Am Montag, den 19. Dezember 2022, ab 19.00 Uhr, fand in der Piaristenkirche zum Heiligen Kreuz in Temeswar ein Gedenkkonzert zum hundertsten Geburtstag von Bischof Sebastian Kräuter statt. Der Gastgeber der Veranstaltung war der hochw. Herr Zoltán Kocsik, Rektor der Piaristenkirche und Direktor des Römisch-Katholischen Theologischen Gymnasiums Gerhardinum. Die musikalische Leitung hatte Denis Moldovan, Organist der Pfarrkirche zur Hl. Katharina in Temeswar I Innere Stadt inne. Die Gestaltung des Konzerts sicherte Denis Moldovan in enger Zusammenarbeit mit Dr. Cristian Roșoagă, Organist der Pfarrkirche zur Allerseligsten Jungfrau Maria in Temeswar IV. Josefstadt und mit den Musikern Andreea Ciobotă (Sopran), Augustin Vitan (Tenor), Iustin Călin (Bass) und mit dem Violonist Antonio Leonard Agigheoleanu. Vor Beginn des Konzerts begrüßte Rektor Zoltán Kocsik die Anwesenden in rumänischer, deutscher und ungarischer Sprache. Es folgte eine kurze biografisch-historische Darstellung des Lebens ehemaligen Bischofs Sebastian Kräuter, die von Dr. Claudiu Călin, Diözesanarchivar, Mitglied der Pressestelle und Mitorganisator der Veranstaltung, vorgetragen hat. Das ehrgeizige musikalische Programm, das meisterhaft interpretiert wurde, umfasste nicht weniger als siebzehn Stücke und Improvisationen nach Musikstücken aus der Klassik, Romantik und Moderne. Zum Schluss sprach Rektor Kocsik ein kurzes Gebet für die Seele des ehemaligen Oberhirtens und dankte persönlich allen Musikern für ihre wunderbare musikalische Darbietung.
Unser Dank gilt Direktor Zoltán Kocsik für sein großzügiges Engagement als Gastgeber und für die Ausrichtung der Veranstaltung, sowie allen beteiligten Musikern. Einen herzlichen Dank auch an Domherr Zsolt Szilvágyi, Pastoralvikar und Pfarrer von Temeswar IV. Josefstadt und den Franziskanerinnen aus der Kongregation der Töchter des Heiligen Franz von Assisi für ihre Teilnahme und moralische Unterstützung. Wir danken auch Radio Temeswar – Ihre Sendung in Deutscher Sprache, Frau Astrid Weisz, für die für die Bekanntmachung des Konzerts in den Medien.
Ebenfalls im Sinne eine würdigen Feier, in tiefster Dankbarkeit, des hundertsten Geburtstag von Bischof Kräuter, planen das Demokratische Forum der Banater Berglanddeutschen und der Kultur- und Erwachsenenbildungsverein „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“, auf Initiative des Herrn Erwin Josef Țigla die Herausgabe und den Vertrieb eines philatelistischen Umschlags mit einem philatelistischen Ersttagstempel, der am 22. Dezember, dem Geburtstag von Bischof Sebastian Kräuter, in Nitzkzdorf verwendet werden soll.
Sebastian Kräuter – Hundert Jahre seit der Geburt unseres ehemaligen Bischofs. Biographische Skizze
Viele von denen, die die Zeit vor 1989 miterlebt haben, die heute ein anderes Alter und andere Lebenserfahrungen haben, aber vor allem aktiv ihren christlich-katholischen Glauben und ihre Identität, praktiziert haben und es immernoch tun, wissen dass es eine ganze Zeitspanne gab, in denen das kommunistische Regime der Kirche in Rumänien nicht erlaubte, eigene Diözesanbischöfe in allen ihren Diözesen zu haben. Nach dem Tod von Bischof Augustin Pacha im Jahr 1954 und der Inhaftierung des heimlich konsekrierten Bischofs Dr. Adalbert Boros konnte die Diözese nur noch über Ordinarii Substitutii (etwa Ersatzoberhirten) verfügen, d.h. über Kleriker, die mit relativ eingeschränkten kanonischen Rechten und Befugnissen die geistlichen und weltlichen Angelegenheiten der Diözese Temeswar leiten konnten, die selbst von der Staatsmacht einseitig zum Dekanat degradiert und als Bistum nicht anerkannt wurde.
Einer dieser Pastoren – die Ordinarien – war Sebastian Kräuter. Im Jahr 1983 trat er die Nachfolge von Monsignore Ferdinand Hauptmann an, der noch von Bischof Augustin Pacha für diese Aufgabe vorgeschlagen worden war (vor ihm, zwischen 1954-1981 leitete die Diözese Msgr. Konrad Kernweisz, ebenfalls auf die von Bischof Pacha vorgegebene Nachfolge). Aufgrund eines gewissen, zaghaften „Tauwetters“ in der Haltung des kommunistischen Regimes gegenüber der Kirche erhielt Dechant-Pfarrer Sebastian Kräuter jedoch vom Heiligen Vater die Präzisierung, dass er ein ordinarius substitutus ad nutum Sanctae Sedis sei – d.h. im Auftrag und auf Wunsch des Heiligen Apostolischen Stuhl.
Aber wer war Msgr. Sebastian Kräuter? Und was machte ihn so besonders?
Der spätere Priester und Bischof Sebastian Kräuter wurde am 22. Dezember 1922 in Nitzkydorf im Kreis Temesch-Torontal, in einer von Gott mit vier Söhnen gesegneten Familie geboren. Sein Vater war der Kaufmann Balthasar Kräuter, leider relativ früh verstorben, seine Mutter Katharina, geborene Nasz. Von den vier Söhnen wurden zwei – die ältesten – Priester: Franz und Sebastian, und auch die beiden anderen ergriffen verschiedene Berufe. Franz Kräuter war der letzte Sekretär von Bischof Pacha, nach vielen Jahren wurde er Dekan, Pfarrer, aber vor allem Archivar und promivierter Historiker der Diözese Temeswar.
Sebastian Kräuter und seine Geschwister besuchten die Grundschule in ihrem Heimatdorf und später das deutsche römisch-katholische Knabengymnasium in der renommierten „Banatia“ in Temeswar. Nach dem Abitur 1942 schrieb er sich an der römisch-katholischen theologischen Akademie in Temeswar ein, die er 1946 abschloss. Am 2. Juni 1946 wurde Sebastian Kräuter von Bischof Augustin Pacha zum Priester geweiht und noch im selben Jahr zum Kaplan in Jahrmarkt ernannt. Dieser Ort und die hiesige gesamte katholische Gemeinde wurden durch die Persönlichkeit von Pfarrer Kräuter geprägt, der dort während seines gesamten priesterlichen Dienstes, d.h. bis zu seiner Ernennung zum Ordinarius, blieb. Bis 1964 war er Kaplan des Pfarrers Nikolaus Anton und nach dessen Tod bis 1983 Pfarrer der Gemeinde, die damals etwa 5000 Seelen zählte und zeitweise mehrere im ganzen Banat bekannte Musikkapellen hatte. Die bekannteste, die Loris-Kapelle, obwohl in der Zeit des Kommunismus, beeindruckte jedes Jahr die Pilger in Maria-Radna durch ihre Musik, zu Tränen. Sie kamen in Prozession zum Marienheiligtum und spielten meisterhaft Marienlieder. Pfarrer Kräuter war ein Teil und eine Stütze des geistlichen Lebens seiner Pfarrgemeinde.
Als guter Kenner des Kirchenrechts und der lateinischen Sprache, als begnadeter Redner und als imposante Persönlichkeit leitete Msgr. Kräuter die Diözese während der letzten Jahre der kommunistischen Ära, d.h. nicht weniger als sieben Jahre lang, von 1983 bis 1990. Die Revolution von 1989 führte dazu dass man das Bistum Temeswar auch von staatlicher Seite reaktivierte und somit ernannte der Heilige Vater Papst Johannes Paul II., Msgr. Kräuter, nach der Normalisierung der Beziehungen zu Rumänien und der Wiederherstellung der katholischen Hierarchie beider Riten auf den Bischofssitz der Stadt, in der die antikommunistische Revolution ausgebrochen war. Ein Zeichen seiner unverbrüchlichen Verbundenheit mit dem Heiligen Stuhl war auch die Weihe des neuen Bischofs am 28. April 1990 in der Domkirche zum Hl. Georgs durch den Delegierten des Heiligen Vaters, Erzbischof Angelo Sodano. Es folgten Jahre der unermüdlichen Arbeit, der Erfolge und des Leids. Die massive Auswanderung der deutschsprachigen Gläubigen und vieler Priester, die schon lange vor 1989 angefangen war, führte zur Auflösung vieler Pfarreien und Kirchengemeinden. Aber die mit viel Blut und Schweiß gewonnene Freiheit führte auch zur Wiederherstellung der diözesanen Strukturen, zur Restaurierung und Wiedereröffnung des alten Bischofspalastes, zur Gründung des katholischen Gymnasiums Gerhardinum (1992/1993), zur Wiedergeburt oder zur Erscheinung einiger religiösen Orden und zur Gründung des Caritasverbandes der Diözese Temeswar. Unermüdliche Unterstützung fand Bischof Kräuter dabei in Pfr. Martin Roos, dem eigentlichen Motor vieler Projekte, den er zum Kanzleidirektor ernannte, in seinem jungen Sekretär László Böcskei, in Dechant Josef Csaba Pál, Pfarrer von Reschitza, sowie in vielen anderen Priestern, von denen einige bereits im Herrn entschlafen sind und andere noch arbeiten und unter uns sind. Die Gründung und „Taufe“ unserer Zeitschrift Vita Catholica Banatus erfolgte mit Unterstützung von Bischof Sebastian Kräuter in der Reschitzaer-Redaktion, unter der Leitung von Pfr. Josef Csaba Pál.
Als kommunikativer, lebendiger und besonders barmherziger Mensch ist Bischof Kräuter vielen als Wohltäter, als Stütze der Bedürftigen, als spiritueller Vater, der materielle Güter und geistige Werte mit seinen Mitmenschen teilte, in Erinnerung geblieben. Kinder, Jugendliche, Erwachsene und ältere Menschen sind alle an seinem Fenster oder seiner Tür vorbeigekommen und haben sich seiner Hilfe erfreut.
Als er sich 1999 von der Leitung der Diözese zurückzog, unterstützte noch Bischof Kräuter, für kurze Zeit, seinen Nachfolger, Bischof Martin Roos, so weit es seine bereits schwächelnde Gesundheit zuließ. Bis zu seinem Tod lebte er im Domherrenhaus, am Domplatz/ Piața Unirii Nr. 10, zusammen mit dem Titularerzbischof Dr. Adalbert Boros († 2003) und dem Domherr-Pfarrer Dr. Lorenz Zirenner († 2005), und efreute sich der Fürsorge der Franziskanerinnen, in deren Hospiz in der Memorandului-Straße in Temeswar, wo er am 29. Januar 2008 verstarb. Bis zu seinem letzten Atemzug standen ihm Generalvikar László Böcskei, sein Nachfolger Martin Roos und die Schwestern zur Seite. Er wurde in der Krypta der Domkirche neben seinem Vorgänger, Bischof Augustin Pacha, und Erzbischof Dr. Boros beigesetzt, wo er den glücklichen Tag der Auferstehung erwartet.
Libertas filiorum Dei! – so lautete der Weihespruch von Bischof Sebastian Kräuter, der perfekt zu den Zeiten, Orten und Menschen seiner Epoche passte. Durch sie führte und ermutigte der Hirte seine Herde und wies damit auf den inneren Zusammenhang zwischen der Freiheit und dem Charakter der echten Christen als Kinder Gottes hin. In diesen Tagen, in denen sich der Geburtstag von Bischof Sebastian Kräuter zum hundertsten Mal jährt, wollen wir uns an seinen Wahlspruch erinnern und ihn meditieren, seine Tugenden praktizieren und ihn in unseren Gebeten erwähnen, denn auch der Völkerapostel fordert uns auf: „Gedenkt eurer Führer, die euch das Wort Gottes verkündet haben; seht, wie sie ihr Leben beendet haben, und ahmt ihren Glauben nach!“ (vgl. Hebr. 13,7).
Pressestelle der Römisch-Katholischen Diözese Temeswar