Maria Radna feiert heuer ein doppeltes Jubiläum: 500 Jahre seit der Errichtung der ersten Kapelle im damaligen Weinberg, am Ort der jetzigen Wallfahrtskirche, aber auch 200 Jahre seit der Kosekrierung des Gotteshauses durch den Erzbischof von Gran/Esztergom, durch den damaligen Fürstprimas Alexander Rudnay. Auch wenn die Gesundheitsvorschriften keine grossen Feierlichkeiten erlauben, kann der historische Moment nicht unmarkiert bleiben.
Die Ereignisse der Vergangenheit werden in schriftlichen Chroniken aufbewahrt; Augenzeugen sprechen am authentischsten über die jüngsten und gegenwärtigen Ereignisse. Die nächsten Seiten enthalten die Worte unterschiedlichen Menschen: Gottesdiener, ältere Menschen, die an ihrer Religion festhalten, junge Menschen, die im Glauben aufwachsen, Bewahrer unserer gemeinsamer Feste und Pilger am jahrhundertealten Gnadenort von Maria-Radna.
Domherr Nikola Lauš stammt aus Lupak (im Banater Bergland), absolvierte das Römisch-Katholische Theologische Institut von Karlsburg/Alba-Iulia und wurde 2005 zum Priester geweiht. Zwischen 2005 und 2011 war er als bischöflicher Sekretär tätig, Jahr in dem er zum Diözesanökonom ernannt wurde. Seit 2013 wurde er auch zum Kanzleidirektor, unter Beibehaltung seiner Funktion als Ökonom. Seit 2014 wurde er zum Domherr und somit zum Mitglied des Domkapitels. Im Rahmen des Restaurierungs- und Renovierungsprojekts von Maria-Radna erfüllte er den Auftrag eines Verantwortlichers, seitens der Diözese Temeswar. Aus dieser Position koordinierte er die ganze Zeit die durchgeführten und beendeten Renovierungen. Seit 2017 wurde er ebenfals zum Verantwortlicher seitens des Bistums für das Renovierungs- und Restaurierungsprojekt der Dokirche zum Hl. Georg, die Römisch-Katholische Kathedrale von Temeswar.
– Pfarrer Lauš, Sie sind ein Verehrer der Muttergottes von Radna. Welche ist Ihre erste Kindheitserinnerung an diesen heiligen Ort? Mit wem sind Sie zum ersten Mal nach Radna gefahren?
– Wenn ich mich gut erinnere, war ich im Alter von 5 Jahren war, jedenfalls im Kindergarten, als ich zum ersten Mal in Radna war. Ich erinnere mich mit Freude, dass meine Großmutter mich vom 14. bis zum 15. August anlässlich des Hochfestes Mariä Himmelfahrt zur Wallfahrt mitgenommen hat. Ich erinnere mich nicht an allzu viele Details, aber ich kann mich deutlich an den Wunsch erinnern, eine solche Pilgerreise selber zu unternehmen. Als ich in der Familie und im Dorf hörte, wie man über diesen gesegneten Ort sprach, konnte ich es kaum erwarten, dass auch ich dorthin gehe. Zusammen mit Oma fuhr ich aufgeregt mit dem Zug von Reschitz nach Temeswar und von dort nach Radna. Natürlich war die Reise zu dieser Zeit nicht gerade kurz und wir hatten nicht die Möglichkeit, mit dem Auto zu fahren, aber alles, was zählte, war die Emotion und Freude, dass ich endlich Maria-Radna erreichen würde. Und als wir ankamen, erinnere ich mich, dass meine Oma begonnen hatte, mir die heiligen Ikonen in dem Flur zu zeigen, und ich erinnere mich an das Bild, das den Himmel und die Hölle zeigt, in der Nähe des Eingangs. Grundsätzlich kann ich mich als gesegnet bezeichnen, das Privileg und die Freude gehabt zu haben, seit meiner Kindheit diesem Gnadenort nahe zu sein. Und dafür danke ich vor allem dem guten Gott, aber auch der Familie, die mich geführt und in einem Geist des Glaubens und der Frömmigkeit erzogen hat.
– In den letzten Jahren haben Sie das europäische Projekt zur Renovierung der Basilika und des Klosterkomplexes in Maria-Radna koordiniert. Wie erinnern Sie sich an diese Zeit, die Vorbereitungszeit vor dem Segen der Renovierungsarbeiten, den Beginn der Arbeiten und die Förderung des Wallfahrtsortes sowie an alle anderen Ereignisse?
– Aus der gleichen Güte Gottes hatte ich die Gelegenheit, an diesem Projekt teilzunehmen, das für unsere Diözese so wichtig ist. Da es ziemlich neu ist, gibt es viele Erinnerungen an dieses Projekt, aber ich muss zugeben, dass es keine einfache Zeit war. Besonders am Anfang empfand ich es als schwierig, dieses Ziel zu erreichen, da ich nicht wusste, wie es weitergehen würde, da es das erste Projekt der römisch-katholischen Diözese Temeswar war, das aus europäischen Mitteln finanziert wurde. Ein äußerst komplexes und umfangreiches Projekt, bei dem es notwendig war, sich kontinuierlich an verschiedene unvorhergesehene Situationen anzupassen. Tatsächlich erforderte der gesamte Implementierungsprozess die kontinuierliche Suche nach verschiedenen Lösungen für Probleme, die nicht immer einfach waren. Aber wenn ich jetzt zurückblicke, kann ich zu dieser Zeit nur mit Freude und mit viel Dankbarkeit an Gott denken, der der wahre Projektkoordinator war, und an die himmlische und heilige Mutter, die effektivste Aufsichtsperson. Ich denke mit großer Freude nicht nur an das Projekt selbst, das Gott sei Dank zu Ende gegangen ist, sondern auch an das, was durch die Sanierung des gesamten Klosterkomplexes und -ensembles erreicht wurde. Und diese Sanierung ist dazu da, um die Schönheit der Kirche hervorzuheben und somit den Menschen einen Tropfen der Schönheit und Ausstrahlung Gottes zu bieten.
Ich denke mit besonderer Dankbarkeit an die volle Unterstützung des emeritierten Bischof Martin Roos, an den Beitrag zur Realisierung dieses großartigen Projekts und die Unterstützung, die er während der Renovierungsphase und darüber hinaus gezeigt hat. Ohne die Hilfe, das Engagement, das Interesse und die ständigen Bemühungen unseres emeritierten Bischofs hätte es heute wohl nicht so ausgesehen. Deshalb bitte ich den himmlischen Vater, ihn zu belohnen und ihn weiterhin mit seinen Gnaden zu beschützen.
– Im Laufe der Jahre haben Sie verschiedene Pilger und Gäste getroffen, Gruppen von Gläubigen. Wir wissen, dass kroatische / Karaschowaner Gläubige auch zu Fuß nach Radna kommen. Waren Sie schon einmal zu Fuß auf einer Pilgerreise? Wie war diese Erfahrung?
– Als kleines Kind nahm ich an vielen solchen teil und wartete auf die Prozession von Pilgern aus kroatischen Dörfern. Als Kind ging ich nach Radna, aber nicht zu Fuß. Nachdem ich ins Lyzeum kam, pilgerte ich zu Fuß. Es war eine schöne und reiche Erfahrung, eine Gelegenheit, viel zu lernen, besonders von älteren Menschen. Ich kann sagen, dass diese Ereignisse Pilgerfahrten der Bildung, der Ausbildung im Glauben und dessen Umsetzung sowie eines Lebens der Frömmigkeit waren. Uns wurde erklärt, wie man geht, wie man betet, wie man singt und wie man aufpasst und darauf achtet, wie wir diese Pilgerreise durchlaufen. Die älteren Gläubigen in der Gruppe erinnerten uns daran, dass wir nicht auf Pilgerreise gehen, um zu reden.
– Was sind die Zukunftspläne für Maria-Radna und Kladova? Ich weiß, dass Sie sowohl den spirituell-pastoralen Teil, als auch den touristischen, kulinarischen Teil entwickeln möchten, aber auch spirituelle Programme für junge Menschen und Erwachsene.
– Die Pläne waren zahlreicher in den letzten Monaten, als unser Land und die ganze Welt sich nicht vorstellen konnten, dass wir eine solche Zeit durchmachen würden, eine Pandemie. Dies bedeutet jedoch nicht, dass wir das Vertrauen in die Zukunft verlieren, denn wir wissen, dass Gott heute, morgen und immer bei uns ist, egal was passiert. Auch wenn es im Moment keine konkreten oder genauen Pläne gibt, gibt es immer noch Ideen und Wünsche. In diesem Sinne kann ich sagen, dass man hofft, dass sich der gesamte Maria-Radna-Komplex in Zukunft selbst finanzieren kann, das Museum ein ständiger Anziehungspunkt wird, mehr Gästezimmer eingerichtet werden und verschiedene Tagungen, Konferenzen sowie Veranstaltungen organisiert werden, deren Gastgeber das harmonische Ensemble von Maria-Radna wird.Für Kladova gibt es bereits ein Haus mit mehreren Räumlichkeiten, in dem die Möglichkeit besteht, zusätzliche Unterkünfte für junge Leute zu schaffen, die nach Maria-Radna kommen. Oder, wer weiß, vielleicht sogar, um spirituelle Übungen oder Tage der Stille zu organisieren.Aus touristischer oder kulinarischer Sicht können wir uns sicher vorstellen, wie schön es wäre, in naher Zukunft verschiedene Messen wie Weihnachten (schon einmal gemacht) oder Ostern organisieren zu können. Im Moment beschränken wir uns jedoch auf die Phase der Ideen und Konzepte und hoffen auf eine möglichst baldige Umsetzung dieser.Unabhängig davon, auf welche Richtungen wir uns konzentrieren, denke ich, dass es wichtig ist, Maria-Radna zu fördern und den Reichtum dieses Ortes optimal zu nutzen, um seinen wahren Wert hervorzuheben, und unabhängig davon, aus welcher Perspektive er sich für jene Menschen entwickeln wird, die hierher kommen, um wirklich ein Treffpunkt mit Gott und der Heiligen Mutter zu sein, ein Ort, an dem sich das Herz des Menschen dem Himmel nähert. Denn am Ende ist das ultimative Ziel des Menschen nämlich die Errettung der Seele und der Erwerb des ewigen Reiches. All unsere Bestrebungen, Aktivitäten, Bemühungen und Wünsche müssen im Wesentlichen auf dieses höchste Ziel ausgerichtet sein, für das wir vom allmächtigen Vater geschaffen wurden.
– Die Atmosphäre der Wallfahrten nach Maria-Radna ist eine besondere, manchmal sehr abwechslungsreich. Welche war die Episode, die Ihnen in Erinnerung geblieben ist und die Sie bei einer dieser Pilgerreisen beeindruckt hat?
– Es wären mehrere, aber um nur eine Erinnerung aus zwei verschiedenen Phasen meines Lebens hervorzuheben, würde ich Folgendes auflisten:
-Als Kind: Als ich mit meiner Großmutter ging, erinnere ich mich an den Aufprall, den ich spürte, als ich den Korridor links von der Kirche betrat, wo verschiedene heilige Ikonen und Gemälde an der Wand angebracht waren. Ich war von diesen fasziniert und ich erinnere mich, dass es ein Gemälde war, das Himmel und Hölle illustrierte und das mich in jenem Moment ziemlich stark prägte.
-Als Priester: Ein besonderer Moment, der mir in Erinnerung geblieben ist, war die Anwesenheit des inzwischen verstorbenen Kardinals Joachim Meisner im Jahr 2015 anlässlich des Segens der Renovierungsarbeiten in Maria Radna. Eine herzliche Gegenwart, ein heller Diener, der Güte verkörperte, ein Pfarrer mit tiefem Glauben und der die Lehren und Wahrheiten unserer Kirche klar und kompromisslos ausdrückte. Ich kann nicht anders, als dem Herrn dafür zu danken, dass er mir die Möglichkeit gegeben hat, solche emotionalen Momente zu erleben und solche Menschen zu treffen, die in meinem Gedächtnis und in meiner Seele eingeprägt sind und die meine Bildung als Christ irgendwie kennzeichnen.
– Was bedeutet für Sie Maria-Radna?
– Es ist schwer, dies mit Worten zu beschreiben. Ich kann sagen, dass Maria-Radna zusammen mit unserer römisch-katholischen Kathedrale in Temeswar und der Kirche in meinem Heimatdorf ein wahres Zuhause für meine Seele und meinen Glauben darstellen. Maria-Radna ist ein Ort des besonderen Friedens und der tiefen Spiritualität, eine einzigartige Zuflucht für mein Herz, ein ganz besonderer Ort, der Teil meines Lebens ist, an dem ich meine Seelenbatterien auflade und an dem die Begegnung mit dem guten Gott und meiner himmlischen Mutter, der Heiligen Jungfrau Maria, übernatürliche Werte erlangt und echte Konturen annimmt. Maria-Radna ist innere Freude und Reichtum für mich, es ist kostbarer Frieden und Schatz in meinem Leben, es ist das Geschenk des Herrn und einer der schönsten Segen, die ich von Schöpfervater in diesem Leben erhalten habe. Er verdient die Ehre und den Dank für alles, was Maria-Radna für mich, und ich denke für viele von uns, bedeutet.
– Das Pressebüro der Diözese Temeswar bedankt sich herzlichst für das Gespräch!