in konkrete Taten verwandeln!
Wir danken Gott auch für den Ökumenismus. Es führt uns zusammen, so daß wir gemeinsam für die Heilung der Wunden – heute besonders für die Heilung der Wunden der Russlanddeportation und des Todes in der Verbannung vieler unseren Mitbrüder und Mitschwestern – beten können. Gemeinsam können wir viel wirksamer für den Heil der Welt arbeiten. Amen!
(Übersetzung ins Deutsche: Dr. Claudiu Călin, Diözesanarchivar
Redaktionelle Bearbeitung: Werner Kremm (Reschitza), Dr. Claudiu Călin)