Wie oft im Jahr wird in Maria Radna, am Wallfahrtsort unseres Bistums, der im Titel zitierte Satz formuliert: „Wir kommen nach Radna zur Mutter Gottes zur Mutter der Gnaden“? Wie viele Menschen kommen hierher und legen der Muttergottes ihre Sorgen, ihre Wünsche, ihre Freuden, ihre Dankbarkeit zu Füßen, wie viele füllen die Bänke des geräumigen Kirchenschiffs, wie viele steigen den steinigen, vom Morgentau nassen Weg zu den Kreuzwegstationen hinauf, wie viele sprechen ihr Gebet mit tiefe Frömmigkeit: „Heilige Maria, Mutter Gottes, bete für uns Sünder, jetzt und…“ Für die Gläubigen der Diözese Temeswar ist Maria Radna ein besonders geliebter Wallfahrtsort, dem die heutigen Generationen durch den Glauben und die Standhaftigkeit ihrer Vorfahren, die aufrichtige Verehrung der Mutter Gottes und eine über 500 Jahre alte religiöse Tradition verbunden sind. Die Wallfahrtskirche wurde 1992 von Hl. Papst Johannes Paul II. in den Rang einer Basilika Minor erhoben. Gleichzeitig können diejenigen, die im Heiligen Jahr 2025 zur kleinen päpstliche Basilika von Maria Radna pilgern, unter den festgelegten Bedingungen, einen vollkommenen Ablass erlangen, da S.E. Josef Csaba Pál, Diözesanbischof, in seinem Rundschreiben drei Kirchen in der Diözese Temeswar bestimmt hat, in denen der vollkommene Ablass erlangt werden kann: der Hohe Dom zum hl. Georg, die römisch-katholische Kathedrale des Bistums Temeswar, sowie die Wallfahrtskirchen von Maria Radna und Maria Tschiklowa.
Viele Pilger behaupten, dass Maria Radna ein besonderer spiritueller Ort ist, ebenso wie Pfr. Andreas Reinholz, der Ortspfarrer, der seit 2003 neben der Seelsorge in der Gemeinde Radna den herkommenden Pilgern oft geistlichen Beistand bietet und gelegentlich auch Touristen führt. Während der Wallfahrten wird der Pfarrer bei diesen Tätigkeiten und Aufgaben von Pfr. Ion Cădărean, Pfarrer von Lippa und Kustos des Klostermuseums Radna, von Herrn Ferenc Boda, der den Touristen als Kirchenführer zur Verfügung steht und sich auch um den kleinen Souvenirladen kümmert, und von Frau Andreea Bodroghi, Kantorin und Organistin unterstützt.
– Herr Pfarrer, wie blicken Sie auf das vergangene Jahr zurück? Woher kamen die Pilger zum Wallfahrtsort Maria Radna?
– Wenn Sie mich fragen, wie viele Menschen nach Radna gekommen sind, kann ich Ihnen keine genaue Zahl nennen, da das Wallfahrtsort jedes Jahr von mehreren Pilger- und Touristengruppen, aber auch von einer großen Zahl von Einzelpersonen und Familien besucht wird. Ich schätze, dass etwa 170.000 Menschen unseren Wallfahrtsort besucht haben. Aber ich kann Ihnen gerne sagen, woher sie kommen. Die meisten kamen natürlich aus dem Banat, aus den Pfarreien unserer Diözese, denn viele Pfarreien haben ihre eigenen Wallfahrtstage, so wie früher auch. Die verschiedenen Nationalitäten haben jedoch auch ihre eigenen Wallfahrtstage: die Deutschen am 2. August, die Bulgaren am 6.-7. September, die Kroaten am 7. September, aber auch am Morgen des 8. September, wird eine Messe in kroatischer Sprache gefeiert, die Ungarn am 8. Oktober und die Slowaken am Samstag, im August, vor Mariä Himmelfahrt. Diözesanbischof László Böcskei aus Groß-Wardein begleitet auch regelmäßig die slowakischen Gläubigen aus seiner Diözese nach Radna, wo sie die hl. Messe feiern und an der Kreuzwegandacht teilnehmen. Am 7. September, Abends, treffen auch die Roma-Pilger ein, für die wir immer um Mitternacht eine Heilige Messe feiern. Obwohl sie meist Nichtkatholiken sind, verehren sie die Jungfrau Maria. Die meisten von ihnen kommen aus den Kreisen Temesch und Arad, zum Beispiel aus Rekasch, Gertjanosch und Hatzfeld. Es ist nur für die Gruppe der Roma charakteristisch, dass die Frauen noch auf dem Parkplatz, unten, vor der Kirche knien und den mit Kopfsteinen gepflasterten Weg und die 65 Treppenstufen zur Kirche hinaufknien, um dann, immer noch kniend, den Hauptaltar dreimal umkreisen. In den zweiundzwanzig Jahren, seitdem ich hier bin, habe ich noch nie einen Roma-Mann gesehen, der sich hinkniet und diese Reise macht. Nur Frauen haben es getan. Letztes Jahr wurde die Mitternachtsmesse für die Roma-Pilger von Neupriester Branko Duma (geweiht 2024), dem Kaplan der Pfarrei Temeswar IV. Josefstadt, zelebriert. Nach der Liturgie kommen die Teilnehmer nach vorne im Altarraum und bitten jeden einzelnen um einen Segen. Natürlich sind dann nicht nur die Roma in der Kirche, sondern auch Pilger, zum Beispiel aus der Moldau, die hier übernachten und an jeder Heiligen Messe teilnehmen. Von Frühjahr bis Herbst kommen auch regelmäßig Pilger aus Siebenbürgen, vor allem aus Odorheiu Secuiesc/ Oderhellen und Miercurea Ciuc/ Szeklerburg. Aus diesen Städten kommen jeden Monat ein oder zwei Reisebusse, meist mit Gläubigen, die auf dem Weg nach Medjugorje sind und hier anhalten, um zu beten oder an der Heiligen Messe teilzunehmen. An einem Tag kamen sechs Busse aus Oderhellen auf einmal an. Auch aus der Diözese Sathmar kamen Gläubige an, darunter der Diözesanbischof Eugen Schönberger. Auch Busse mit Pilgern aus Moldau, die nach Medjugorje fahren, halten in Maria Radna an, ebenso wie Pilger auf dem Weg nach Șumuleu Ciuc/ Schomlenberg. Nicht zu vergessen sind die Motorradfahrer, die vor zwei Jahren zum ersten Mal nach Radna gepilgert sind; letztes Jahr waren es fünfzig und sie haben einen eigenen Pilgertag beantragt. Heuer wird es der 30. August sein. Aus Arad kommen Mitglieder des Philharmonischen Orchesters, um uns zu besuchen und Konzerte zu veranstalten. Letztes Jahr zum Beispiel spielten sie nicht nur in der Kirche, sondern auch im Innenhof des Klosters, wobei das Publikum auf Stühlen saß. Ein anderes Mal spielten sie auf dem Platz vor der Kirche vor zweitausend Zuhörern. Mehrere Vokal- und Instrumental-Konzerte sowie Orgelkonzerte fanden in der Kirche statt. Um auf die Pilgerfahrten zurückzukommen: Die meisten ausländischen Pilger kamen aus Ungarn, mindestens zwei Busse pro Monat. Sie kamen aus dem ganzen Land, nicht nur aus der Diözese Szeged-Csanád, wo wir gute Freunde haben, die uns unterstützen. Einige von ihnen helfen uns als Freiwillige, auch wenn sie nicht gut Rumänisch sprechen. Im vergangenen Jahr pilgerte anlässlich der 55. Internationalen Kolping-Friedenswanderung eine große Gruppe von 90 Personen aus 11 europäischen Ländern nach Maria Radna, wo sie an einer heiligen Messe teilnahmen. Damals baten uns die Mitglieder der diözesanen Banat-Kolpingfamilie, für sie einen offiziellen Wallfahrtstag zu bestimmen. Das wird heuer der 17. Mai sein. Darüber hinaus kamen Pilger, Gläubige und Priester aus Groß-Betschkerek, aus Senta, aus Slowenien mit 5 Bussen, aus Kroatien, aus der Slowakei und aus Polen. Aus Frankreich kamen öffentliche Notare in einem Bus in Begleitung eines Priesters, und aus den Vereinigten Staaten von Amerika mehrere Priester und ein Bischof. Viele Gruppen kamen auch aus Deutschland. Wenn zum Beispiel Gläubige, die das Banat verlassen und sich in Deutschland niedergelassen haben, zurückkommen, um den 250. oder 300. Jahrestag der Gründung ihrer ehemaligen Gemeinde zu feiern, besuchen sie gewöhnlich die Wallfahrtsbasilika in Radna. Dies war bei Gruppen aus Deutsch-Sankt-Peter, Charlottenburg, Lowrin oder Guttenbrunn der Fall. Aber es gibt auch Pilger- oder Touristengruppen aus Deutschland, die hier Station machen, oder wie zum Beispiel die Sachsen auf dem Weg in ihre siebenbürgischen Heimatstädten Hermannstadt oder Schäßburg.
– Wie man sieht, sind die Renovierungsarbeiten an dem Kreuzweg, hinter der Basilika, am Kalvarienberg im Gange. Wie viel davon wurde letztes Jahr fertiggestellt?
– Das Projekt begann schon vor vier Jahren. Im ersten Jahr haben wir die Kapelle des Heiligen Kreuzes auf dem Berg renoviert: Wir haben das Dach erneuert, verputzt und gemalt. Wir setzten die Arbeiten unten mit den Kreuzwegstationen fort und stellten alle vierzehn Stationen fertig. Viele der Säulen standen nicht mehr aufrecht, sie neigten sich nach rechts und nach links, und ihre Fundamente wurden verstärkt, das heißt, sie wurden ausgegraben und mit 20 Zentimetern Beton ringsum ausgegossen, damit sie mindestens so lange stehen, wie es von ihrer Errichtung bis heute gedauert hat. Und wir haben auch das obere Teil der Säulen renoviert. Die schwierigste Arbeit war jedoch die Renovierung des Weges, der zu den Stationen führte. Mehrere Firmenleiter bewarben sich um den Auftrag, aber als sie hörten, dass sie das Baumaterial und die Steine den Berg hinauftragen müssten, lehnten sie den Auftrag ab. Es war schwierig, einen Bauunternehmer zu finden, und diese Arbeit kostete am meisten Geld. Die Renovierungsarbeiten wurden auch von einigen Pfarreien wie Winga, Petschka und Lugosch finanziell unterstützt. Gleichzeitig erhielten wir finanzielle Spenden von mehreren Personen und Priestern aus unserer Diözese und Ungarn. Unsere Freunde aus Ungarn würden auch gerne kommen und den Wald um den Kreuzweg roden. Wir haben letztes Jahr mit der Renovierung des kleinen Platzes vor dem Kreuzweg begonnen und werden sie wahrscheinlich bis Ostern abschließen, wo sich eine Statue des Heiligen Franziskus und vier Säulen mit Statuen franziskanischer Heiliger, in ihren Nischen, befinden. Diesmal werden wir kein dickes Gitter vor den Nischen stellen, sondern ein niedrigeres, damit die Skulpturen nicht so leicht aus den Nischen entfernt oder zerstört werden können. Wir haben auch eine Kamera bei der Kapelle installiert und konnten einige Diebe erwischen, die Geld aus den Spendenbüchsen entwendeten. Im Wald suchen sie sich einen dünneren Baumzweig, kleben einen Kaugummi an das eine Ende und stecken ihn zwischen die Stäbe, um so Geld zu „fischen“. Eine ähnliche Methode wird für den Altar der Gottesmutter verwendet, der die Grotte der Erscheinung von Lourdes darstellt.
– Wie vielfältig wird das diesjährige Programm sein?
– Das Programm der Wallfahrten nach Radna im Jahr 2025 wird auf einem Plakat in ungarischer, rumänischer und deutscher Sprache präsentiert, das bereits an die Pfarreien verschickt wurde. In diesem Jahr gibt es 20 diözesane Pilgerfahrten, die von der Diözese, den verschiedenen Pastoralbüros des Bistums, den kirchlichen Bewegungen, kirchlichen Vereinigungen und verschiedenen ethnischen Gruppen organisiert werden. Zusätzlich zu diesen Programmen freuen wir uns, wie in der Vergangenheit, auf den Besuch von Pfarrgemeinden und Pilgern aus dem In- und Ausland. Wir hoffen, dass viele Gläubigen auch in diesem Jahr nach Radna, zur Mutter Gottes kommen.
– Wir danken Ihnen herzlichst für das Gespräch!
Pressestelle der Diözese Temeswar













