1. lectio
Mt 6,1-6.16-18
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: „Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zu tun, um von ihnen gesehen zu werden; sonst habt ihr keinen Lohn von eurem Vater im Himmel zu erwarten. Wenn du Almosen gibst, posaune es nicht vor dir her, wie es die Heuchler in den Synagogen und auf den Gassen tun, um von den Leuten gelobt zu werden! Amen, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut, damit dein Almosen im Verborgenen bleibt; und dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.
Wenn ihr betet, macht es nicht wie die Heuchler! Sie stellen sich beim Gebet gern in die Synagogen und an die Straßenecken, damit sie von den Leuten gesehen werden. Amen, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Du aber, wenn du betest, geh in deine Kammer, schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist! Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.
Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler! Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, dass sie fasten. Amen, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Du aber, wenn du fastest, salbe dein Haupt und wasche dein Gesicht, damit die Leute nicht merken, dass du fastest, sondern nur dein Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.“

Hinweise zum Verständnis:
Almosen Geben, Gebet und Fasten sind die drei traditionellen Werke der Umkehr, mit denen das Volk Israel vom guten Gott Verzeihung erbeten hat für seine Sünden und Nachlässigkeiten. Sie beziehen sich auf die drei Grundbestrebungen, die zur Natur des Menschen gehören, das Streben nach körperlicher Befriedigung, nach Macht und nach Besitz. Durch Fasten, Gebet und Freigebigkeit begrenzen wir diese Strebungen. Das Problem besteht darin, daß sie nicht in sich schlecht sind, aber wenn wir sie unbegrenzt ausleben wollen, dann setzen wir uns an die Stelle Gottes, mißachten die Würde anderer Menschen und zerstören unsere eigene geistliche Gesundheit. Die Fastenzeit lädt uns ein, von Neuem unsere Bestrebungen ins Gleichgewicht zu bringen und in Übereinstimmung mit den Geboten Gottes.

2. meditatio

  • Die sozialen Netzwerke, Facebook oder andere, drängen uns in die Richtung, uns ständig öffentlich möglichst vorteilhaft zu präsentieren, damit wir viele „like-s“ bekommen. Kann ich diesem Druck widerstehen und irgendein gutes Werk tun, ohne es in meinen accounts zu erwähnen?
  • Vielleicht bin ich enttäuscht, weil ich meine guten Vorsätze für das neue Jahr allzu wenig habe in die Tat umsetzen können. Dennoch ist der Beginn der Fastenzeit ein geeigneter Augenblick, wiederum einen Vorsatz zu fassen, mit welchem Verzicht oder welcher Übung ich mich auf das große Fest unserer Erlösung vorbereiten will. Was wäre realistisch? Was würde mir gut tun, auch wenn es am Anfang ein bißchen schwer sein wird?
  • Unser himmlischer Vater sieht, was ich im Verborgenen tue. Das soll keine Drohung sein. Er versteht meine Schwierigkeiten. Kann ich in ihm tatsächlich einen Vater sehen, der mein Glück wünscht, oder sehe ich ihn mehr wie einen Aufpasser, der immerfort nach meinen Fehlern sucht?

3. oratio
Vater unser in den Himmeln, es ist nicht leicht, Fehler zuzugeben. In jedem von uns steckt ein kleines Kind, das Angst hat, nicht mehr geliebt zu werden, wenn es nicht den Erwartungen entspricht. Durchdringe unser Herz mit Deiner unendlichen Liebe, damit wir Mut fassen, ehrlich an der Verbesserung unseres Verhaltens zu arbeiten. Zeig uns, was wir mehr nötig haben, eine Begrenzung unserer Vergnügungen, eine größere Freiheit zu geben oder einfach vertraute Gespräche mit Dir. Begleite uns mit Deinem Heiligen Geist durch diese 40 Tage der Vorbereitung, damit wir wichtige Dinge von unwichtigen besser unterscheiden können und wachsen in der Nachfolge Deines Sohnes, der gelebt hat, gestorben ist und auferweckt wurde für uns. Amen.

4. contemplatio
Denk darüber nach, welchen Lohn wir davon haben, wenn wir danach streben, von den Menschen gelobt zu werden, und was uns Gott schenken wird, wenn wir uns Ihm anvertrauen.

5. actio
Nimm dir für die nächsten 40 Tage den Vorsatz eines Verzichts oder einer Gabe oder einer Zeit mit Gott, die du verwirklichen kannst, ohne daß es jemand bemerkt. Sei aufmerksam auf deine Gefühle, wie es dir mit diesem kleinen Geheimnis geht.

Lectio-divina-Impuls aus dem Salvatorianerkloster in Temeswar-Elisabethstadt