Maria Radna feiert heuer ein doppeltes Jubiläum: 500 Jahre seit der Errichtung der ersten Kapelle im damaligen Weinberg, am Ort der jetzigen Wallfahrtskirche, aber auch 200 Jahre seit der Kosekrierung des Gotteshauses durch den Erzbischof von Gran/Esztergom, durch den damaligen Fürstprimas Alexander Rudnay. Auch wenn die Gesundheitsvorschriften keine grossen Feierlichkeiten erlauben, kann der historische Moment nicht unmarkiert bleiben.
Die Ereignisse der Vergangenheit werden in schriftlichen Chroniken aufbewahrt; Augenzeugen sprechen am authentischsten über die jüngsten und gegenwärtigen Ereignisse. Die nächsten Seiten enthalten die Worte unterschiedlichen Menschen: Gottesdiener, ältere Menschen, die an ihrer Religion festhalten, junge Menschen, die im Glauben aufwachsen, Bewahrer unserer gemeinsamer Feste und Pilger am jahrhundertealten Gnadenort von Maria-Radna.
Maria Stanci – 64 Jahre (Arad Șega)
– Welche ist Ihre erste Erinnerung an diesen heiligen Ort? Mit wem sind Sie zum ersten Mal nach Radna gepilgert?
– Meine erste Wallfahrt nach Maria Radna war im Jahre 1963 nach meiner Ersten Heiligen Kommunion zusammen mit meiner Mutter. Wir gingen von Altsanktanna (Comlăuș) zu Fuß nach Maria Radna.
– Waren Sie schon einmal zu Fuß auf einer Wallfahrt nach Radna? Wie haben Sie diese Pilgerreise erlebt? Wie haben Sie sich gefühlt, als Sie unterwegs in den Gemeinden empfangen und aufgenommen wurden? Oder wenn Sie auf dem Weg zu verschiedenen Orten, einschließlich Kirchen, geschlafen haben?
– Jedes Jahr gingen wir Ende August zu Fuß mit der Pilgergruppe aus unserer Pfarrkirche, jung und alt, nach Maria Radna. Es war für mich stets eine große Freude. Freitag morgens, um 04.00 Uh,r ging es nach der hl. Messe los und nachmittags ungefähr um 05.00 Uhr kamen wir in der Wallfahrtskirche an. Den ganzen Weg wurde gebetet und schöne Marienlieder wurden gesungen. Unterwegs nach Maria Radna wurden wir von den Dorfeinwohnern immer freundlich begrüßt und wir durften unseren Durst mit frischem Wasser stillen. In Gyorok wurden wir von dem Pfarrer in der Kirche erwartet und nach einer kurzen Andacht gesegnet, um nacher unseren langen Weg über den Berg mit Gottes Hilfe fortzusetzen.
Die größte Freude hatte ich, wenn wir mit der Prozession, mit Kreuz und Blasmusik in Radna ankamen, die Treppen zur Kirche emporstiegen und das Lied „Wunderschön Prächtige” sangen. An der Kirchenpforte erwartete uns der Franziskanerpater, der uns willkommen hieß und mit dem Lied „Großer Gott wir loben dich” betraten wir die Kirche. Alle Müdigkeit und Strapazen waren vergessen, weil ich wusste, dass uns Maria wie eine Mutter, mit ausgebreiteten Armen erwartete. Ich fühlte mich geborgen und wie zu Hause, bei der Mutter angekommen.
Samstags wurde immer ein feierliches Hochamt zelebriert, es folgte der Kreuzweg und bis zum Abend andere Andachten. Sonntags nach der hl. Messe und dem Abschied vor der Lourdes Kapelle gingen wir nach Hause, gestärkt im Glauben, aber mit dem Versprechen nach Radna wiederzukommen.
Es waren stets drei schöne Tage des Gebets und der spirituellen Erholung und ich freute mich immer schon auf das nächste Jahr.
– Im Laufe der Jahre haben Sie in Radna verschiedene Pilger und Gruppen von Gläubigen getroffen, die jeweils in ihrer eigenen Sprache singen und beten. In welcher Beziehung stehen Sie zu diesem Reichtum an Sprachen, musikalischen Schätzen und Gebeten, die hier gesprochen werden?
– In meiner Kinder- und Jugendzeit waren Ende August, in Maria Radna, fast nur deutsche Pilgergruppen aus dem Banat, aber es hat uns immer sehr beeindruckt, wenn Prozessionen anderer Nationalitäten in ihrer Muttersprache singend und betend kamen.
Auch nach der Wende war ich sehr oft zu Fuß in Maria Radna mit meinem Ehemann und meinen Kindern, meine letzte Fußwallfahrt war vor ungefähr 20 Jahren. Wir, eine Gruppe bestehend aus ungefähr 25-30 Personen sind aus Arad, genauer gesagt vom Stadtteil Micălaca/ Mikalaka nach Maria Radna gepilgert. Auch jetzt fahre ich jedes Jahr, wenigstens einmal, zur deutschen Wallfahrt nach Maria Radna, vor allem mit der Pfarrgemeinde aus Arad-Schega, zu der ich gehöre.
– Die Atmosphäre der Wallfahrten nach Maria Radna ist eine besondere, manchmal sehr abwechslungsreiche. Welche war die Episode, die Ihnen in Erinnerung geblieben ist und die Sie beeindruckt hat?
– Alle meine Wallfahrten waren etwas Besonderes und sie bleiben mir in schöner Erinnerung. Ganz besonders bleibt mir ein Erlebnis im Gedächtnis, das ich hatte, als wir eines Nachts in der Gnadenkirche beteten und sangen und ich das Gefühl hatte, dass mit uns auch der ganze himmlische Engelschor mitsang.
– Was bedeutet für Sie Maria Radna?
– Maria Radna ist für mich ein Zufluchtsort, ein Ort der Stille und des Gebets, ein Ort, wo man alle seine Sorgen und Nöte abladen kann und danach getröstet und gestärkt nach Hause gehen kann.
– Das Pressebüro der Diözese Temeswar bedankt sich herzlichst für das Gespräch!