Vom 4. bis am 29. Oktober 2023 nahm Seine Exzellenz Josef Csaba Pál, Bischof von Temeswar, in Rom an der ersten Sitzung der XVI. Generalversammlung der Bischofssynode teil, da er einer der „Membri di Nomina Pontificia“ ist, d.h. eines der direkt vom Heiligen Vater Papst Franziskus ernannten Mitglieder. Am 8. November, am Vormittag, berichtete unser Bischof einer Gruppe von Priestern und Mitarbeitern des Bischöflichen Ordinariats von seinen Erfahrungen auf der Synode. Es folgt der redigierte Bericht unsers Bischofs:
„Es ist mir eine große Freude, Sie zu begrüßen, und ich danke Ihnen für Ihr Kommen. Ich danke dem lieben Gott, dass ich an dieser Synode teilnehmen konnte, denn es war eine intenssive, eine tiefe Erfahrung. Es haben schon auch bisher einige Synoden stattgefunden, es gab Bischöfe, die bisher an acht Synoden teilgenommen haben, und sie erzählten, dass diese Synode nicht mit den vorherigen zu vergleichen ist. Warum war es anders? Vor allem, weil es viel spiritueller war – sagten die Teilnehmer. Noch nie zuvor hat eine Synode mit drei Tagen geistlicher Exerzitien begonnen. Diese wurden von einem Priester und einer Schwester geleitet. Der Priester war ein älterer Dominikanerpater und die Schwester war eine Benediktinerin. Und während der Synode haben wir viele Male angehalten, um zu beten. Es war also eine geistliche Atmosphäre: Wir erwarten von Gott, dass er seine Kirche durch uns führt. Zweitens: Bisher wurden Synoden folgendermaßen abgehalten: In der ersten Reihe saßen die Kardinäle, dahinter die Erzbischöfe und Bischöfe, danach die Priester, und alles hatte den Anschein einer Konferenz. Jeder ging nach vorne, hielt seine Rede und ging dann zurück auf seinen Platz; jemand schrieb den Text, und dann wurde über diesen Text abgestimmt. Nun waren wir in circuli minores, das heißt in kleinen Gruppen, zwölf an der Zahl, ich glaube, insgesamt 38 kleine Kreise, bestehend aus Kardinälen, Bischöfen, Ordensfrauen und Laien. Wir saßen in einem Kreis an einem Tisch und wir hatten alle die Gelegenheit, uns zu unterhalten und Brüderlichkeit untereinander aufzubauen, basierend auf der Tatsache, dass wir alle getauft waren.
Es gab auch Kleingruppenarbeit und es gab Tage, an denen die Vollversammlung tagte. Jeder Teilnehmer erhielt ein «Badge», eine Art Anstecker mit einem QR-Code auf der Rückseite, auf dem stand, an welchem Tisch wir in den verschiedenen Modulen sitzen würden und wo wir uns im Allgemeinen an den Tisch setzen würden. Der QR-Code diente zum Öffnen des Tablets. Jedes Tablet war personalisiert. Auf dem Tablet bekamen wir alle Unterlagen, wir konnten signalisieren, wenn wir etwas mitteilen wollten, und wir konnten abstimmen. In jeder Gruppe gab es – vom Generalsekretariat ernannt – zwei Personen: den Vermittler, eine Art Animateur, Moderator, und den Sekretär. Die Vermittler sind Fachleute, die dafür sorgen, dass jeder in der Gruppe zu Wort kommt, das Diskussionsthema vorstellt, sagt wann wir eine Gebetspause einlegen usw. Sie helfen uns, in einer angenehmen Atmosphäre zu diskutieren. Der Sekretär schrieb alles auf was in der Gruppe besprochen wurde. Manchmal hatten wir auch einen brüderlichen Delegierten in der Gruppe, d.h. von einer anderen Kirche. Wir hatten in unserer Gruppe einen Bischof von der koptisch-orthodoxen Kirche, der für Italien zuständig ist. Bei den brüderlichen Delegierten handelte es sich um Vertreter der Pfingstlergemeinden, der Baptisten, der Anglikaner und der Methodisten, die auch öffentlich sprechen konnten. Jeder Tag wurde von einem Delegiertensekretär geleitet, der die Arbeit der Gruppen anregte. In den Gruppen wurde Englisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch und Französisch gesprochen.
Zu Beginn hatte jeder von uns vier Minuten Zeit, um zu einem Thema zu sprechen. Dann machten wir eine Pause fürs Gebet. Das war sehr nützlich, denn es brachte uns zurück in die Atmosphäre des Zuhörens, des gegenseitigen Respekts und des Seins in Gott. Nachdem wir unsere 4 Minuten Redezeit beendet hatten, mussten wir alle in 4 Minuten sagen, was uns in den Berichten der anderen berührt hat. Wir sind es gewohnt, dass wir oft, wenn andere sprechen, unsere Gedanken sammeln, sie formulieren und dem Redner keine Aufmerksamkeit schenken. Jetzt mussten wir den anderen genau zuhören, um das Wesentliche ihrer Reden zu verstehen. Wir wurden gebeten zu sagen, was uns positiv berührt hat und was bei mir Widerstand hervorgerufen hat. Nachdem wir die zweite Runde beendet hatten, entwarf der Sekretär zusammen mit dem aus der Gruppe ausgewählten Berichterstatter einen Text mit 2000 Zeichen, der zunächst der Kleingruppe vorgestellt wurde, und nachdem alle zugestimmt hatten, stellte der Berichterstatter ihn auch dem Publikum in drei Minuten vor. Nach diesen Präsentationen gab es freie Wortmeldungen. Danach lasen wir unseren Text noch einmal und bereicherten ihn mit den Meinungen und Berichten der anderen.
Der Heilige Vater war etwa die Hälfte der Zeit, die wir auf der Synode verbrachten, bei uns, er war vor allem bei den allgemeinen Versammlungen anwesend. Am letzten Samstagnachmittag begann die Sitzung um 15.30 Uhr und endete um 21.15 Uhr.
Die Vielfalt war interessant. Teilnehmer aus allen Kontinenten, aus vielen Ländern, aus allen katholischen Riten waren anwesend und wir konnten sehen, wie unterschiedlich wir sind, aber wir sind alle Gottes Volk. Zum Beispiel sprachen die Teilnehmer aus Afrika das Thema Polygamie an. Wir sprachen über die leeren Kirchen, und ein Bischof aus Afrika erzählte uns, dass dort so viele Menschen zur Messe kommen, dass sie nicht mehr in die Kirche passen und dass sie Zelte neben dem Gotteshaus aufbauen mussten. Sowohl in Asien als auch in Afrika gibt es auch viele Berufungen. Die Brasilianer und Südamerikaner im Allgemeinen arbeiten viel mit Laien. Da der Staat sie nicht finanziell unterstützt, sind sie auf die Laien angewiesen, mit deren Hilfe sie Kirchen renovieren oder sogar bauen können, Katechese organisieren, wo der Priester nicht hinkommt, und die Zahl der Gläubigen geht in die Zehntausende. Es gibt Länder, in denen man nicht von Mission sprechen kann, weil dort die Mission eng mit der Idee der Kolonisierung verbunden ist, einer alten historischen Phase, die für die dortigen Gemeinschaften Leid und Ausbeutung bedeutet hat.
Es ist wichtig, dass manche Dinge nur intellektuell gelernt werden können. Aber wir müssen aus der Erfahrung lernen. Das heißt, dass wir durch die Teilnahme an der Synode gelernt haben, was Synodalität ist, was Gemeinschaft bedeutet. In allen Gruppen war es wichtig, Respekt und Vertrauen zu haben. Synodalität erfordert Umkehr. Wir haben viel für diese Synode gebetet. Aber haben wir auf die Kraft des Gebets vertraut? Wir müssen einen Akt des Glaubens vollziehen.
Ein technischer, spezieller Begriff war das Gespräch im Heiligen Geist. Es geht nicht nur um ein geistliches Gespräch, sondern darum, im Heiligen Geist zu sein. Es bedeutet, in seinem Geist zu sein, der Allerheiligsten Dreifaltigkeit unter uns Raum zu geben. Das ist eine schöne Herausforderung. Ein Gespräch bedeutet auch Engagement, Hingabe.
Wir haben auch einige schöne Erfahrungen gehört, die uns geistlich bereichert haben. Eine Schwester aus dem Irak erzählte uns, dass Muslime vor ein paar Jahren ihren Priester getötet haben. Sie und eine weitere Person arbeiteten in einer Apotheke. Und nach der Tragödie dienten sie den Muslimen dort mit der gleichen Liebe. Die Muslime bemerkten das und sagten zu ihr: „Wir haben euren Priester getötet, und ihr bedient uns immer noch.“ Sie waren gerührt. Einige von ihnen wollten sich taufen lassen. Sie ließen sich heimlich taufen und gingen unter der Woche heimlich in die Kirche, wobei sie als Christen jeden Tag ihr Leben riskierten.
Alles, was wir auf der Synode besprochen haben ist für die Mission, für die Menschen, die Jesus noch nicht begegnet sind oder noch keine Beziehung zur Kirche haben. Denn wenn wir einander nicht verstehen, wenn wir keinen Respekt haben, wenn wir keine Liebe haben, was wollen wir ihnen dann anbieten? Was hat unser Gott unter uns getan, wie hat er uns verändert?
Danke, dass ihr mir zugehört habt, und – lasst uns einander helfen, synodal zu leben, einander zuzuhören, von Respekt und Vertrauen füreinander durchdrungen zu sein und… eine lebendige Beziehung zu Jesus zu haben!“
Pressestelle der Diözese Temeswar