Nachdem am Samstag der Verein „Pro Bartók“ unter seinem Initiator und Leiter, dem Apotheker Tamás Sándor, in Großsanktnikolaus mit der Grundsteinlegung des „Béla Bartók“- Kulturzentrums und einem hochprofessionellen Konzert des Budapester „Muzsikus“- Ensembles und seiner außergewöhnlichen Solistin Kacsó Hanga einen ersten kulturellen Höhepunkt des anbrechenden Sommers im westlichen Banat gesetzt hatte, zog die Nachbargemeinde Tschanad am Sonntag mit einem Kammerkonzert des „Rubato“-Quartetts und den angehenden Violin-Solistinnen Iulia-Simona Mehedinți (eine Meisterschülerin des Violinvirtuosen Alexandru Tomescu), Damaris Prisecaru, Anamaria Joldea, Eunice Bahnaru und Evelina Mehedinți, dem Vergleich standhaltend, nach.

Das Konzert in der römisch-katholischen Sankt-Gerhardus-Kirche von Tschanad hatte der aus Großsanktnikolaus stammende freischaffende Künstler und Fotograf, Lucian Oprea (Beiname: „Picasso“) gemeinsam mit dem 26-jährigen Bürgermeister von Tschanad, Andrei Tiță, und mit dem römisch-katholischen Pfarrer von Tschanad, Tamás Bene, organisiert. Sie gewannen dafür die sieben Studenten der Temeswarer Hochschule für Theater und Musik der Westuniversität UVT, die bei Doz. Dr. Cristina Mălăncioiu studieren, sowie die Meisterschülerin Tomescus, die das „Rubato“-Streichquartett leitet – es besteht aus I.-S. Mehedinți (Violine), Evelina Mehedinți (Violine), Theodora Groșanu (Viola) und Ștefan-Daniel Mehedinți (Cello) – und die auch als Violinsolistin mit dem Grave aus Joh. Seb. Bachs II. Sonate in H-Moll glänzte.

Das einstündige Programm war sehr anspruchsvoll: Johann Sebastian Bach stand gleich viermal auf dem Programm, dazu Nicolo Paganini mit einem Capriccio (Nr. 24) für Virtuosen und zwei Teile des Streichquartetts in C-Moll von Remus Georgescu. Trotz mühsam bekämpften Lampenfiebers klangen fast alle Interpretationen der Studenten hervorragend in der 1870 erbauten neugotischen Sankt-Gerhardskirche von Tschanad, die über eine traumhafte Akustik verfügt (nicht für menschliche Stimmen, wohl aber für Streichinstrumente – Stimmen brauchen in dieser Kirche ein Mikrofon).

Kein Wunder, dass sowohl Hauptveranstalter Lucian Oprea („Ich möchte diese Gegend, einschließlich Großsanktnikolaus, kulturell richtig aufwecken, für so viele Leute wie möglich regelmäßigen Kulturgenuss zur Notwendigkeit machen!“), als auch Bürgermeister Andrei Tiță („Solche Ereignisse finanzieren wir als Gemeinde gerne“) und die Koordinatorin der Studenten, Cristina Mălăncioiu, sich vorgenommen haben, bis zum Sankt Gerhards-Tag (24. September – übrigens auch Kirchweihtag in Tschanad) noch weitere Konzerte in dieser Kirche zu organisieren. Pfarrer Tamás Bene, gleichzeitig Temeswarer Ehrendomherr, hat ihnen seine volle Unterstützung zugesagt.

Werner Kremm

Erschienen in: Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien, 29. Jahrgang/Nr. 7111 Bukarest, Dienstag, 15. Juni 2021, Seite 5.