Im Kalender stand der 17. November, der Volkstrauertag. Deutschlands Konsul in Temeswar, Ralf Krautkrämer, reiste auf Einladung des DFBB, des Kultur- und Erwachsenenbildungsvereins „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“ und des Bürgermeisteramts Anina ins Banater Bergland, um am Gedenken der Opfer der beiden Weltkriege, der Flucht, Gefangenschaft, Deportation und Vertreibung teilzunehmen. Das Programm sah einen Besuch des deutschsprachigen Gottesdienstes in der Steierdorfer „Allerheiligste Dreifaltigkeit“-Kirche und eine Gedenkveranstaltung auf dem Sigismunder Friedhof von Steierdorf-Anina vor. Die Heilige Messe zelebrierte der römisch-katholische Stadtpfarrer von Anina, Martin Jäger. Der Bürgermeister von Anina, Gheorghe Românu sagte: „Die Bürger der Stadt Anina gedenken gemeinsam mit Ihnen der Opfer, die durch Krieg, Gewalt und Terror in der ganzen Welt ihr Leben verloren haben. Den vielen Soldaten und zivilen Personen, die in den beiden großen Weltkriegen ihr Leben lassen mussten, gilt heute unsere besondere Erinnerung.“ Er wies auch darauf hin, dass auf den Gedenktafeln die Namen der rumänischen und deutschen Soldaten aufgeführt sind, die in jungen Jahren ihr Leben lassen mussten. „Jeder Name, der dort steht, war ein Mensch Europas, er war ein Mensch mit Zielen und Freude am Leben (…) und es war ein Mensch mit einem vertrauten Gesicht, nicht nur ein Name auf einer Tafel.“ Sein Gedenken richtete sich an die Gegenwart, denn „noch immer sterben Menschen bei gewalttätigen Auseinandersetzungen oder werden durch körperliche und seelische Verwundungen ihr Leben lang gezeichnet“. Und er setzte fort: „Wir in Rumänien leben seit 74 Jahren in Frieden und dürfen dafür dankbar sein. Aber auch heute verrichten gemeinsam rumänische und deutsche Soldaten und humanitäre Hilfskräfte ihren Dienst in Ländern, in denen Krieg und Terror herrscht.“ Es sei unser gemeinsamer Auftrag, uns dafür einzusetzen, dass wir keine neuen Gedenktafeln an Kriegerdenkmälern brauchen und „dass die Forderung, die kurz nach dem 1. Weltkrieg proklamiert wurde, ´Nie wieder Krieg´, endlich Realität wird.“ Es folgte Konsul Ralf Krautkrämer. Ein Auszug davon: „Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker. Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren. Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde. Wir gedenken derer, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten. Wir trauern mit allen, die Leid tragen um die Toten. Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.

Es gibt nicht mehr sehr viele Menschen, die Augenzeugen dieser schrecklichen Zeit des Krieges waren, doch bleiben die Schilderungen dieser schlimmen Zeit für immer in unserem Gedächtnis. Wir alle haben sicher noch die eine oder andere Erfahrung bzw. Erzählung unserer Eltern in Erinnerung. Ich bin Teil der Generation, die miterlebt hat, wie Deutschland nach dem II. Weltkrieg dank Europäischer Integration und transatlantischer Solidarität den Weg zurück in die internationale Wertegemeinschaft gefunden hat. Deswegen betrachte ich, auch ganz persönlich, den Erhalt dieses historisch präzedenzlosen Friedensprojekts Europa als unsere wichtigste politische Aufgabe. Das Gedenken ist sicherlich die Erinnerung an die Toten, an das Verlorene und Zerstörte und ist sicherlich auch Mitgefühl und Verbundenheit mit den Hinterbliebenen; es muss aber auch eine ständige Mahnung sein, dass wir alles tun müssen, dass eine solche Katastrophe nie wieder geschieht; denn unsere Erfahrung zeigt uns täglich, dass solch schlimme Ereignisse nur allzu schnell vergessen werden und dass man nichts daraus lernt.“
Erwin Josef Țigla